- Über Köln und die Kölner kann unser Autor Peter Berger manchmal nur den Kopf schütteln – oder schallend lachen.
- In seiner satirischen Köln-Kolumne „Die Woche”, in der er die Nachrichten der vergangenen sieben Tage humoristisch verarbeitet.
- Dieses Mal geht um den Ebertplatz, der in den vergangenen Wochen wieder viel Aufmerksamkeit bekommen hat. Wie lange das wohl noch so sein wird?
Köln – Mein lieber Ebertplatz. Kompliment. Sogar jetzt, wo der Asphalt so richtig glüht, zeigst Du keinerlei Auflösungserscheinungen. Gut. Das Sprudelwasser aus Deinem Brunnen kühlt Dich runter. Und die nackten Füße der planschenden Kinder sind bestimmt eine wohltuende Massage.
Aber dennoch: Hut ab! Du hast Dir trotz der wilden Coronazeiten für die kommenden Wochen ein ganz schön hartes Programm auferlegt. Konzerte, Ausstellungen – sogar einen neuen Treffpunkt soll es geben (hier lesen Sie mehr). Und aufräumen willst Du auch noch. Den Dreck aus allen Ecken kehren. Zum Ende der Sommerferien. Bei dieser Affenhitze. Für jemanden wie Dich, der mit der Renovierung einfach nicht fertig werden will, ist das eine stramme Leistung. Da könnte sich Deine Freundin, die Oper am Offenbachplatz, mal eine dicke Scheibe abschneiden. Die will immer nur noch mehr Geld und stellt rein gar nichts auf die Beine.
Nur bis zur Kommunalwahl, dann ist der Ebertplatz kein Thema mehr
Wenn ich Dir einen Rat geben darf. Pass bloß auf. Lass Dich nicht von den Falschen vereinnahmen. Die sind nämlich schon unterwegs mit ihren Kabelbindern, hängen sich mit Plakaten an jeden Fahnenmast und jedes Straßenschild und wollen Dich vereinnahmen. Schwarz, Rot, Gelb, Grün. Sagen, wie toll sie Dich finden, was sie in letzter Zeit alles für Dich getan haben und dass Du Preise verdient hättest. Für Stadtgestaltung, bürgerschaftliches Engagement, Rolltreppen-Kunst und Wasserspiele.
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Bis zum 13. September. Dann ist Kommunalwahl und anschließend wird alles so kommen, wie es immer gekommen ist. In den letzten – sagen wir mal – 20 Jahren. Man wird Dich vertrösten, Dich zwischenbenutzen und das alles damit begründen, dass Deine Verjüngungskur auf sich warten lassen muss, weil Du europaweit vergeben werden musst.
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Hast Du das gehört, mein lieber Ebertplatz? Europaweit. Das ist Deine Chance! Wenn Du Dich weiter so engagierst, hast Du alle Möglichkeiten, endlich aus Köln wegzukommen. In Metropolen, die ihre Plätze noch zu schätzen wissen. Nach Paris, Mailand oder Rom. Nach Barcelona. Oder gar nach Venedig. Nur eins, mein Lieber, kannst Du Dir abschminken. Moskau ist nicht drin. Selbst wenn die Bläck Fööss seit einem halben Jahrhundert behaupten, Du als Vorplatz des Kreml, das sei Deine wahre Bestimmung. Vergiss es! Erstens gehört Moskau nicht zur EU und zweitens hast Du auf zwielichtige Gestalten, die nur auf der herumlungern und miese Geschäfte machen, doch keinen Bock mehr. Was also willst Du bei Putin?