Neubrück – Die Arbeiten zum Neubau des Pfarrzentrums der katholischen Kirchengemeinde St. Adelheid – inzwischen beim Abbruch der alten Räumlichkeiten angekommen – sind kürzlich erneut ins Stocken geraten. Nun sorgte der Fund einer asbesthaltigen Bodenfolie bei der Entkernung der Innenräume für eine weitere Verzögerung. Dass nicht alles nach Plan läuft, sind die Neubrücker ja schon gewohnt. Der Neubau ist schon seit Jahren geplant, da die Bausubstanz des südlich der Kirche gelegenen und Anfang der 70er Jahre errichteten Gebäudekomplexes mit Seniorenstube, Pfarrheim und Wohnhaus als marode und sanierungsbedürftig galt. Zunächst hatte man bei den Bauplänen rund zwei Jahre Verzug, weil seitens der Stadt keine Genehmigung vorlag. „Alles hing an der städtischen Bauaufsicht. Die forderte immer wieder neue Vorlagen und kam einfach nicht richtig voran“, erinnert sich Stephan Pohl. Der CDU-Stadtverordnete ist Stellvertreter von Pfarrer Gerd Breidenbach im Kirchenvorstand.
Dann kam ein möglicher Bombenfund hinzu, da der Kampfmittelräumdienst mitten in der Kirche einen Verdachtspunkt ausgemacht hatte. Da der gesamte Stadtteil Neubrück in den 60er Jahren auf dem Gelände des zu Weltkriegszeiten als Militärflughafen genutzten „Fliegerhorst Ostheim“ erbaut wurde, waren Überreste von zahlreichen Angriffen der englischen und amerikanischen Luftwaffe nicht auszuschließen. Das hatte sich schließlich als Fehlalarm herausgestellt. So musste auch die groß angekündigte Abriss-Party mehrmals verschoben werden, ehe sie dann im vergangenen November mit mehr als 400 Gästen doch noch stattfand.
Der nun gefundene Asbest befindet sich in einer Bodenfolie, die wohl bei dem aus dem Jahr 1968 stammenden Jugendheim einst als Dämmung eingebaut wurde. Der Asbest – in den 60er und 70er Jahren ein gängiger Baustoff – ist in den vergangenen Tagen entsorgt worden und so konnten die Abbrucharbeiten wieder aufgenommen werden. „Wir liegen gegenwärtig noch im Plan. Allerdings verteuert es sich nochmals“, sagt Pfarrer Breidenbach. Auch Pohl glaubt, dass es nunmehr problemlos vorangeht. „Schließlich hat das Abrissunternehmen einen festen Zeitplan.“ Zudem hat der Kampfmittelräumdienst bei einigen Dutzend Probebohrungen in den vergangenen Tagen nichts gefunden.
Nach Ostern gehen die Abbrucharbeiten weiter, in den Sommerferien soll der Neubau beginnen. Die Pfarrgemeinde plant auf dem Kirchengrundstück, das an den Neubrücker Marktplatz grenzt, den Bau eines Gemeindezentrums sowie eines mehrgeschossigen Wohnhauses. Eine barrierefreie Modernisierung des alten Gebäudes mit unterschiedlichen Höhenniveaus hatte sich als viel zu teuer erwiesen. Nach den Plänen des Architekturbüros Trint + Kreuder aus Deutz soll das neue Pfarrheim künftig näher an die Kirche heranrücken. Kernstück des eingeschossigen Anbaus – offen gestaltet zur Ladenzeile am Straßburger Platz hin – ist dann eine Art Kirchencafé mit Theke und Küche, sowie ein großer Saal und zwei Räume für die Jugendarbeit. „Aus seelsorgerischer Sicht ist das Café wichtig, wir wollen uns einladend präsentieren“, sagt Breidenbach. Im angrenzenden, dreigeschossigen Wohnhaus zieht im Erdgeschoss das Kinderhaus Bethanien als Anker-Mieter ein. „Neun Jugendliche im Alter zwischen 16 und 18 Jahren werden dort betreut und auf das Erwachsenenleben vorbereitet“, sagt Pohl. Darunter ist eine Tiefgarage mit 20 Einstellplätzen und oben sind eine Arztpraxis sowie sieben Wohnungen geplant.
Die Kirchengemeinde hatte stets gehofft, mit allen Um- und Neubauten bis zu ihrem 50-jährigen Bestehen fertig zu sein, das in diesem Jahr ansteht. Doch daraus wird nichts. Denn nach dem Abbruch kalkuliert man mit einer Bauzeit von eineinhalb Jahren. Dann will die Gemeinde noch einmal ganz groß feiern, so Breidenbach. „Das goldene Jubiläum feiern wir in diesem Jahr gleich doppelt. Zunächst rund um das Stadtteilfest »Adelheidiade« Mitte September, dann mit einem Festakt zum offiziellen Jahrestag im Oktober“, so Breidenbach.
Gerd Breidenbach
Pfarrer Gerd Breidenbach