Fünf Mitglieder aus dem Kuratorium des Katholisch-Sozialen Instituts (KSI) in Siegburg haben unter Protest ihren Rücktritt erklärt.
Neuer Ärger im Erzbistum KölnProfessoren-Protest gegen Kardinal Woelki – Rücktritte beim KSI
Im Erzbistum Köln braut sich erneut Ärger zusammen. Nur einen Tag nach dem überraschenden Rücktritt der Vorsitzenden des Bildungswerks der Erzdiözese, Petra Dierkes, haben am Freitag fünf Kuratoriumsmitglieder des „Katholisch-Sozialen Instituts“ (KSI) in Siegburg, davon drei aus dem achtköpfigen Vorstand, unter Protest ihr Mandat zurückgegeben.
In einem Brief an Generalvikar Guido Assmann erklärten der Politikwissenschaftler Volker Kronenberg, der Theologe Jochen Sautermeister (beide Universität Bonn), der Philosoph Armin Wildfeuer (Katholische Hochschule NRW KatHO), Martin Thomé aus dem Bundesforschungsministerium sowie die frühere Hauptabteilungsleiterin Schule/Hochschule des Erzbistums, Bernadette Schwarz-Boenneke (jetzt Bistum Limburg), ihren Austritt aus dem Gremium, dem rund 30 Persönlichkeiten des kirchlichen und öffentlichen Lebens angehören. Das Schreiben, das der Zeitung vorliegt, wirft der Bistumsspitze unter Kardinal Rainer Woelki Eigenmächtigkeit, Intransparenz und Mangel an Respekt vor.
„Das Kuratorium und dessen Vorstand de facto nicht anerkannt“
Die Verfasser kritisieren unter anderem das Vorgehen zur Besetzung der Führungsposten am KSI, einem Bildungs- und Tagungszentrum des Erzbistums in der ehemaligen Benediktinerabtei auf dem Michaelsberg in Siegburg. Für den altersbedingt ausscheidenden Direktor, Professor Ralph Bergold, muss ein Nachfolger bzw. eine Nachfolgerin gefunden werden. Die Bistumsverantwortlichen hätten Vorentscheidungen unter Missachtung der Satzung beschlossen und das Kuratorium über das Besetzungsverfahren seit Monaten im Unklaren gelassen.
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„Ob es überhaupt eine Stellenausschreibung gibt oder die Stelle ohne Ausschreibung besetzt wird (oder schon längst besetzt wurde), ist bislang nicht kommuniziert worden“, heißt es in dem Schreiben weiter. „Weil die Verantwortlichen seitens des Erzbistums weder erforderliche Informationen zur Verfügung stellen noch inhaltlich auf die vorgebrachten Argumente des Vorstands eingehen und damit das Kuratorium und dessen Vorstand in ihrer satzungsgemäßen Funktion de facto nicht anerkennen, sehen wir uns zu diesem Schritt genötigt.“
Wie aus Bistumskreisen verlautet, soll sich der Kardinal bereits auf einen Nachfolger für Bergold festgelegt haben, der aus dem Bereich der von Woelki protegierten und finanzierten „Kölner Hochschule für Katholische Theologie“ (KHKT) kommen soll. Dies soll der Kandidat selbst hinter vorgehaltener Hand auch schon kundgetan haben. Offiziell ist über die Personalie aber noch nichts bekannt.
In ihrem Rücktrittsschreiben erklären die Verfasser, sie hätten „das Vertrauen in die Verantwortlichen des Bistums verloren“, ein Vertrauen, das „für eine gedeihliche Arbeit in Kuratorium und Vorstand unabdingbar“ sei.
Leiterin des Bildungswerks gibt Amt „aus persönlichen Gründen“ auf
Erst am Donnerstag hatte Petra Dierkes, Bereichsleiterin in der Bistumsverwaltung, ihren Rückzug beim Bildungswerk „aus persönlichen Gründen“ erklärt. Auf Nachfrage wollte sie diese Gründe nicht näher erläutern. Wie aus ihrem Umfeld verlautet, hat der Schritt aber mit dem Umbau des „domradio“ zu tun. Der Multimedia-Sender des Erzbistums soll nach Woelkis Plan der Trägerschaft des Bildungswerks entzogen und in eine gemeinnützige GmbH überführt werden. Dafür wurde der bisherige Leiter der Diözesanstelle für Berufungspastoral, Gerald Mayer, als zusätzlicher zweiter Geschäftsführer angestellt.
Zu seinen Aufgaben führte Mayer jüngst in einer Sitzung des „domradio“-Beirats aus, es gelte einen „Gegensatz“ zwischen „domradio“ und Erzbistum aufzulösen. Dies stieß in dem Gremium nach übereinstimmenden Berichten von Teilnehmern auf erboste Reaktionen. Es gebe mitnichten einen Konflikt zwischen Sender und „dem“ Erzbistum, sondern allenfalls mit „einem“ im Erzbistum – dem Kardinal.