Köln – Der Ebertplatz steht sinnbildlich dafür, warum zentrale Projekte der Stadtentwicklung in Köln nicht vorankommen. Eigentlich war schon vor einem Jahrzehnt alles klar.
Der damalige Baudezernent Franz-Josef Höing hatte sich vorgenommen, den aus Sicht der autogerechten Stadt gestalteten Platz völlig neu zu gestalten. Als Basis sollten die Vorschläge aus dem städtebaulichen Masterplan von Albert Speer aus dem Jahr 2008 dienen, den der Stadtrat beschlossen hatte. Der inzwischen verstorbene Stadtplaner hatte angeregt, den Ebertplatz entweder zu verfüllen und auf das Niveau der umliegenden Ringe anzuheben oder eine Tiefgarage unter der angehobenen Platzfläche zu prüfen. Baudezernent Höing sprach davon, aus dem Loch herauszukommen, das der Platz derzeit bildet. Auch die Politik positionierte sich zunächst mehrheitlich für ein Verfüllen.
Was die Neugestaltung anbelangt, ist am Ebertplatz trotz allem kaum etwas passiert. Jahr um Jahr zögerten Politik und Verwaltung eine Entscheidung heraus. Zunächst prüfte die Stadt jahrelang, ob eine Tiefgarage möglich wäre. Am Ende stellte sich heraus, dass das nicht wirtschaftlich wäre. In der Zwischenzeit entwickelte sich der Ebertplatz zum Umschlagplatz für Drogen, was die langen dunklen Gänge und versteckten Ecken der Betonkonstruktion beförderten.
Als schließlich auf dem Ebertplatz nach einem Streit ein 22-Jähriger erstochen wurde, entwickelte die Stadt zusammen mit Anwohnern und den Betreibern der Kunsträume vor Ort eine viel gelobte Zwischennutzung. Seitdem zeigt der Platz seine zwei Gesichter. Friedliches Miteinander und Belebung auf der einen Seite, Drogengeschäfte und gewalttätige Auseinandersetzungen auf der anderen Seite.
Kölner Ratsbündnis sorgte für erneute Wende
Statt die inzwischen seit einem Jahrzehnt geplante Neugestaltung nun anzugehen, entschied sich das neue Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt im Frühling 2021 für die erneute Wende. Die längst beschlossen geglaubte Anhebung der Platzfläche und der Abbruch der dunklen Passagen stand plötzlich wieder auf dem Prüfstand. Dabei hatte sich auch die von Grünen und CDU gestützte Oberbürgermeisterin Henriette Reker noch einmal explizit für eine Anhebung ausgesprochen - vergebens.
Nun sollen die Stadtplaner zusammen mit den neuen Platzmanagern eines externen Dienstleisters prüfen, ob sich die Katakomben nicht doch erhalten lassen. Weitere Jahre werden ins Land gehen, entschieden wird wie so oft bei den wichtige Großprojekten in Köln erstmal nichts.
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Politik und Verwaltung müssen sich ernsthaft die Frage stellen, wie sich Köln als Stadt mit einem immens großen Potential weiterentwickeln soll, wenn die Weiterentwicklung von denjenigen verhindert wird, die sie vorantreiben müssten. Wenn ein Spatenstich am Ebertplatz in drei Jahren optimistisch gerechnet ist, dann stimmt in dieser Stadt etwas Grundlegendes nicht. Der Masterplan von Albert Speer wird dann bereits 17 Jahre alt sein. Das ist nicht akzeptabel für eine Millionenstadt, die vorankommen will. Gefragt ist jetzt die Fähigkeit, klare und schnelle Entscheidungen, zu treffen. Das ewige Zaudern und Zögern muss jetzt zumindest am Ebertplatz ein Ende finden.