Köln – Die Logistikzentrum am Marktweg 27 ist ein Ort, an dem man die Solidarität der Kölner mit der Ukraine zu fassen bekommt. Hier haben in den vergangenen Tagen Menschen Schlafsäcke und Isomatten, Medikamente und Verbandsmaterial, Kleidung, Babynahrung und vieles mehr vorbeigebracht. „Ich bin jedem und jeder dankbar, die sich engagieren“, sagte die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei einem Rundgang durch das Lager, das vom deutsch-ukrainischen Verein Blau-Gelbes Kreuz betrieben wird.
„Es ist eine große Beruhigung, dass die Hilfsbereitschaft in dieser Stadt groß ist.“ Mit dabei waren auch NRW-Integrationsminister Joachim Stamp, der polnische Generalkonsul Jakub Wawrzyniak und die ukrainische Generalkonsulin Iryna Shum.
Erste Geflüchtete aus Ukraine kommen in Köln an
Im Logistikzentrum des Blau-Gelben Kreuzes werden seit vergangenem Samstag Hilfsgüter für Flüchtlinge in der Ukraine, aber auch in Köln gesammelt. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen werden bis zu vier Millionen Menschen aus der Ukraine fliehen.
Viele kommen in den Nachbarländern, besonders in Polen an. In Köln wurden am Donnerstag 43 Geflüchtete in Empfang genommen, die meisten von ihnen wurden in der Flüchtlingsunterkunft an der Sinnersdorfer Straße in Worringen untergebracht. Andere wurden von Verwandten abgeholt und leben nun bei diesen.
Reker betonte, dass alle Menschen, die vor einem Krieg fliehen, in Köln willkommen seien. Die Stadt werde kurzfristig die 1500 Plätze aus der sogenannten Unterkunftsreserve frei machen, damit ukrainische Flüchtlinge dort leben können. „Wir sind auf der Suche nach weiteren Immobilien, die wir, wenn wir sie brauchen, aktivieren.“
„Das ist ein historischer Moment”
Stamp begrüßte die Entscheidung der EU-Innenminister, die sich am Donnerstag darauf geeinigt hatten, dass ukrainische Flüchtlinge schnell und unbürokratisch in der Europäischen Union aufgenommen werden sollen. Der Schutzstatus soll zunächst für ein Jahr gelten, könne aber auf insgesamt drei Jahre verlängert werden. „Das ist ein historischer Moment“, sagt Stamp. „Das ist in diesen traurigen Tagen und bei den entsetzlichen Bildern ein Hoffnungsschimmer. Die europäische Idee lebt und die Ukraine ist ein Teil dieser europäischen Idee.“
Linda Mai, Vorsitzende des Blau-Gelben Kreuzes, mahnte den Westen nicht bei der Zerstörung der Ukraine zuzusehen. „Zurzeit fallen Bomben auf Menschen und in Wohnhäuser.“ Russland versuche damit auch die freiheitlich-demokratischen Gedanken in der Ukraine auszulöschen. „Sie werden weitermachen, bis jeder Ukrainer tot ist.“ Sie erinnerte an eine Szene bei der Ankunft der Flüchtlinge in Worringen. „Es ist ungewöhnlich still, es heulen keine Sirenen, es fallen keine Bomben. Das sagt mir ein Kind, das vielleicht acht Jahre alt ist.“ Mai betonte, Putin werde nicht aufhören, wenn die Ukraine besiegt sei. „Er wird auch andere Länder mit Krieg überziehen.“
Der polnische Generalkonsul Wawrzyniak sprach gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ über die Lage an der polnisch-ukrainischen Grenze, wo zehntausende Menschen warten, um in die EU flüchten zu können. Momentan ist die Lage sehr dynamisch.“ Bis heute seien 600.000 Menschen nach Polen eingelassen worden. Man sei bemüht, gemeinsam mit der ukrainischen Seite, die Wartezeiten so kurz wie möglich zu gestalten. „Wir haben alle blau-gelbe Herzen.“