Köln – Zur Fußball-WM 2006 war die „Welt zu Gast bei Freunden“, wie das Motto damals hieß. Und das auch im Rhein-Energie-Stadion, einem der Austragungsorte der Spiele. Zur EM im Sommer 2024 sind die Menschen „Vereint im Herzen Europas“, und wieder rollt in Köln der Ball. Zehntausende Fans werde aus allen Himmelsrichtungen in die Stadt kommen und ins Stadion pilgern – mit öffentlichen Verkehrsmitteln, mit Autos, zum Fuß, mit dem Fahrrad. Bereits zu WM 2006 wurden deshalb verschiedene Verkehrsprojekte angestoßen, um die Publikumsströme zu lenken. Umgesetzt wurde längst nicht alles, und das bis heute nicht, wie es die Heimspiele des 1. FC Köln regelmäßig zeigen. „Das soll bis 2024 besser werden“, sagt Roland Schüler (Grüne).
Der ehemalige Bürgermeister des Stadtbezirks Lindenthal hat die politischen Beschlüsse und Verwaltungsvorlagen der vergangenen Jahre durchforstet, die Ideen von damals mit seinen Erfahrungen als Anwohner des Stadionumfelds abgeglichen und ein „nachhaltiges Verkehrskonzept“ für die EM 2024 entwickelt. Unter anderem fordert er, dass das Stadion in allen relevanten Stadt- und S-Bahnhaltestellen ausgeschildert werden muss, damit die auswärtigen Gäste nicht durch die Stadt irren. Schon an den Bahnhöfen in Ehrenfeld oder in Deutz müssten die Fans Hinweise vorfinden. Zudem müsse der Fahrplantakt auch bei Spielen mit späten Anstoßzeiten erhöht werden. „Wir müssen die Fans früher informieren, wie sie zum Stadion kommen“, sagt Schüler. Da die Tickets personalisiert sind, sind also auch die Wohnadressen der Käuferinnen und Käufer bekannt. Man könnte deshalb den Fans schon vorab ihre auf sie zugeschnittene beste Route mit dem Öffentlichen Nahverkehr übermitteln, regt er an.
Ähnlich könnte es auch mit jenen geschehen, die mit dem Auto anreisen. Ihnen könnten mit den Tickets feste Parkplätze zugeteilt oder zumindest empfohlen werden. Einige Parkflächen müssten allerdings im erweiterten Stadionumfeld erst entstehen. Ein großes Parkhaus an der Dürener Straße in der Nähe von Haus Vorst etwa fordere die Politik bereits seit 2015. Überdies müsse die Verwaltung schon jetzt in Verhandlungen mit Unternehmen und Betriebe um das Stadion herum treten, um zu eruieren, ob sie zeitweise ihre Firmenparkplätze zur Verfügung stellen, sagt Schüler.
Die Aachener Straße solle nach Vorstellung Schülers vor, während und nach den Spielen möglichst autofrei bleiben, um mehr Platz für Fuß- und Radverkehr zu haben. Der Autoverkehr müsse zudem so geleitet werden, dass Linienbusse wichtige Kreuzungen zügig passieren können, eine ganze Reihe von Straßen müssten zeitweise gänzlich autofrei sein, um die Anreise ohne Pkw attraktiver zu machen. „All das müsste eigentlich auch für jedes FC-Spiel gelten“, findet Schüler.
Sein Verkehrskonzept beinhaltet noch mehr Vorschläge. Er hat sein Papier jetzt an Mobilitätsdezernent Ascan Egerer geschickt. Dessen Antwort steht noch aus. Vielleicht, hofft Schüler, fließt einiges von seinen Anregungen in jenes Verkehrskonzept ein, das die Stadt ohnehin auf Forderung des Deutschen Fußball-Bunds und des europäischen Fußballverbands Uefa erstellen muss. Schon im vergangenen März hatten die Ratsausschüsse beschlossen, ein entsprechendes externes Gutachten einzuholen, dass bis spätestens 2024 vorliegen soll.
Dieses „Mobilitätskonzept“ soll unter anderem temporäre Beschilderungen zum Stadion und zu „Eventflächen“ wie Heumarkt oder Alter Markt beinhalten sowie Absperrungen, oder gesonderte Ampelschaltungen. Da die EM 2024 „nachhaltiger und umweltschonender“ werden soll, liege der Fokus auf dem öffentlichen Nahverkehr und alternativen Fortbewegungsmitteln, heißt in der Beschlussvorlage. Pkw und Busse hingegen sollten „zielgenau geführt 4 werden, um möglichst unnötige Emissionen zu vermeiden.“