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Impfung, Schule, KontakteDie wichtigsten Antworten zur Omikron-Variante in Köln

Lesezeit 4 Minuten
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Klinikmitarbeiterinnen bereiten Betten in einer Station für Omikron-Patienten in Südafrika vor. 

Köln – Insgesamt fünf Fälle der Omikron-Variante bestätigte die Stadt Köln am Freitag - vier Infektionen mehr als am Vortag. Omikron, das kleine „o“ des griechischen Alphabets, steht für die in Südafrika entdeckte Variante, die dort 70 Prozent aller Infektionen ausmacht. Im Erbgut des Virus erkannten Wissenschaftler 50 Mutationen, davon 32 am Spike-Protein, mit dem das Virus in die Zellen eintritt. Dadurch ist Omikron deutlich ansteckender und kann der Immunantwort leichter ausweichen. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wie sieht die Infektionslage an Schulen und Kitas aus?

Die Corona-Lage in den Schulen und Kitas ist seit einigen Tagen auf einem hohen Fallzahlenniveau stabil, sagte eine Sprecherin der Stadt am Donnerstag. „Aktuell haben wir 975 positiv getestete Schulkinder in Quarantäne und 215 Kita-Kinder in Quarantäne“, so die Sprecherin. Vermutlich sei auch die Wiedereinführung der Maskenpflicht dafür verantwortlich, dass weniger Kinder als enge Kontaktpersonen in Quarantäne müssen. Wegen des verschärften Infektionsgeschehens gibt es auch in Schulen und Kitas einen Rückstand bei der Kontaktnachverfolgung.

Welche Vorbereitungen trifft die Stadt, um im Winter die Lage an den Schulen unter Kontrolle zu halten?

„Köln hat von Beginn an auf Testungen gesetzt und als Partner der Uniklinik das Projekt Lolli-Testungen entwickelt“, sagt Robert Voigtsberger, Beigeordneter für Bildung, Jugend und Sport gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Bis heute hätten auch weiterführende Schulen die Möglichkeit, neben den vorgeschriebenen Schnelltests des Landes einmal pro Woche eine Lolli-Testung durchzuführen. „So können Infektionsketten schnell erkannt und unterbrochen werden“, so Voigtsberger. Zudem beschaffe die Stadt Köln gerade Luftreinigungsgeräte für Schulen.

Alles zum Thema Christian Drosten

Drohen wieder Schulschließungen?

Die Kultusminister der Bundesländer wollen sowohl Schulen als auch Hochschulen offen halten. Daran werde auch Omikron nichts ändern, so die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz Britta Ernst (SPD).

Kommende Woche beginnen die Impfungen von Fünf bis Elfjährigen. Wo kann man in NRW sein Kind impfen lassen?

Die meisten Bundesländer setzen in der Impfkampagne für Fünf bis Elfjährige auf Kinderarztpraxen und Impfzentren, nicht auf Impfangebote an Schulen und Kitas. In Nordrhein-Westfalen sollen unter Zwölfjährige möglichst in Kinderarztpraxen geimpft werden, es gibt jedoch auch ergänzende Angebote in Impfzentren.

Wie gefährlich ist Omikron für Kinder?

Nach Berichten aus Südafrika sei mit der Verbreitung der Omikron-Variante die Krankenhauseinweisungen von infizierten Kleinkindern deutlich angestiegen. Ob Omikron bei Kindern tatsächlich zu mehr schweren Verläufen bei Kinder führt, kann man zum jetzigen Zeitpunkt nicht eindeutig beantworten – noch fehlen Daten und Studien fehlen. Auf die Gesamtbevölkerung bezogen berichten Mediziner aus Südafrika dagegen von einer hochansteckenden Variante mit eher milden Verläufen und kürzeren Krankenhausaufenthalten. Im Kreis Kleve wurde ein mit Omikron infiziertes Kleinkind mit Atemwegsproblemen ins Krankenhaus gebracht und dort ambulant behandelt. Mittlerweile soll es dem Kind aber wieder besser gehen.

Wie gut schützt die Impfung gegen Omikron?

Hierzu gibt es nur Labortests mit Petrischalen, keine klinischen Studien. Erste Ergebnisse veröffentlichte die Virologin Sandra Ciesek: Demnach entkommt Omikron großen Teilen der Immunabwehr. Drei Monate nach der Booster-Impfung mit Biontech liegt die Neutralisation von Delta bei 95 Prozent, bei Omikron sind es nur 25 Prozent. Bei einer zweifachen Impfung von jeglichen Corona-Impfstoffen sei nach sechs Monaten gar keine Antikörperreaktion messbar gewesen: null Prozent. „Die Daten bestärken, dass die Entwicklung eines an Omikron angepassten Impfstoffes sinnvoll ist“, schreibt Ciesek auf Twitter. Christian Drosten schrieb dazu: „Sieht nicht gut aus für zweifach Geimpfte. Dritte Dosis nötig.“

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Biontech-Chef Ugur Sahin appelliert angesichts der neuen Erkenntnisse ebenfalls zu einer dritten Impfdosis, möglichst schon drei Monate nach der zweiten Spritze. Die vierte Dosis könne ein an Omikron angepasster Impfstoff sein.

Vermutlich schützt die Impfung jedoch auch bei Omikron gut gegen schwere Verläufe: Die Immunantwort beruht nicht nur auf Antikörpern, sondern auch auf T-Gedächtniszellen. T-Zellen erkennen infizierte Zellen und zerstören diese, damit sich das Virus nicht weiter vermehrt. Weil eine infizierte Zelle alle Bestandteile des Coronavirus präsentiert, können T-Zellen sie auch bei Mutationen gut erkennen. Auch Berichte aus Südafrika stützen die These, dass die Impfung schwere Omikron-Verläufe verhindert.

Müssen auch Geimpfte in Quarantäne, wenn sie Kontakt mit Omikron-Erkrankten hatten?

Ja. Wer nachweislich Kontaktperson einer Omikron-infizierten Person ist, muss mit einer zweiwöchigen Quarantänepflicht rechnen, auch nach einer dreifachen Impfung. Das Gesundheitsministerium in Düsseldorf hatte die Quarantäneregeln diesbezüglich geändert, die Quarantänepflicht auch für Geimpfte gilt seit Donnerstag. Zuletzt waren Geimpfte oder Genesene mit näherem Kontakt zu Corona-Infizierten von der Quarantänepflicht ausgenommen, sofern sie keine Symptome aufwiesen.

Was halten Pflegeheime von der einrichtungsbezogenen Impfpflicht?

Der Tenor bei Pflegeeinrichtungen dreier großer Träger in Köln, mit denen der „Kölner Stadt-Anzeiger“ gesprochen hat, ist jeweils ähnlich: Die Impfpflicht ist gut und richtig. „Sie ist notwendig, deswegen begrüßen wir die Impfpflicht“, sagt Melani Köroglu, Sprecherin der Diakonie Michaelshoven. Auch Elisabeth Römisch, Leiterin des Fachbereichs Pflege der AWO Köln sagt: „In unserem Bereich halte ich es eigentlich für selbstverständlich, dass man sich gegen Corona impfen lässt.“

98 Prozent ihrer Mitarbeitenden seien zum Glück bereits geimpft. Die Befürchtung, dass es unter den restlichen zwei Prozent zu Kündigungen kommen könnte, halte sich in ihrem Haus aber in Grenzen. „Da wird es vielleicht einige geben, die aus dem Bereich ausscheiden werden“, so Römisch. „Doch einige werden sich aufgrund der Impfpflicht bestimmt noch impfen lassen.“Auch Mirko Beckmann, Standortleiter des Maternus Seniorencentrums Köln-Rodenkirchen, blickt der neuen Impfpflicht gelassen entgegen: „Ich habe nur eine Pflegekraft, die noch Angst vor der Impfung hat.“ (mit dpa, RND)