Köln – Bei dem Corona-Patienten aus Heinsberg, der zurzeit in der Düsseldorfer Uniklinik behandelt wird, gibt es eine Verbindung zu Köln: Wie die Stadt Köln bestätigte, war der Mann bis vor wenigen Tagen auch in der Kölner Universitätsklinik versorgt worden. Er habe sich am 13. und am 19. Februar zu regulären Nachsorgeuntersuchungen in der Uniklinik aufgehalten, sagte am Mittwoch ein Sprecher der Stadt Köln bei einer Pressekonferenz.
In der Nacht zu Donnerstag gab es nun Entwarnung: Bei allen getesteten Patienten und Mitarbeitern der Uniklinik habe der Test keinen Nachweis auf Coronaviren ergeben. Der schwer erkrankte 47-Jährige aus Gangelt bei Heinsberg hatte sich in der Uniklinik zu ambulanten Untersuchungen zu einer anderen Erkrankung aufgehalten. Zehn Mitarbeiter der Uniklinik Köln und 31 Personen, die in den gleichen Wartezimmern gesessen haben, waren als mögliche Kontaktpersonen ermittelt worden. Für sie gilt trotz der negativen Tests jedoch weiterhin eine zweiwöchige Isolation.
Am Mittwoch hatte es zunächst geheißen, dass eine medizinische Angestellte der Uniklinik Symptome aufweise, die auf das Coronavirus schließen lassen könnten. Aber auch bei ihr bestätigte sich der Verdacht nicht.
Anders stellt sich der Fall eines Kölner Bundeswehrsoldaten dar, der ebenfalls Kontakt zu dem erkrankten 47-jährigen Heinsberger hatte. Bei dem am Flughafen Köln/Bonn stationierten Soldaten der Flugbereitschaft aus Köln-Wahn wurde nach Bundeswehr-Angaben von Mittwochabend das Coronavirus festgestellt. Der 41-jährige Soldat werde seit Mittwoch im Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz behandelt, teilte die Bundeswehr mit. Er habe grippeähnliche Symptome, sei aber „in einem gutem Zustand“.
Die Luftwaffe hat nun „circa 40 Personen“, die mit dem am Coronavirus erkrankten Soldaten der Flugbereitschaft in Köln in Kontakt kamen, in häusliche Quarantäne geschickt. Das sagte ein Sprecher der Bundeswehr dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Dem Sprecher zufolge wurden jene rund 40 Bundeswehrbediensteten ermittelt, die mit dem infizierten Soldaten in den Räumen der Flugbereitschaft und „in den Tagen davor“ andernorts zusammentrafen. Sie würden nun auf das Virus getestet, vom Sanitätsdienst der Bundeswehr betreut und seien voraussichtlich etwa 14 Tage – so lange ist die Inkubationszeit des Virus‘ – außer Dienst gestellt, sagte der Bundeswehrsprecher weiter. Sollte bei ihnen das Virus nachgewiesen werden, müssten sie natürlich weitergehend behandelt werden.
Infizierter Soldat hat sich selbst gemeldet
Der Soldat, bei dem das Virus nun nachgewiesen wurde, hatte sich nach Medienberichten selbst bei seiner Einheit gemeldet, weil er mit dem infizierten 47-Jährigen aus dem Kreis Heinsberg zuvor im Ort Langbroich Karneval gefeiert hatte. „Nur weil er hörte, dass sein Bekannter in der Uniklinik in Düsseldorf behandelt wird, hat er sich gemeldet“, sagte der Koblenzer Oberstarzt Thomas Harbaum. Daraufhin war am Mittwoch die Flugbereitschaft mit Sitz auf dem militärischen Teil des Flughafens Köln/Bonn für mehrere Stunden abgeriegelt worden. Die Bundeswehr hat alle Mitarbeiter der Flugbereitschaft erneut über das Virus und die Hygienevorschriften belehrt.
Der infizierte Soldat soll zuletzt keinen Kontakt zu Crews von Regierungsflugzeugen gehabt haben, teilt die Bundeswehr mit. Medienberichte zufolge soll der Soldat später auch in Köln Karneval gefeiert haben. Darüber habe die Bundeswehr jedoch „keine genaue Kenntnis“, sagt der Sprecher. Auch das Kölner Gesundheitsamt kann das auf Anfrage nicht bestätigen.
Sicherheitsmaßnahmen auch am Kölner Dom
Auch der Kölner Dom reagiert auf das Coronavirus. Ab Freitagmorgen bleiben die Weihwasserbecken leer, um das Ansteckungsrisiko zu verringern. „Außerdem rufen wir beim Friedensgruß innerhalb eines Gottesdienstes die Gläubigen aktuell nicht dazu auf, einander die Hände zu reichen“, teilte Dompropst Gerd Bachner am Donnerstag mit. „Der Friedensgruß kann sehr gut durch ein freundliches Lächeln oder Zunicken erfolgen.“ Außerdem gibt es ab sofort keine Mundkommunion mehr, das heißt, die Hostie wird den Gläubigen nur noch in die Hand gelegt. Der Kölner Dom sei ein hochfrequentierter Ort mit täglich 20.000 Besucherinnen und Besuchern aus aller Welt.
So sollten sich besorgte Kölner verhalten
Wer in Sorge ist, das Virus in sich zu tragen, dem empfiehlt Professor Florian Klein, Direktor des Instituts für Virologie der Uniklinik, „nichts anderes zu tun als sonst. Wenn Sie sich schlecht fühlen, gehen Sie zum Arzt“. Menschen, denen unwohl ist und die zuvor in Gegenden waren, in denen das Coronavirus grassiert, also etwa die chinesische Provinz Hubei oder Norditalien, sollen sich ans Krankenhaus wenden und ihren Besuch telefonisch ankündigen, damit sie die Klinik sofort in Empfang nehmen kann. „Die Symptome von Corona sind im Grunde nicht von denen einer Grippe zu unterscheiden“, erläuterte Klein, also Husten und Schnupfen, Halskratzen oder Fieber. „Und die Wahrscheinlichkeit, dass Sie an der Grippe erkranken, ist sehr viel höher.“
Die Stadt hat insgesamt zehn Betten, in denen Erkrankte isoliert behandelt werden können, erläuterte Gerhard Wiesmüller vom Gesundheitsamt. Diese Betten sind in einem linksrheinischen und in einem rechtsrheinischen Krankenhaus. Welche Einrichtungen das sind, wollten die Verantwortlichen nicht sagen, damit verunsicherte Menschen nicht nur diese beiden Häuser aufsuchen. „Wir können kurzfristig auf 39 Plätze erhöhen. Zur Not können wir ein ganzes Krankenhaus nutzen“, sagte Wiesmüller. Die Stadt sei in engem Kontakt mit Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten. Regelmäßig kämen Experten zusammen, um die Lage zu bewerten.
Kölner Hotline zum Coronavirus
Sollte das Coronavirus in Köln ausbrechen, verfährt die Stadt nach einem Pandemie-Plan, nach dessen höchster Gefährdungsstufe unter anderem Kitas und Schulen geschlossen und Massenveranstaltungen abgesagt werden können. „Doch so weit sind wir noch nicht“, sagte Wiesmüller. Wie zum Beweis für seine Worte teilte der 1.FC Köln am Mittwoch auf Anfrage mit, dass sein Heimspiel am kommenden Samstag um 18.30 Uhr gegen Schalke 04 stattfindet. „Die Bevölkerung in Köln“, beruhigte Wiesmüller, „ist auf der sicheren Seite“.
Die Stadt hat eine Hotline geschaltet, unter der sich die Bürger über das Coronavirus informieren können. Die Nummer lautet 0221/221-33500 und ist montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr besetzt. (mit red)