Köln – Im zwölften Jahr ihrer Existenz hat Deine Sitzung einen Status erreicht, der, einem allerdings eher unheiligen Gottesdienst ähnlich, der treuen Pilgerschaft eine Abfolge eingespielter, liebgewonnener Rituale bietet. Da sind die alten und neuen Songs des fulminanten Orchester der Liebe; da ist Ebasa der Meister am Alphorn; da ist der allabendliche Kostümwettbewerb; da ist Winkemariechen Britta Pallada, die Unermüdliche, die das Publikum zu regelmäßigen Leibesübungen erzogen hat; da ist der „Sitzungsmän“ Olaf Bürger, der in improvisierten Schüttelreimen als jecker Superheld die Welt rettet; da sind die schwulen Cheerleader Pink Poms, die selbiges durch intensives Puscheln versuchen; und wechselnde andere Gäste (dieses Jahr Achim Knorr mit seinem sehr speziellen Humor sowie die Swing Aces etwa mit einer tollen Swing-Version von „Drink doch ene met“ auf die Melodie von „Puttin’ on the Ritz“). Statt Beten gibt es Raketen („Backen! Hacken! Mett!“).
Überhaupt das Mett. Nie war Deine Sitzung fleischhaltiger als unter dem diesjährigen Motto „World.Wide.Mett“. Der Eröffnungsfilm erzählt die Geschichte des Mett – von der Entdeckung in einem steinzeitlichen Tal bei Mettmann bis zur Drogenproblematik mit „Crystal Mett" in der Gegenwart. In einem „Mett-ley“ singen Bürger und Kebekus die sechzehn größten Hits der Musik-Geschichte, darunter James Browns „Mett Machine“, „Mettisfaction“ von den Rolling Stones, „99 Mett-Ballons“ von Nena, „Ein Mett im Kornfeld“ von Jürgen Drews oder Udo Jürgens’ „Griechisches Schwein – das ist das Mett der Erde“. Ein großartiger Klamauk.
Hüftschwung sorgt für Stille
Apropos großartig: Wer bisher noch nicht wusste, warum Carolin Kebekus neben Anke Engelke die derzeit angesagteste Comedienne Deutschlands ist, kann dies hier hautnah erleben. Was der große Harald Schmidt einst mit einem Handstreich erledigte, nämlich seine Nachtshow-Band zum Schweigen zu bringen, macht die Kebekus mit einem Hüftschwung. Die Bühnenpräsenz der „kölschen Antwort auf Lara Croft“ (Bürger) ist beeindruckend, etwa wenn sie abledert über Veganer und Helene Fischer. Ihre Liebe zu Fußball und Karneval ist glaubhaft und innig, und wenn sie beim Singen heiß läuft, gibt es im Publikum kein Halten.
In der lustigsten Nummer des Abends zeigt Kebekus, dass nur eines den Dschihad stoppen kann – das Kölner Ordnungsamt. Als Politesse Nadine Wegner bewahrt sie den „Dschihadi-Jupp“ (Olaf Bürger) vor einem Selbstmord-Attentat: „Die Sprengung müssen sie anmelden, besonders hier in der Ladezone.“ Als der schüchtern erwidert: „Frau, verhüll dich!“ kontert sie resolut: „Wat willst du? Nichts auf der Welt kann den Körper der Frau schlimmer entstellen als die Uniform vom Kölner Ordnungsamt.“
Ein weiterer Höhepunkt der Sitzung sind die „Beer Bitches", die der eine oder andere schon bei Stefan Knittlers „(P)op Kölsch“-Konzerten im Gloria gesehen hat. Wenn Kebekus mit Irina Ehlenbeck von La Mäng und Nadine Weyer „E Röggelche met Mett wör doll“ anstimmt, brennt der Brunosaal – da könnte sich Miley Cyrus glatt nackt auf den „Wreckin Ball“ setzen. Und wenn aus Labelles „Lady Marmalade“ das kölsche „Lady Bionade“ wird, bleibt nur der finale Hilferuf: „Köbes, hol e Fässje ran!“
Deine Sitzung ist weitgehend ausverkauft. Für die Veranstaltungen am Dienstag, 20. Januar, und Mittwoch, 21. Januar, jeweils ab 20 Uhr in den Balloni-Hallen, Ehrenfeldgürtel 88-94, gibt es noch Restkarten. Kartenpreis: 27 Euro, ermäßigt 20 Euro.