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Emotionales VideoKölner Friseurin macht auf Not der Branche aufmerksam

Lesezeit 3 Minuten

Friseurmeisterin Susanne Klapper macht auf die Not ihrer Branche aufmerksam.

  1. In einem emotionalen Video schildert die Kölner Friseurmeisterin Susanne Klapper ihre Situation in der Corona-Krise.
  2. Das Video wurde innerhalb von zwei Tagen allein auf Facebook rund 13.000-mal angesehen und hundertfach geteilt.
  3. Vielen anderen Friseursalons geht es im Moment ähnlich.

Köln – Es ist ein emotionaler Hilferuf. Neun Minuten lang, ruhig und dennoch eindringlich vorgetragen. In einem auf Facebook und Instagram veröffentlichten Video schildert Susanne Klapper ihre Situation in der Pandemie. „Ich habe kein Geld mehr. Ich habe mein komplettes Erspartes aufgebraucht, um mein Geschäft, meine Existenz und die Arbeitsplätze zu retten“, sagt die Friseurin. Sie strahlt Stärke und Kampfgeist aus. Aber an einigen Stellen wird ihre Stimme brüchig.

In ihrem Salon „Hairdresser on fire“ in Nippes beschäftigt Susanne Klapper zehn Angestellte, davon zwei Auszubildende. „Wir verdienen kein Geld, müssen aber alles weiter bezahlen – Miete, Steuern, Gehälter.“ Denn die Auszubildenden könnten nicht in Kurzarbeit gehen. Ausbildung in Corona-Zeiten bedeutet: Die Meisterin und ihr Lehrling arbeiten regelmäßig im Salon am Übungskopf. Mit der Auszubildenden betreibt sie „Salonschooling“ für die Berufsschule.

„Wir bibbern vor Angst“

Susanne Klappers Video wurde innerhalb von zwei Tagen allein auf Facebook rund 13.000-mal angesehen und hundertfach geteilt. Mit einer solchen Resonanz hatte die 39-Jährige nicht gerechnet. „Ich wollte gehört werden. Ich sehe und bezeichne mich ungern als Opfer, aber wir Friseure gehen unter.“ Sie betont, dass sie die Entscheidung für einen verlängerten Lockdown für den „einzig richtigen Weg“ hält. Aber: „Wir brauchen Unterstützung. Hilfen, die schnell da sind und nicht zurück gezahlt werden müssen.“ Denn das sei bei den Soforthilfen aus dem Frühjahr der Fall. „Es macht mich extrem traurig und sehr wütend, dass viele Leute denken, uns werde geholfen, wir könnten uns zu Hause ausruhen und bekämen Geld.“ Die Realität sehe anders aus: „Wir bibbern vor Angst um unsere Geschäfte.“

Alles zum Thema Severinstraße

Nils Ferrand kennt diese Angst. Er betreibt den Salon „Scissors by Ferrand“auf der Severinstraße. „Seit dem Beginn des zweiten Lockdowns habe ich noch keine Hilfen bekommen. Für die November- und Dezemberhilfen fallen Friseure raus“, sagt der 28-Jährige. Aktuell beantrage er ein Darlehen, „um irgendwie durchzuhalten“. Allein die Miete für den Laden betrage 3000 Euro. Um etwas Geld zu verdienen, vertreibt der Friseurmeister über einen Onlineshop Haarprodukte. Auch die Not der Kunden scheint groß. „Ich bekomme täglich Angebote für Schwarzarbeit“, berichtet Ferrand. 150 Euro seien ihm schon für einen Männerhaarschnitt angeboten worden.

Leben von Monat zu Monat

Wie wichtig ihre Arbeit für manche Kunden ist, hat Filiz Eroğlu ebenfalls erlebt. „Am letzten Tag vor dem Lockdown hat eine Kundin mir Geld angeboten. Hauptsache, der Salon muss nicht schließen, hat sie gesagt“, berichtet die 32-Jährige. In ihrem Salon „FG Hairstudio Cologne“ in Holweide beschäftigt sie einen Vollzeitangestellten und eine Auszubildende. Alle Ersparnisse und Rücklagen seien in den ersten Lockdown geflossen. „Danach haben wir wieder bei null angefangen, konnten aber durch die Abstandsregeln nur die Hälfte vom normalen Umsatz machen“, sagt sie.

Eine Zeit lang hatte das Team auf das Weihnachtsgeschäft gehofft. „Wir hatten nicht damit gerechnet, dass die Friseure wieder schließen müssen. Die Politik hatte das eigentlich versprochen.“ Seit dem zweiten Lockdown ist ihr Mann der einzige Verdiener. „Zum Glück ist er bei der Stadt angestellt. Wäre er auch selbstständig oder in der gleichen Branche wie ich, würden wir es nicht schaffen“, sagt Filiz Eroğlu. Dazu kommt: Erst Ende 2019 hat die dreiköpfige Familie ein Haus gekauft. „Ersparnisse sind keine mehr da. Wir leben gerade von Monat zu Monat.“

Auch Susanne Klapper wird derzeit finanziell von ihrem Freund unterstützt. Dabei war es ihr immer wichtig, unabhängig zu sein – von ihren Eltern, einem Mann oder dem Staat. Hoffnung und Kraft zieht die Friseurin aus den Reaktionen auf ihr Video. „Viele Kunden wollen helfen, kaufen Gutscheine oder mehrere Packungen Shampoo.“ Sogar ein Privatkredit sei ihr angeboten worden.