Es ist der Abschluss des „Cologne Pride“: Rund 60.000 Demonstrierende zogen am Sonntag durch Köln, am Straßenrand feierten Hunderttausende Zuschauer.
„Ihr kriegt uns nicht stumm!“Hunderttausende demonstrieren beim CSD in Köln für die Rechte queerer Menschen
Bunt, mit Glitzer und laut: So zeigt sich Köln zum Christopher Street Day (CSD). Tanzend, singend, mal überschwänglich kreischend und jubelnd zieht am Sonntag die feierlich mit einem dreifachen „Happy Pride“ eröffnete Demonstration durch die Kölner Innenstadt. Es ist der Abschluss des „Cologne Pride“, der wie in jedem Jahr erneut Hunderttausende Mitglieder der queeren Community genauso wie Allys, also Verbündete, nach Köln gezogen hat.
Rund 60.000 Teilnehmende und 90 Paradewagen sind laut der Veranstalter bei der Demo dabei, 250 Gruppen haben sich angemeldet. Darunter sind Firmen, Parteien und ehrenamtliche Vereine. Die Veranstalter hatten wie in den Vorjahren mit mehr als einer Million Gäste gerechnet. Noch rund eine Stunde vor Beginn sah es schlecht für diese Prognose aus: Der Regen prasselte auf die Straße, die Deutzer Brücke wirkte im Vergleich zum Gedränge der Vorjahre bis auf die bereitstehenden Wagen verlassen und vereinzelte in Regenbogenfarben gekleidete Menschen suchten Schutz unter der Brücke.
„Happy Pride!“ hallt durch Kölns Straßen
Doch pünktlich zum Start sind die letzten Regentropfen gefallen und die Sonne strahlt auf die feiernde Menge. Die kurzen Sommerschauer, die später über Köln ziehen, tun der Stimmung keinen Abbruch. Mit über den Kopf gezogenen Regenbogenfahnen und aufgespannten Regenschirmen wird weitergefeiert. Am gesamten Wegesrand der Demo von Deutzer Brücke bis zum Dom tanzen Menschen zu Techno-Musik, kölschen Tön oder Abba – je nachdem, welcher Wagen gerade vorbeizieht. Durch die Straßen hallt es immer wieder „Happy Pride!“.
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Weit vorne mit dabei sind auch die Mitglieder von Tokio Hotel, die am Abend zuvor noch auf dem Heumarkt spielten. Bill Kaulitz wippt im Paillettenoutfit zum Takt der Musik und kühlt sich mit einem kleinen Ventilator ab, sein Zwillingsbruder Tom posiert lächelnd für Selfies mit Fans, während der Wagen des „Come Together Cups“ am Heumarkt wartet, bis es weitergeht.
Politiker betonen Wichtigkeit des CSD
Bei aller Partylaune wird doch auch immer wieder deutlich, dass es eben nicht einfach eine Parade, sondern eine Demonstration ist. Das wird auf den Schildern deutlich, die in der Menge hochgehalten werden, aber auch bei der Eröffnung. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) warnt vor dem Abbau von Rechten queerer Menschen: „Wir merken, im Moment gibt es Faschisten und Nazis, die ein Rollback wollen.“
Die CSD-Demo sei dafür da, gegen dieses drohende „Rollback“ zu kämpfen, sagt Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos). Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), Staatsministerin Claudia Roth (Grüne), Sven Lehmann (Grüne), Queer-Beauftragter der Bundesregierung, und NRW-Kulturministerin Ina Brandes (CDU) betonen in ihren Reden die Wichtigkeit des CSD. „Ihr kriegt uns nicht stumm!“, beendet Roth ihre Brandrede.
Die steigende Anzahl an Übergriffen auf queere Menschen, auf die Lauterbach in Köln hinweist, nehmen auch die Kölner Arno und Michael wahr. „Gerade, wenn man auffällig gekleidet ist“, sagt Arno und zeigt auf seine schwarze Lederkluft. Von Beleidigungen über angespuckt werden bis hin zu körperlichen Angriffen, all das hätten sie bereits erleben müssen. Seit drei Jahren sind sie ein Paar, kennengelernt haben sie sich beim CSD in Köln. Daran nehmen sie schon seit vielen Jahren teil, „weil es wichtig ist, darauf aufmerksam zu machen“.
Mandy Forever, die mit ihrer langen Regenbogenschleppe auffällt, reist bereits seit 2005 jedes Jahr aus Essen zum CSD nach Köln. „Wir müssen einfach zeigen, dass wir auch Rechte haben. Wir sind Menschen.“ Auch Kevin und Hannah demonstrieren am Sonntag für die Rechte queerer Menschen. Mit dem Flixbus sind sie am Morgen von Frankfurt nach Köln gefahren. Kevin, der selbst schwul ist, sagt: „Wir müssen ein Zeichen setzen, weil queeres Leben immer noch bedroht ist. Alles, was wir erreicht haben, steht auf der Kippe.“
Von Mittag bis in den Abend hinein demonstrieren die Teilnehmenden dafür, dass der befürchtete „Rollback“ nicht eintritt. Für viele ist es eine der wenigen Gelegenheiten, sich in der Öffentlichkeit so zu zeigen, wie sie sind – bunt, mit Glitzer und laut.