Die Verbindung zwischen ihrem Smartphone und Ausbeutung von Kindern im Kongo war Thema am Berufskolleg Lindenstraße. Experten waren dort zu Gast.
„Ein Stück Kongo in der Tasche“Diskussion über Coltan-Abbau an Kölner Berufskolleg

Der ehemalige Kindersoldat und Minen-Schürfer Yves Ndagano (l.) und Laurenz Leky vom Theater im Bauturm waren am Berufskolleg an der Lindenstraße zu Gast.
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Was haben Smartphones, Laptops, Spielekonsolen oder E-Autos mit den kriegerischen Auseinandersetzungen in der Demokratischen Republik Kongo zu tun? Coltan! Dabei handelt es sich um ein weltweit begehrtes Erz, das vor allem im zentralafrikanischen Staat gefördert wird. Zum Abbau des Metalls werden oftmals Kinder in den engen Minenschächten eingesetzt. Die Begehrlichkeiten um den seltenen Rohstoff setzen zudem seit Jahrzehnten bewaffnete Konflikte frei, bei denen die rivalisierenden Gruppen Minderjährige aus den Dörfern entführen und zwangsrekrutieren.
Theater- und Filmemacher waren zu Gast am Berufskolleg in Köln
Das Theater im Bauturm inszenierte zur Thematik 2018 das Stück „Kongo! Eine Postkolonie“ mit Laurenz Leky in der Hauptrolle. 2022 wurde die Thematik von den Filmemachern Jan-Christoph Gockel und TD Jack Mahamba Muhindo in der Produktion „Coltan-Fieber: Connecting People“ aufgegriffen. Die Dokumentation begleitet den ehemaligen Kindersoldaten und Minenarbeiter Yves Ndagano auf eine Reise in seine Kindheit.
Schauspieler und Theaterleiter Leky sowie der mittlerweile an der Kölner Kunsthochschule für Medien studierende Ndagano gastierten nun mit dem Sicherheitsexperten Jean-Pascal Östreich für einen Vortrag über die Auswirkungen des gesellschaftlichen Massenkonsums am Berufskolleg an der Lindenstraße (BkaL). Während des Events wurden Ausschnitte der Doku gezeigt. Vor Vertretern und Vertreterinnen der Fachoberschulstufen Polizei, der Englisch- sowie Deutsch-Kurse des Wirtschaftsgymnasiums informierte das Trio über geschichtliche Hintergründe, aktuelle Entwicklungen und Lösungsansätze. Dabei erhielten die Schülerinnen und Schüler Gelegenheit, Fragen zu stellen.
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Schüler Amir zeigte sich betroffen von den geschilderten Gräueltaten. „Der Film zeigt eindrücklich wie unser Konsumverhalten und die Nachwirkungen des Kolonialismus die Situation im Kongo prägen und das erschreckende Schicksal vieler Menschen dort bestimmen“, erklärte der 18-Jährige. Gymnasiastin Mercedes (19) stellte selbstkritisch fest: „Es geht zwar nicht ohne Smartphone, dafür sind sie zu wichtig, aber ich muss mir ja nicht so oft ein neues Gerät kaufen.“ Auch Mitschülerin Maia Selina zeigte sich nachdenklich: „Es macht einem klar, dass dieses Thema viel zu häufig außen vor gelassen wird, wenn es um neue Technologien geht.“ In einem Schlusswort erinnerte Yves Ndagano an die Verantwortung der Jugend zur Gestaltung einer gerechten und friedlichen Weltgemeinschaft: „Viele von euch tragen ein Stück Kongo in ihrer Tasche – denkt bitte auch an die Menschen, die dort leben.“ Im Rahmen des Treffens kam es zu einer Spendenaktion, die Gelder für ehemalige Kindersoldaten und Straßenkinder sammelt. Als Organisatoren des Events fungierten die Fachlehrer Irene Martschukat und Ulrich Carp.