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Messerstecherei auf EhrenstraßeÜbten Angreifer Rache für den Lynchmord von Köln-Höhenberg?

Lesezeit 3 Minuten
Polizisten nehmen einen Mann fest.

Polizisten nehmen einen Mann auf der Ehrenstraße fest.

Inzwischen sind laut Staatsanwaltschaft alle sechs mutmaßlichen Beteiligten identifiziert.

Auf der Ehrenstraße ist am Freitag (21. April) offenbar zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres ein Konflikt zweier verfeindeter Großfamilien eskaliert. Im März 2022 hatten mehrere Männer einen 37-Jährigen in Höhenberg in seinem Auto überfallen und getötet. Der Fall wird zurzeit als sogenannter Lynchmord von Köln-Höhenberg vor dem Kölner Landgericht aufgearbeitet.

Am vergangenen Freitag dann setzte sich der Konflikt mutmaßlich mitten in der Innenstadt fort. Wie ein Ermittler dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete, sollen vier Verwandte oder Verbündete des Todesopfers aus Höhenberg vor einer Pizzeria am Friesenwall gesessen haben, als zwei Männer vorübergingen, die seinerzeit mit den Angreifern verbandelt gewesen sein sollen.

Köln: Sechs Männer geraten auf der Ehrenstraße in Streit

Wer wen zuerst angesprochen hat und wie sich der Streit weiter entwickelte, ist noch unklar. Das ermittelt jetzt eine Mordkommission. Sie geht dem Verdacht nach, dass einer oder mehrere aus der Vierergruppe die beiden Männer mit einem Messer verletzt haben. Beide erlitten Stich- und Schnittverletzungen, einer schwebt in Lebensgefahr.

Alles zum Thema Amts- und Landgericht Köln

Inzwischen seien alle sechs mutmaßlich Beteiligten identifiziert, sagt Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer. Einen Haftbefehl gibt es nicht, nach den Vernehmungen kamen auch die vier Pizzeria-Besucher wieder auf freien Fuß. Es stehe noch nicht fest, wer zugestochen hat – und ob derjenige möglicherweise in Notwehr gehandelt haben könnte.

Köln: Polizisten suchten nach Waffen und befragten Zeugen

Die sechs Männer waren gegen 16.30 Uhr vor der Pizzeria „Bella Italia“ in Streit geraten. Nach kurzer Zeit soll sich die Auseinandersetzung auf die andere Straßenseite vor die Imbissbude „Frittenwerk“ auf der Ehrenstraße verlagert haben.

Danach liefen Streifenpolizisten über die Ringe und suchten auch in und vor den gut besuchten Cafés nach weiteren möglichen Tatwaffen. Sie suchten zudem Zeugen und fragten sie auch nach eventuell aufgenommenen Handyvideos.

Das Bild zeigt die abgesperrte Ehrenstraße.

Mehrere rot-weiß gestreifte Hütchen markieren die Stellen, an denen die Polizei Blutspuren gefunden hat. Ein schwarz-gelber Aufsteller markiert den Fundort eines Gegenstandes.

Auch die Bänder der Überwachungskameras der Polizei auf den Ringen wurden überprüft. Während des Einsatzes der Mordkommission war die Kreuzung Ehrenstraße/Friesenwall abgesperrt. Dort standen mehrere rot-weiß gestreifte Hütchen und schwarz-gelbe Aufsteller. Diese markieren Stellen, an denen die Polizei Blutspuren beziehungsweise Gegenstände festgestellt hat.

Auseinandersetzung in Kölner Innenstadt: Augenzeuge schildert Situation

Ein Anwohner der Ehrenstraße will die Auseinandersetzung von seiner Wohnung aus gesehen haben: „Ich saß auf dem Balkon und habe plötzlich ein Klirren gehört. Mehrere Gegenstände sind auf die Straße gefallen“, sagt er im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Weiter beschreibt der junge Mann die Situation als unübersichtlich. Denn „Menschen sind von der Straße in die Läden gerannt, um sich zu verbarrikadieren. Eine Frau ist in die Bäckerei gelaufen.“

Ein Polizeiauto steht vor der Imbissbude „Frittenwerk“ in der Kölner Ehrenstraße.

Vor der Imbissbude „Frittenwerk“ in der Kölner Ehrenstraße soll der Streit unter anderem eskaliert sein.

Auch einen Mann mit einem Messer in der Hand habe der Anwohner gesehen: „Auch er wollte in einen Second-Hand-Laden laufen, ist aber dann doch auf der Straße geblieben.“ Noch während seiner Beobachtungen habe er den Notruf gerufen.