Köln – Fünf Tage und Nächte musste sich die damals sechs Jahre alte Leen Al-Sheickh mit ihren Eltern und ihrem Bruder in einem Keller verstecken. Fünf Tage lang wurde ihr Viertel im Osten von Damaskus von Bomben getroffen, die das Viertel in Schutt legten. 3000 Menschen starben schätzungsweise allein bei diesem Angriff im syrischen Bürgerkrieg. Grund genug für die Familie, ihre Heimat zu verlassen und zunächst in den Libanon und später nach Deutschland zu fliehen. Über ihr Leben in Syrien und die Flucht hat die heute 16-jährige Leen Al-Sheickh ein Buch geschrieben. Für „Alles sein – der schwierige Weg in die Freiheit“ wurde sie nun mit einem Preis des TV-Kinderkanals Kika ausgezeichnet.

Mit dem Boot nach Griechenland

Im Buch beschreibt die Kölner Schülerin, wie sie nicht mehr in Syrien zur Schule gehen konnte, weil auf den Straßen geschossen wurde. Wie sie mit einem Boot von der Türkei nach Griechenland übersetzte. Wie die Familie die beschwerliche Route über den Balkan nahm und mit Bussen, Zügen, aber auch zu Fuß nach Deutschland kam. Über Lüdenscheid, Bochum und Dortmund kam Leen Al-Sheickh 2018 nach Köln. Hier hat sie Deutsch gelernt und besucht heute die zehnte Klasse einer Realschule.

Unterstützt bei ihrem Buchprojekt wurde sie von Anna Czazkowski. Die 25-Jährige studiert an der Uni Köln auf Lehramt Deutsch und Sozialwissenschaft im fünften Semester und nimmt über das Zentrum für Lehrerinnenbildung an dem Mentoren-Projekt „Weichenstellung“ teil, 120 Studierende betreuen dort etwa 350 Schüler an der Schwelle zur weiterführenden Schule oder um zugewanderte Jugendliche wie Leen Al-Sheickh. Dabei können Fragen aus dem Unterricht, aber auch aus dem Alltag diskutiert werden.

„Als ich Leen kennenlernte, war das Buch schon fast fertig“, sagt Czazkowski. „Ich fand es toll und wollte, dass es mehr Menschen lesen konnten.“ Sie ermutigte Leen Al-Sheickh, weiter am Buch zu arbeiten. Im Handel ist es noch nicht zu kaufen, aber als Hörspielfassung im Internet abrufbar. Al-Sheickh schickte das Buch zur Jury des Kika-Award. Sie wurde in der Kategorie „make a change“ nominiert und gewann den Preis. Mittlerweile schreibt sie an einem zweiten Buch, in dem es über ihre Kindheit, die syrische Politik und Vergleiche zwischen Deutschland und Syrien gehen soll.

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