Köln – Der Angriff auf Fans aus Mönchengladbach war offensichtlich sorgsam geplant an jenem Samstagabend Ende April am Bahnhof in Pulheim-Stommeln. Die Polizei traf auf etwa 200 Männer aus dem Umfeld der befreundeten Ultra-Fanszenen vom 1. FC Köln und Borussia Dortmund.
Manche hatten Anfahrtskizzen mit Luftbildern vom Parkplatz dabei. Erst jetzt, fünf Wochen später, wird allmählich deutlich, mit wem die Polizei es damals auf dem Park-and-Ride-Platz offenbar zu tun hatte.
Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ handelte es sich – zumindest beim harten Kern – womöglich um junge Kampfsportler mit Kontakten in die osteuropäische Hooligan- und Neonazi-Szene. Auf diese Verbindung deute nicht zuletzt ihre auffällige Bekleidung hin, sagt Fanforscher Robert Claus von der „Kompetenzgruppe Fankulturen und sportbezogene soziale Arbeit“ in Hannover, kurz Kofas.
Zahnschutz, Handschuhe mit Quarzsand und Sturmhauben mit dabei
Gegen 22.45 Uhr an jenem Abend hatte sich ein Anwohner über eine auffällige Menschensansammlung am Park-and-Ride-Platz gewundert. Er rief die Polizei – offenbar gerade noch rechtzeitig. Manche Verdächtige hatten Zahnschutz dabei, Handschuhe mit Quarzsand, Sturmhauben und Bandagen. Viele waren einheitlich mit bedruckten, weißen T-Shirts bekleidet. Die Gruppe hatte wohl auf einen Zug mit Gladbach-Fans gewartet, die auf dem Rückweg vom Auswärtsspiel in Mainz waren.
„Einige von denen, die am Bahnhof in Pulheim-Stommeln waren, trugen T-Shirts von »White Rex«, einem extrem rechten Kampfsportlabel“, sagt Wissenschaftler Robert Claus. Die Kampfsportlergruppen seien ein relativ neues Phänomen in der Gewaltforschung. Manche von ihnen hätten eine Karriere als Ultra-Fan hinter sich.
Polizei gegenüber äußerst aggressiv
Claus hat viel über die Szene recherchiert. „Der Gründer von »White Rex« heißt Denis Nikitin“, sagt er, „ein Kampfsportler aus Russland, der öfter mal in Deutschland ist und auch gute Verbindungen nach Köln hat“.
In Stommeln hatte die Polizei große Mühe, die Männer in Schach zu halten, musste schließlich Verstärkung anfordern. „Die Gruppe verhielt sich gegenüber den Beamten äußerst aggressiv“, schilderte Polizeisprecher Lutz Flaßnöcker. Einer sei mit dem Auto auf Polizisten zugefahren, andere seien mit quietschenden Reifen gefolgt. Sie hätten erst angehalten, als Beamte ihre Waffen zogen.