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CSD-Emfpang in Köln„CSD und Cologne Pride müssen politisch sein und bleiben“

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CSD dpa Pink

Präsenz in Pink

Köln – Mehr als 600 Menschen haben sich am Samstag im historischen Veranstaltungssaal Gürzenich in der Altstadt zum traditionellen Empfang im Rahmen des Christopher Street Day (CSD) 2019 in Köln versammelt. Das „Schwule Netzwerk“ sowie die Aidshilfe Nordrhein-Westfalen richten die Veranstaltung seit dem Jahr 2000 gemeinsam aus, in diesem Jahr lautet das Motto „50 Years of Pride – Viele. Gemeinsam. Stark.“ Entertainer Oliver Schubert moderierte die Gala und nahm in seinen Comedy-Einlagen nicht nur die „Heteronormativität“ oder den Kleidungsstil prominenter Gäste aus der Bundespolitik wie Martin Schulz (SPD) und Claudia Roth (Grüne) ins Visier, sondern auch die schwul-lesbische Szene selbst.

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Der CSD-Empfang sei neben guter Laune aber auch Ort für politische Forderungen und Gesellschaftskritik, sagte Gastgeber Steffen Schwab in seiner Begrüßungsrede. „CSD und Cologne Pride sind nicht nur eine große Party, sondern müssen politisch sein und bleiben“, so der Landesvorsitzende des Schulen Netzwerks NRW. Das verdeutliche die hohe Nachfrage nach den Beratungsangeboten bei den Anlaufstellen der landesweit 40 Organisationen des schwulen Netzwerks, sondern auch die seit 2001 jährlich beim Empfang verliehene „Kompassnadel“ als Ehrung des Engagements für Akzeptanz sowie gegen Intoleranz.

Alles zum Thema Christopher Street Day

„Nichts von dem Erreichten ist uns geschenkt worden“

In diesem Jahr erhielt die Auszeichnung der Autor, Dichter und Blogger Johannes Kram. „Als Initiator des Waldschlösschen-Appells sowie in seinem Nollendorfblog deckt Johannes Kram skandalöse und diskriminierende Berichterstattung in den Medien auf“, hieß es in der Laudatio. Das Wirken des 52-Jährigen löse wichtige Debatten aus und leiste einen starken Beitrag zur Sichtbarkeit der Lesbisch-Schwul-Bi-Trans-Inter-Queer-Gemeinschaft (LSBTIQ). „Nichts von dem Erreichten, auf das wir heute stolz sind, ist uns geschenkt worden“, führte Schwab weiter aus. Den Wahlergebnissen für die AfD, homophoben öffentlichen Debatten bis hin zu Gewalt auf der Straße könne am besten mit starker Interessenvertretung begegnet werden, „mit Solidarität in Vielfalt“.

Auch 50 Jahre nach dem Aufruhr in der Bar „Stonewall Inn“ in der New Yorker Christopher Street anlässlich einer Polizei-Razzia sei der Impuls, der seitdem weltweit den Widerstand der Schwulen- und Lesbenbewegung gegen Drangsalierung durch Polizei und Behörden befeuere, stetig gewachsen, sagte Arne Kayser, Geschäftsführer der Aidshilfe NRW. „Es ist toll, dass es längst fast überall in Deutschland CSDs gibt, allein in 16 Städten in NRW“, so Kayser weiter.

Köln ist Hauptstadt des LSBTIQ-Lebens im Land

Dennoch sei Köln die unangefochtene Hauptstadt des LSBTIQ-Lebens im Land. „Seit den ersten Flugblatt-Demonstrationen Anfang der 70er-Jahre und 40 Jahre nach dem ersten CSD-Umzug in Köln mit wenigen hundert Teilnehmern gegen den Willen der Stadt-Eliten hat sich viel zum Guten getan. Jetzt unterstützt uns die Verwaltung und bringt 500 Regenbogenfahnen an den Rheinbrücken an - und zum Cologne Pride werden mehr als eine Million Menschen erwartet.“ Dennoch sei die LSBTIQ-Szene weiterhin Vorurteilen und Ressentiments ausgesetzt. „Die Antwort darauf muss in Deutschland und weltweit mehr Zusammenhalt und Gemeinschaft sein, um weiter deutlich die Interessen von Minderheiten artikulieren zu können.“

Parallel zum CSD-Empfang 2019 hat die Aidshilfe Köln auch Bürgermeisterin Elfie Scho-Antwerpes für ihr inzwischen 30-jähriges Engagement für die Belange von Menschen mit HIV/Aids geehrt. Auf die Schirmherrschaft des Fotowettbewerbs „Kann denn Gummi Sünde sein“ 1989 folgte jahrzehntelanges Engagement und ihre aktive Mitarbeit im Vorstand der Aidshilfe bis heute. „Elfi Scho-Antwerpes hat in den 90er-Jahren zahlreiche Menschen, die an den Folgen von Aids verstarben, und ihre Angehörigen auf dem letzten Lebensweg persönlich begleitet“, hieß es in der Dankesmitteilung der Organisation. Scho-Antwerpes sei „fester Bestandteil der Community“, sie fördere die Vernetzung untereinander und treibe die Projekte der Aidshilfe in Köln voran.