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„Katastrophale Kommunikation“Streit im Erzbistum Köln um Katholisch-Soziales Institut

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Das Katholisch-Soziale Institut (KSI) auf dem Michaelsberg in Siegburg mit seinem Neubau und der dahinter liegenden ehemaligen Benediktinerabtei

Das Katholisch-Soziale Institut (KSI) auf dem Michaelsberg in Siegburg mit seinem Neubau und der dahinter liegenden ehemaligen Benediktinerabtei

Das Kuratorium des renommierten Instituts stemmt sich massiv gegen die Personalpolitik von Kardinal Rainer Woelki. Die Hintergründe.

Die Neubesetzung des Direktorenpostens am Katholisch-Sozialen Institut (KSI) in Siegburg droht sich zu einem massiven Konflikt zwischen dem Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Woelki, und dem Kuratorium der renommierten Bildungseinrichtung des Erzbistums zu entwickeln. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ forderte das Kuratorium in einer Sitzung am Samstag die Ausschreibung der Stelle des aus Altersgründen ausscheidenden Direktors Ralph Bergold und/oder eine Findungskommission mit Beteiligung des Kuratoriums. Für etwaige laufende Bemühungen um die Nachfolge Bergolds müsse es ein sofortiges Moratorium geben.

Generalvikar Guido Assmann hatte in einem Schreiben nach dem jüngsten überraschenden Rücktritt von fünf Kuratoriumsmitgliedern – darunter drei Angehörige des Vorstands – erklärt, er selbst habe für eine „bestmögliche Besetzung“ entschieden, dass „geeignet erscheinende Persönlichkeiten verifiziert und gezielt angesprochen werden und es keine Ausschreibung geben soll, sofern diese Vorgehensweise zielführend ist.“

Genau dies – ein zielführendes Vorgehen - wurde im Kuratorium vehement bestritten. KSI-Direktor Bergold führte auf die Frage des früheren NRW-Bildungsstaatssekretärs Günter Winands aus, dass die Ausschreibung einer so bedeutenden Stelle in der gesamten Landschaft der katholischen Erwachsenenbildung absolut Standard sei. Ein Kandidat des Kardinals für den Chefposten am KSI ist offenbar der derzeitige Prorektor der umstrittenen, von Woelki protegierten Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT), Elmar Nass. Der Sozialethiker gehört selbst dem KSI-Kuratorium an.

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In der Sitzung bestätigte der 57-Jährige auf direkte Nachfrage, er sei schon vor längerer Zeit auf die Bergold-Nachfolge angesprochen worden und könne sich diese auch vorstellen. Allerdings stehe noch nichts fest. Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Düsseldorfer Landtag, Jochen Ott, wandte sich daraufhin strikt gegen eine „Querfinanzierung“ durch das KSI, zu der es käme, wenn Nass als Professor an der KHKT sein eigentliches Gehalt als Direktor vom KSI beziehe.

Wie Teilnehmende weiter berichten, kritisierte das Kuratorium – in Übereinstimmung mit dem Rücktrittsschreiben der fünf Kuratoren – eine katastrophale Kommunikation der Bistumsleitung. „Der Umgang mit uns ist ein Musterbeispiel schlechten, hierarchischen Stils“, sagte ein Mitglied dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Offenbar sei es für die Bistumsleitung „das kleinere Übel, das Kuratorium des KSI vor den Kopf zu stoßen, um ein größeres Übel zu verhindern: nämlich Transparenz mit Blick den Chefposten beim KSI“.

Der Kuratoriumsvorsitzende, Woelkis früherer Generalvikar Markus Hofmann, sagte zu, das Votum des Gremiums dem Generalvikar vorzulegen. Nach dessen Antwort will sich das Kuratorium zu einer Sondersitzung treffen. Winands und Ott wollten zu Verlauf und Inhalt der Sitzung nicht Stellung nehmen. Auch Nass wollte sich auf Anfrage nicht dazu äußern.*

*Diese Angabe wurde nach schriftlicher Rückmeldung von Nass in einer aktualisierten Version des Beitrags ergänzt.