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Chaos nach UnwetterMüllberge und noch immer kein Strom in der Kölner Teichstraße

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Ein Mann kämpft sich am 15. Juli durch die Fluten an der Teichstraße.

Köln – Womöglich, falls sich keine andere Gelegenheit ergibt, setzt sich Detlef Nitz am Abend wieder ins Auto und fährt durch die Gegend, um sein Handy aufzuladen. Seit vorigem Mittwoch, als das Unwetter über Köln hereinbrach, haben Nitz und seine Frau Cordula Kersbaum sowie ungefähr 100 weitere Anwohner der Teichstraße in Bickendorf keinen Strom mehr.

Die Rheinenergie hatte die Versorgung sicherheitshalber abgestellt und bislang nicht wieder eingeschaltet, denn die meisten Keller hier auf den etwa 200 Metern zwischen Äußerer Kanalstraße und Borsigstraße waren überflutet, in manchen Häusern hat das Wasser auch die Parterrewohnungen zerstört.

Bevor die betroffenen Gebäude wieder ans Stromnetz gehen können, müssen alle Sicherungskästen in den Kellern überprüft und instand gesetzt oder erneuert werden. Das müssen die Eigentümer selber veranlassen – sofern sie auf die Schnelle einen Elektrikerbetrieb finden, der noch Kapazitäten hat. „Sicherungskasten für Sicherungskasten muss überprüft werden, und anschließend brauchen wir das Go vom Elektriker, das dauert natürlich leider“, sagt ein Sprecher der Rhein-Energie.

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Auf dem Gehweg der Teichstraße türmt sich der Sperrmüll aus den Kellern.

In der heutigen Senke war früher der Dorfteich

Die Teichstraße trifft es bei Starkregen immer besonders hart. Das war 2017 so, das war vor sechs Wochen so und zuletzt am Mittwoch. Das Gebiet liegt in einer Senke, früher war hier der Dorfteich. Eine Pumpanlage befördert Schmutz- und Regenwasser vom Tiefpunkt der Teichstraße zwar in die Leitungen unterhalb der Äußeren Kanalstraße. Aber bei den Wassermassen vorige Woche waren die drei Pumpen heillos überlastet. Aus den Gullydeckeln sprudelte das Wasser „wie bei einem Geysir“, erzählt Detlef Nitz. Der Kioskbesitzer auf der Ecke hatte sein Geschäft nach dem Starkregen vor sechs Wochen gerade erst wieder hergerichtet, und nun kam alles noch viel schlimmer.

In einer Erdgeschosswohnung stand das Wasser kniehoch, die jungen Mieter – eine Familie mit Kind – haben fast ihr gesamtes Mobiliar verloren, erzählen sie. Die nächsten drei Monate können sie in einer Wohnung in Mauenheim unterkommen, privat vermittelt. „Aber es ist für uns natürlich ein riesiger finanzieller Schaden“, sagt der Vater. Die eigene Hausratversicherung decke Elementarschäden wie Überschwemmungen nicht ab. „Daran denkt man doch nicht, wir wohnen ja nicht am Rhein, sondern mitten in Bickendorf“, sagt die Mutter.

Auf dem Gehweg türmt sich der Sperrmüll

Auf dem Gehweg vor den Häusern türmen sich die Habseligkeiten aus den nassen Kellern. Hier schoss das Wasser aus dem Mauerwerk, bald stand es kopfhoch, erzählt Detlef Nitz. Waschmaschinen, Möbel, die Heizungsanlage, fast die komplette Elektrik – alles hinüber. Mit wem man am Montag in der Teichstraße auch spricht: Jeder sagt vorab, es habe ihn oder sie ja noch gut getroffen, wenn man die Todesopfer und die teils verheerenden Schäden im Kölner Umland bedenke. „Aber ich möchte endlich wieder eine Linie hier in dem Chaos finden“, sagt Cordula Kersbaum. Die Tagesmutter betreut drei Kinder im Alter von 15 und 17 Monaten. Weil der Strom abgeschaltet ist, bringen die Eltern der drei nun mittags warmes Essen vorbei.

Immerhin: Die Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) haben am Montag auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zugesagt, den Sperrmüll auf den Gehwegen womöglich am Dienstag mitzunehmen. Bisher sei man mit Aufräumarbeiten vor allem im Rechtsrheinischen beschäftigt gewesen, sagt ein Sprecher. Diese Woche kämen nun Bickendorf, Ossendorf und Vogelsang an die Reihe, wo besonders viele Keller vollgelaufen waren. Detlef Nitz wünscht sich, dass die Stadt eine Dauerlösung für die Teichstraße findet. „Denn das hier war ganz sicher nicht die letzte Überschwemmung.“