Kölner StadtarchivBaupfusch führte zum Einsturz – Staatsanwaltschaft prüft Anklage
Köln – Der Einsturz des Kölner Stadtarchivs vor mehr als acht Jahren ist offenbar auf Pfusch beim Bau der Nord-Süd-Stadtbahn zurückzuführen. Dies geht aus einem Gutachten zur technischen Unglücksursache hervor, das jetzt vorliegt, bestätigte Ulrich Bremer, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Das Papier nenne als Auslöser der Katastrophe eine „Fehlstelle“ in der unterirdischen Wand der U-Bahn-Baustelle am Waidmarkt, über die der „Kölner Stadt-Anzeiger“ schon vielfach berichtet hat.
Verantwortlichen könnten belangt werden
Die Staatsanwaltschaft werde jetzt „zügig“ eine „Abschlussentscheidung“ treffen, sagte Bremer. Wie diese Entscheidung aussehen könnte, wollte er nicht sagen. Aber es gilt als wahrscheinlich, dass die am Bau der Schlitzwand beteiligten Arbeiter mit einer Anklage rechnen müssen. Denkbar ist auch, dass die für die Überwachung der Baustelle Verantwortlichen belangt werden. Dies jedoch war ein kompliziertes Konstrukt aus Mitarbeitern der KVB, der Unternehmen und der Technischen Aufsichtsbehörde des Landes NRW.
Bei dem Einsturz am 3. März 2009 kamen zwei Männer ums Leben. Der Sachschaden beträgt laut Stadtverwaltung 1,2 Milliarden Euro. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung und Baugefährdung. Der Anfangsverdacht richtet sich bisher gegen 94 Beschuldigte. Sie alle hatten mit dem Bau der U-Bahn zu tun, der den Tunnel an dem Archivgrundstück vorbeiführt.
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Die Ermittlungen gegen den Großteil der Verdächtigen wird jetzt wohl eingestellt. Ob die beteiligten Firmen bei einer eventuellen Anklage und Verurteilung dann für ihre Mitarbeiter haften, muss in einem Zivilverfahren geklärt werden, falls es zuvor keine außergerichtliche Einigung gibt. Er beteilige sich nicht an „Spekulationen“, sagte Markus Lempa, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der an dem U-Bahnbau beteiligten Unternehmen (Arge).
Das Gutachten der Staatsanwaltschaft liege den Unternehmen noch nicht vor. Weil derzeit noch nicht „zweifelsfrei“ geklärt sei, wie es zu dem Unglück gekommen ist, habe „die Möglichkeit eines hydraulischen Grundbruchs für die Arge weiterhin Bestand“. Dabei sollen Erde und Wasser ohne menschliches Zutun durch die Bausohle in den U-Bahn-Bau eingedrungen sein.