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Matt AlvarezKölner Coach gibt Datingtipps für die Partnersuche

Lesezeit 3 Minuten
Mann beim Online-Dating Getty Images

Online-Portale haben die Form des Kennenlernens verändert. 

Köln – Augenkontakt, aber doch keine Begegnung. Warum lernen sich inzwischen weniger Menschen in der realen Welt und mehr in der virtuellen kennen? Die Einschränkungen während der Corona-Pandemie haben dazu geführt, dass sich die Nutzung von Online-Dating-Plattformen erheblich gesteigert hat. „Es gab noch nie so viele Singles in Köln wie jetzt“, sagt Karin Schlechter, Beziehungspsychologin aus Köln.

Der Kölner Matt Alvarez (26) führt seit vier Jahren sein eigenes Coaching-Unternehmen. Er ist spezialisiert auf Dating, und er berät Männer dabei, wie sie eine Frau kennenlernen können. Dabei gehe es ihm aber hauptsächlich darum, wie man seine Einstellung ändern kann, um eine glückliche Beziehung zu führen. Insgesamt habe er bereits mehr als 300 Menschen mit seinem Coaching betreut. „Es fängt immer mit dem Problem an, eine Frau kennenzulernen, aber es geht immer tiefer in die eigene Psychologie – wir wollen immer unsere Probleme auf andere Menschen projizieren“, sagt Alvarez. Zu Tinder und anderen Online-Plattformen vertritt er eine klare Position: Social Media sei „fake“ und das müsse man akzeptieren. „Unsere kurzzeitige Befriedigung ist uns heutzutage wichtiger als unser langfristiger Frieden“, so Alvarez. „Es ist viel einfacher, jemanden online kennenzulernen, weil du online eine Rolle annehmen kannst.“

Tinderprofile schaffen eine Illusion

Doch sobald sich die Menschen real kennenlernen möchten, würden die Schwierigkeiten beginnen. Tim (Name geändert), 28, benutzt Tinder seit fünf Jahren. „Schnell, unkompliziert und befriedigend“ – so beschreibt er seine Tinder-Erfahrung. „Alles lief gut, bis ich irgendwann verstanden habe, dass ich fast nie ein zweites oder drittes Date plane. Die Frau war öfter eher nicht mein Typ“, sagt Tim.

Online sei es ihm gut gelungen, lebendige Gespräche zu führen. Während des realen Treffens habe das dann nicht mehr so gut funktioniert. „Wenn man sich in der Realität trifft, ist es schwierig, weg von diesem Idealbild zu kommen, das man auf Tinder zeigt. Man verkauft sich so, dass man besonders gut rüberkommt“, sagt Tim. In der Realität gebe es keinen Knopf, mit dem man sein Gegenüber entfernen kann, falls es nicht mehr passt.

Keine Kompromissbereitschaft mehr

„Online-Portale vermitteln uns das Gefühl, dass es unendlich viele Männer und Frauen gibt, und dass man sich in diesem Katalog etwas aussuchen kann“, sagt Psychologin Karin Schlechter. Die Menschen seien nicht mehr bereit, Kompromisse einzugehen. „Wir lernen, keine richtige Beziehung mehr zu führen. Viele bilden sich dahingehend eine Illusion, dass es unendliche viele Männer und Frauen »im Katalog« gibt und daher immer eine Alternative vorhanden ist, wenn etwas nicht zusammenpasst. Aber wenn man das vom virtuellen auf das reale Leben überträgt, ist das sofort ein ganz anderes Erlebnis“, so Schlechter.

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Das Gefühl der Bewertung nur aufgrund des Aussehens bringe viele Probleme mit sich. „Viele Benutzer werden dadurch sehr depressiv, da jede Absage an der eigenen Attraktivität zweifeln lässt“, sagt Schlechter.