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Norbert Feldhoff in KölnDompropst erfährt von seinem Rücktritt aus der Zeitung

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Dompropst Norbert Feldhoff

Köln – Dompropst Norbert Feldhoff gibt nach zehn Jahren sein Amt auf. Wie das Erzbistum am Donnerstag mitteilte, hat Kardinal Rainer Woelki das Rücktrittsgesuch, das Feldhoff turnusgemäß zum 75. Geburtstag am 3. November eingereicht hatte, angenommen. Die Entpflichtung wird am 1. März 2015 wirksam.

Von beidem erfuhr Feldhoff, wie er sagte, erst auf Anfrage des Kölner Stadt-Anzeiger. Spontaner Kommentar: „Das ist der absolute Witz.“ Woelkis Entscheidung selbst sei für ihn „keine Überraschung“, zumal er mit dem Kardinal darüber gesprochen habe. Doch habe er keine Urkunde oder ein anderes offizielles Schreiben erhalten. Die Pressemitteilung des Erzbistums vom Donnerstag habe er „ehrlich gesagt, ungelesen beiseitegelegt“. Aus dieser Verlautbarung geht weiter hervor, dass der langjährige Generalvikar des Erzbistums Köln sein Goldenes Priesterjubiläum – wie er es sich gewünscht hatte - am 11. Februar 2015 im Amt begehen darf. Bereits am 8. Februar findet die Feier mit einem Gottesdienst im Dom statt.

Feldhoff hatte überdies noch vor wenigen Wochen „den kindlichen Wunsch“ geäußert, bis August 2015 als Chef des Domkapitels weitermachen zu dürfen. Dann wären seine 40 Jahre als aktiver Domkapitular voll gewesen. Doch dem stand entgegen, dass Pfarrer im Erzbistum mit 75 in den Ruhestand gehen müssen. „Der Kardinal hat mir erklärt, was ich gut verstehe, es dürften für »die da oben« keine anderen Regeln gelten.“

Im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagte Feldhoff, für ihn als „anerkannten Workaholic“ sei die bevorstehende Zäsur eine der „schwierigsten“ in seinem Leben. „Da mache ich mir nichts vor“. Für die Zeit danach habe er bislang keine Pläne und wisse auch noch nicht, wo er künftig wohnen werde. „Dafür arbeite ich bis zum letzten Moment.“

Kardinal Joseph Höffner hatte den gebürtigen Neusser 1969 als Privatsekretär geholt und ihn 1975, im Alter von nur 35 Jahren, zum Generalvikar ernannt. Meisner bestätigte Feldhoff in diesem Amt, das er bis 2004 innehatte. Damit war er fast 30 Jahre lang, wie er es formuliert, „erster Priester des Bistums hinter dem Erzbischof“, als Dompropst dann „der erste Priester ihm gegenüber, aber nicht ihm entgegen“.

Wegen seiner langen Zeit als Verwaltungschef des reichsten deutschen Bistums ist Feldhoff ein exzellenter Kenner aller kirchlichen Finanzangelegenheiten und gilt in Geldfragen als ausgebufft wie kaum ein zweiter. An der Sanierung des maroden Berliner Bistumshaushalts war er im Auftrag der deutschen Bischöfe wesentlich beteiligt.

Als Dompropst dann der erste Priester

Zuletzt ist er mit einem weitreichenden Vorschlag zur Reform der kirchlichen Mitfinanzierung durch den Staat hervorgetreten. Die auf Jahrhunderte alten Verträgen beruhenden „Staatsleistungen“ an die katholische und evangelische Kirche in Höhe von 460 Millionen Euro pro Jahr könnten durch Abfindungszahlungen in eine Denkmalpflege-Stiftung abgelöst werden. „Wenn das Bestehen auf einem Rechtstitel letztlich dem Ansehen und der Glaubwürdigkeit der Kirche schadet, entsteht aus kirchlicher Sicht Handlungsbedarf“, schreibt Feldhoff in der Jesuiten-Zeitschrift „Stimmen der Zeit“.

Mit Blick auf aktuelle Kontroversen über die Kirche und ihr Finanzgebaren plädiert er in dem Aufsatz für eine „dauerhafte institutionelle Gewissenserforschung“ im Sinne von Papst Franziskus. Mit dessen Ruf nach einer armen Kirche für die Armen seien aber „nicht der Auszug aus den Kathedralen oder eine Beseitigung des Schönen aus der Kirche“ gemeint, unterstrich Feldhoff, der klassische Musik liebt und dazu regelmäßig Sendungen im domradio moderiert. Es bedürfe einer umfassenden Offenlegung des Kirchenvermögens und „qualifizierter Kontrolle“ durch die auch mit Laien besetzten Gremien. Diese dürften nicht nur „Lobredner des Bestehenden“ sein, mahnte Feldhoff mit einem Zitat Papst Benedikts XVI. aus dessen Zeit als Theologieprofessor.

Bekannt für seinen hintergründigen, spitzzüngigen Humor ist Feldhoff auch eine Institution im Kölner Karneval – und das sogar buchstäblich: In der Ehrengarde bekleidet er das Amt des Regimentspfarrers. Nach seiner Entpflichtung als Dompropst Anfang März wählt das Kapitel einen Nachfolger aus den eigenen Reihen. Bis dahin führt Domdechant Robert Kleine die Geschäfte.