„Es ergibt keinen Sinn“So funktioniert die Pförtnerampel in Köln-Weiden
- Die am Donnerstag in Betrieb genommene Anlage soll den Pendlerverkehr reduzieren.
- Der dadurch entstandene Rückstau auf der Aachener Straße ist beabsichtigt.
- Bei den Autofahrern kam das Ganze allerdings weniger gut an.
Köln – Kaum war die Pförtnerampel am Donnerstagmorgen in Betrieb gegangen, kam es an der Stadtgrenze in Weiden zu Stau. Und dieser Rückstau auf der Aachener Straße ist Absicht – mit der neuen Ampelschaltung werden stadteinwärts die Rotphasen für den Autoverkehr verlängert. Die Fahrzeugschlange reichte am Donnerstagmorgen zeitweise über fast 400 Meter bis kurz vor die Kreuzung Aachener Straße/Bonnstraße.
Doch der Stau überschritt die Kreuzung nicht. Für diesen Fall wären Vertreter der Stadtverwaltung mit einem Techniker vor Ort gewesen, um manuell in die Ampelschaltung einzugreifen – dazu kam es allerdings nicht. Grund dafür könnte der geringere Autoverkehr durch die Herbstferien sein. „Wie sich die Situation am Montag entwickelt, bleibt weiter zu beobachten“, so Susanne Rosenstein vom Amt für Straßen und Verkehrstechnik.
Bei den Autofahrern kam das Ganze weniger gut an. Martin Birwe aus Bergheim habe etwa vier bis fünf Ampelphasen warten müssen. „Ich dachte bei dem Chaos schon, hier wäre ein Unfall passiert“, sagte er. Von der neuen Pförtnerampel hält er nichts. Ähnlich sieht es Sabine Bier, die aus Horrem kam. „Fünf Minuten habe ich jetzt bis hierhin zur Ampel gebraucht.“ Die Pförtnerampel finde sie „abstrus“. „Es ergibt doch keinen Sinn, dass wir hier mehr Abgase produzieren, um sie in der Stadt zu reduzieren.“ Christian Joisten, Chef der SPD im Stadtrat, wollte sich am Morgen ein eigenes Bild von der Situation an der Aachener Straße machen. Sein Urteil: „Durch die Ampel entsteht zusätzlicher Stau. Aus unserer Sicht provoziert das zusätzliche Umweltbelastungen.“
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Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ beantwortet wichtige Fragen:
Wie funktioniert die Pförtnerampel?
Die Ampel, die für Autos bislang Dauergrün zeigte und nur auf Anforderung von Fußgängern sowie für kreuzende Bahnen auf Rot schaltete, hat nun eine 83 Sekunden lange Rotphase. Dazu kommen fünf Sekunden Gelbphase. Grün zeigt die Ampel etwa 22 Sekunden an, wenn der Verkehr nicht durch Fußgänger oder im Wendebereich beeinflusst wird. In dieser grünen Phase können im Schnitt etwa 24 Autos die Ampel passieren. Damit soll das Ziel, maximal 700 Fahrzeuge in der Stunde passieren zu lassen, nach Angaben der Stadt erreicht werden. Zu Stoßzeiten fuhren dort bislang bis zu 1000 Fahrzeuge in der Stunde.
Was will die Stadtverwaltung damit erreichen?
Der absichtlich produzierte Rückstau soll Pendler aus dem Westen dazu bewegen, an der Stadtgrenze auf Bus und Bahn umzusteigen. Die neue Ampelschaltung soll die Schadstoffbelastung in der Stadt reduzieren. Die Aachener Straße gehört zu Kölns Hauptverkehrsachsen und hat eine sehr hohe Stickoxidbelastung. Außerdem sollen im Dezember die Expressbusse ihren Dienst aufnehmen. Um trotz reduzierter Spurenzahl den Betrieb sicherzustellen, soll der Fahrzeugverkehr durch die Pförtnerampel verringert werden.
Woher stammt die Idee einer solchen Pförtnerampel?
„Der VCD hatte die Pförtnerampel bereits 2017 beim Runden Tisch zum Luftreinhalteplan vorgeschlagen“, so Hans-Georg Kleinmann vom Verkehrsclub Deutschland. Damals sei der Vorschlag verworfen worden, man habe ihn als „schlecht umsetzbar und zu teuer“ bewertet. Wegen des Drucks der Fahrverbote habe aber nun ein Umdenken stattgefunden.
Wie geht es weiter?
Die Pförtnerampel sei in den Ferien in Betrieb genommen worden, um in der Testphase die Auswirkungen zu beobachten. Die Verkehrssituation ab Montag werde dann entscheidend sein. „Wir haben im Vorfeld zugesagt, dass wir die Pförtnerampel nicht sich selbst überlassen“, so Susanne Rosenstein . Der Verkehr werde weiter beobachtet und die „Zuflussdosierung gegebenenfalls stufenweise zurückgenommen“. Davon geht die Stadt zunächst nicht aus.