Köln – Nach 1522 Spielen in der US-amerikanischen Basketball-Profiliga NBA weiß Deutschlands berühmtester Basketballer außer Dienst Dirk Nowitzki, wie die Stimmung in einer Halle ist. Über die Atmosphäre in der Lanxess-Arena während der Basketball-Europameisterschaft (EM) sagte Nowitzki im „ZDF-Sportstudio“: „Die Stimmung ist toll, die Atmosphäre ist Wahnsinn.“ Die Kölner Arena also, mal wieder gelobt für ihre Event-Tauglichkeit.
Wo profitiert Köln von der Basketball-EM?
Aber abseits von Stimmung, Völkerverständigung und Spitzensport: Was bleibt in der Stadt am Ende hängen? Profitieren Kölner Geschäfte von den Großsportereignissen? Zumal: Vor einem Monat hatten die Verantwortlichen der Lanxess-Arena große Sorgen angesichts des mauen Ticketverkaufs. Arena-Chef Stefan Löcher sagt am Montag: „Das hätte auch anders ausgehen können.“ Die Arena hat laut Löcher wirtschaftliche Risiken übernommen, erst die vorigen Wochen voller Werbung schoben den Verkauf an, dazu kommt der sportliche Erfolg der Deutschen, so dass die Deutzer Halle nun sehr gut gefüllt ist. Löcher nennt die Zahlen einen „Traum“.
Davon profitieren laut Christoph Breuer die Geschäfte. Der Leiter des Instituts für Sportökonomie und Sportmanagement an der Deutschen Sporthochschule Köln geht von etwa 50 bis 150 Euro am Tag aus, die ein Fan im Durchschnitt ausgibt. Die Ticketkosten sind in diesen Summen nicht enthalten. Wie viel ein Besucher tatsächlich ausgibt, hängt demnach davon ab, wo er herkommt und ob er in Köln übernachtet.
Laut Breuer lässt ein deutscher Fan, der am Spieltag an- und abreist, etwa 50 Euro in Köln, ein Australier oder US-Amerikaner rund 150 Euro, weil er in Köln übernachtet. Mit Blick auf die aktuell in Köln spielenden Basketball-Nationen wie Slowenien oder Litauen geht Breuer von rund 100 Euro pro Tag und Fan aus. Breuer sagt: „Ein wichtiger Faktor sind die Übernachtungen ausländischer Gäste. Je mehr davon nach Köln kommen, desto mehr Geld bleibt in der Stadt, weil sie übernachten und zu einem größeren Teil gastronomische Angebote nutzen.“
Arena-Chef: 7000 Basketball-Fans aus Litauen in Köln
Löcher spricht von 7000 litauischen Fans in Köln, dazu tausende aus Slowenien und Bosnien-Herzegowina. „Das bringt Millionen Euro Umwegrendite“, sagt Löcher und meint die volkswirtschaftlichen Effekte für Hotellerie, Handel und Gastronomie.
Beispielsweise sorgte die Eishockey-WM 2017 für einen Anstieg der Übernachtungszahlen in Köln, das gilt laut einer Sprecherin von Köln-Tourismus generell für sportliche Großereignisse, konkrete Zahlen kann das Unternehmen nicht nennen. Vor der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 hatten viele Experten einen Aufschwung der Wirtschaft prognostiziert – die spätere Bilanz sah aber teilweise weniger euphorisch aus.
Köln präsentierte Eishockey- und Handball-WMs
Vor allem die Arena in Köln hat eine lange Tradition solcher Großereignisse, beispielsweise die Eishockey-Weltmeisterschaften 2001, 2010 und 2017, dazu die Handball-Weltmeisterschaft 2007 oder die Finalturniere um den europäischen Champions-League-Titel im Handball. Vor allem letzteres ist ein mittlerweile fest etablierter Termin in Köln, dazu kommt neu das Turnier um den deutschen Handball-Pokal. Vorher steht das Winterspiel der Deutschen Eishockey-Liga am 3. Dezember im Rhein-Energie-Stadion an, 2024 folgen Handball-EM und Fußball-EM.
Matthias Johnen, Vize-Chef des Kölner Ablegers des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes, sagt: „Köln hat Tradition als gutes Pflaster für solche Events.“ Auch die Analyse der Situation des Kölner Sports führte 2019 unter den Stärken den Punkt „Sportgroßveranstaltungen mit medialer Wirkung“ auf, es bleibt ein Imagegewinn für die Stadt. Doch laut Breuer liegt das nicht an der Stimmung alleine, er sagt: „Bei allem Lokalpatriotismus muss man aber festhalten: Die Atmosphäre in der Arena ist gut, aber viel wichtiger sind die harten Fakten: Die Lanxess-Arena ist die größte deutsche Halle und hat eine verkehrsgünstige Lage.“