Der Zubringer für Radler und Fußgänger am Campus Vogelsang verzögert sich. Bald werden hier Kinder und Jugendliche zu sechs Schulen strömen.
„Das hier ist nicht sicher“Kölner Eltern senden Hilferuf an Reker wegen gefährlichem Schulweg
Den Schülerinnen und Schülern der Heliosschule platzt der Kragen. Einen eindringlichen Film haben sie gedreht und gemeinsam mit einem Brief der Elternschaft an Oberbürgermeisterin Henriette Reker und den Verkehrsdezernenten Askan Egerer geschickt. „Alle gezeigten Orte gibt es wirklich. Mitten in Deutschland. Mitten in Köln. Mitten in 2024“, steht da im Abspann.
Und die Bilder, die man vorher in dem fünfminütigen Film sieht, machen auch Menschen ein mulmiges Gefühl, die ihre Kinder nicht jeden Tag auf den Weg zu dem großen Schulcampus „Am Wassermann“ nach Vogelsang schicken. In den vergangenen Jahren haben sich mit dem Interim der Heliosschule, der Gesamtschule Wasseramselweg und der Privaten Aktiven Schule drei weiterführende Schulen hier mitten im Gewerbegebiet Vogelsang angesiedelt. Nach den Sommerferien kommen mit der Gesamtschule „Am Wassermann“ und dem Interim der Gesamtschule Fitzmauriceschule noch zwei weitere Gesamtschulen hinzu.
Morgens rollt auf dem schmalen Girlitzweg der dichte Berufsverkehr – darunter viele Lkw – in zwei Fahrtrichtungen durch das Gewerbegebiet. Mitten auf der Straße radeln die Fahrradfahrer, die abschnittsweise auf den ebenfalls sehr schmalen Bürgersteig ausweichen oder parkende Autos umfahren müssen und dabei knapp an die Gegenfahrbahn heranrücken. Radwege existieren ebenso wenig wie Schutzstreifen für Radler.
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Unmengen von Elterntaxis machen die Lage noch unüberschaubarer
Sehr gefährlich ist auch die Situation in der Unterführung, die die Widdersdorfer Straße mit der Vitalisstraße verbindet. Alle Schüler, die an der Haltestelle Technologiepark aussteigen, überqueren in der in beide Richtungen dicht befahrenen Unterführung ohne Querungshilfe die Straße. Das führt jeden Morgen zu brenzligen Situationen. „Das hier ist einfach nicht sicher,“ moniert Schülersprecherin Anjulie. Völlig überfüllte an- und abfahrende Schulbusse sowie Unmengen von Elterntaxis machen die Lage noch unüberschaubarer. Denn: Je größer die Gefahr, desto höher ist die Zahl der Eltern der Fünft- und Sechstklässler, die ihr Kind aus Sicherheitsgründen lieber mit dem Auto zur Schule fahren.
Der Hilferuf kommt vor den Ferien auch deshalb, weil es ab August hier noch voller wird und Sorge besteht, dass die Stadt bis dahin die Lage nicht umfassend entschärft. „Das wird ein stetig noch wachsender riesiger Schulstandort. Das ist von der Zahl der Menschen fast wie eine kleine Stadt, die jeden Morgen hierhin kommt“, ordnet Schulleiter Andreas Niessen ein.
Die Verkehrssituation ist aber einige Wochen, bevor der Schulstandort sich weiter vergrößert, noch immer nicht angepasst. Die Bezirksvertreter fordern seit Jahren dringend Maßnahmen. Die Stadt sagte auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zu, dass bis zum Start des neuen Schuljahres am 19. August die ersten Verbesserungen umgesetzt werden. Bis dahin werde ein Fußgängerüberweg auf dem Girlitzweg eingerichtet, der 50 Meter entfernt von der Kreuzung zur Vitalisstraße geplant sei. Außerdem werde dann die freilaufende Rechtsabbiegerspur, die von der Vitalisstraße auf den Girlitzweg führt, gesperrt sowie ein Schutzstreifen für den Radverkehr an der Kreuzung markiert. Auf dem schmalen Girlitzweg würden zudem Parkplätze für Autos markiert, damit die Autos dort langsamer fahren müssten.
Die Eltern finden das keine gute Idee. Parkplätze auf dem Girlitzweg anzulegen, um das Tempo der Autofahrer zu drosseln, das sei der falsche Weg, kritisiert Schulleiter Niessen. So werde die Lage für die Fahrradfahrer nur noch schlimmer, weil Busse und Autos beim Vorbeifahren in den Gegenverkehr ausweichen müssen. Außerdem fürchten die Eltern durch die Parkplätze noch längere Staus durch Busse und Elterntaxis.
Eltern fordern absolutes Halteverbot auf dem Girlitzweg
Statt Parkplätzen auf der Straße wollen sie ein absolutes Halteverbot für Fahrzeuge und Tempo 30 auf dem Girlitzweg. Außerdem fordern die Eltern einen beleuchteten Zebrastreifen in der Unterführung, eine Ampel oder einen Kreisverkehr zur Kreuzung Girlitzweg, damit die Kinder sicher über die Straße und zu den Bussen kommen. „Die abknickende Vorfahrt in die Unterführung ist unglaublich gefährlich“, konstatiert Schulleiter Niessen. Hier fordern die Eltern, künftig nur noch die Ausfahrt über den Tunnel zu ermöglichen und die Einfahrt über diesen Weg für Autofahrer abzuschaffen.
Am wichtigsten ist allen Beteiligten jedoch, dass es eine sichere Alternative gibt. Die soll eigentlich der Teichrohrsängerweg werden: „Spätestens wenn in einem Jahr auch die neuen Schulen dort starten, muss eine zusätzliche Zubringerstraße über den Teichrohrsängerweg erschlossen worden sein“, hatte die Stadtschulpflegschaftsvorsitzende Nathalie Binz schon vor mehr als einem Jahr im Schulausschuss gefordert. Ziel war es, den Teichrohrsängerweg als 3,50 Meter breiter Geh- und Radweg bis zur Vitalisstraße zu verlängern. Dann hätten alle Schüler, die morgens mit dem Rad aus Bickendorf, Ehrenfeld oder Ossendorf ins Schulzentrum am Wassermann kommen, endlich eine verkehrssichere Alternative zum letzten Stück des Girlitzwegs.
Bis zum Beginn des neuen Schuljahrs wird das aber wohl nichts. Der provisorische Geh- und Radweg auf der Trasse des Teichrohrsängerwegs befinde sich noch in der Planung, so die Stadt. Einen genauen Termin für die Fertigstellung kann die Stadt noch nicht nennen. Es habe einen langfristigen Ausfall auf der Führungsebene des Amtes für Straßen- und Radwegebau gegeben, auch die Stellvertretung sei vakant. Die Vertretung brauche nun Zeit, sich einen Überblick über die laufenden Planungen zu verschaffen. „Das Projekt wird auf jeden Fall mit sehr hoher Priorität behandelt“, versicherte eine Pressesprecherin.
An den betroffenen Schulen will man sich nicht länger vertrösten lassen. „Wir brauchen einen sicheren Schulweg. Jetzt – und nicht irgendwann“, sagt Schülersprecherin Anjulie.