Düsseldorfer OB packt ausSo wurde die Kölner Ex-Grünen-Chefin Geschäftsführerin
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Köln – Die Art und Weise, wie die ehemalige Grünen-Fraktionsvorsitzende Kirsten Jahn zu ihrem Geschäftsführer-Posten bei dem Verein Metropolregion Rheinland gekommen ist, ist ein Musterbeispiel für politische Einflussnahme auf Personalentscheidungen. In einem Brief an seine Amtskollegen in Wuppertal, Leverkusen und Krefeld hat der Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) ausführlich beschrieben, was sich in dem Lobby-Verein für das Rheinland hinter den Kulissen abgespielt hat.
Geisel ist Vorsitzender des Vereins und wird das Amt im kommenden Monat an Oberbürgermeisterin Henriette Reker abgeben. Obwohl es bei der Gründung der Metropolregion vor zwei Jahren so abgesprochen war, hatte Reker den Vorsitz zunächst nicht übernehmen wollen. Ihr Verhalten, das geht aus dem Schreiben Geisels hervor, hat die Besetzung der Geschäftsführerstelle entscheidend beeinflusst.
Reker spricht sich für Jahn aus
Denn nachdem Reker sich im Januar 2019 dann doch zu einer Kandidatur für den Vereinsvorsitz entschieden hat, habe sie sich „sehr dezidiert für die Bewerberin Jahn“ ausgesprochen. Dem Votum der Kölner Stadtchefin und künftigen Vereinsvorsitzenden sei „besonderes Gewicht“ zugekommen. Jahn gilt als Vertraute der parteilosen Reker.
Bevor die Grüne, eine studierte Diplom-Geografin, ihr Interesse an dem mit bis zu 150.000 Euro jährlich vergüteten Job bekundete, hatte bereits die ehemalige Aachener CDU-Landtagsabgeordnete Ulla Thönnissen Interesse bekundet. Sie war selber Vorstandsmitglied in dem Metropolverein und sollte auf Vorschlag des Siegburger Landrats Sebastian Schuster, ebenfalls CDU, offenbar im Dezember 2018 in einer Vorstandssitzung im Eilverfahren als Geschäftsführerin berufen werden. Das habe er jedoch abgelehnt, da eine solche Wahl überhaupt nicht auf der Tagesordnung gestanden haben, schreibt Geisel. Die Entscheidung sei bis zur darauffolgenden Sitzung im Januar 2019 vertagt worden. Geisel habe seine Vorstandskollegen noch gebeten, ihm „Personalvorschläge zu unterbreiten, um zumindest eine gewisse Personalauswahl zu gewährleisten“.
Identität der Kandidatin
Vor dem Vorstandstreffen am 22. Januar erklärte sich Reker dann schließlich doch bereit, den Vorsitz zu übernehmen. Sie habe ihn gebeten, „alle tauglichen Bewerbungen ausführlich im geschäftsführenden Vorstand zu beraten“, so Geisel. Es war der Hauptgeschäftsführer der Kölner Industrie- und Handelskammer, Ulf Reichardt, der Jahns Bewerbung ankündigte – allerdings ohne deren Namen offenzulegen. Die Identität der Kandidatin sollte erst unmittelbar vor der entscheidenden Sitzung bekanntwerden.
Bevor sich Jahn dann dem Vorstand vorstellte, habe dieser etwa zwei Stunden lang über die Stellenbesetzung diskutiert. Insbesondere sei das „angeblich intransparente Verfahren“ erheblich kritisiert worden. „Gegen Ende der Debatte“ habe die CDU-Politikerin Thönnissen zu erkennen gegeben, dass sie sich weiterhin als Bewerberin sehe. Nach der Vorstellungsrunde sei für Geisel klar gewesen: Die erforderliche Zweidrittelmehrheit sei nur dann zu erreichen, wenn sowohl Jahn als auch Thönnissen zum Zuge kämen.
Der Vorgang lässt sich auch so beschreiben: Sowohl Reker als auch die Christdemokraten haben ihre Interessen durchgesetzt. Deshalb hat die überwiegend mit Steuergeldern finanzierte Organisation neuerdings zwei Chefinnen. Jahn ist Sprecherin der Geschäftsführung, Thönnissen Geschäftsführerin. Die Anzahl der weiteren Angestellten: drei.