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HaushaltKölner Großprojekte kosten rund 210 Millionen Euro mehr

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39 Millionen sollte die Sanierung der Mülheimer Brücke kosten – inzwischen werden 72 Millionen veranschlagt.

Köln – Die Stadtverwaltung muss für ihre großen Bauvorhaben rund 210 Millionen Euro mehr einplanen als ursprünglich angenommen. Aus einer Liste des Baudezernenten Franz-Josef Höing mit 54 Projekten geht hervor, dass jede zweite Kostenschätzung unzutreffend ist.

Am stärksten weichen die Berechnungen für die Sanierung der Mülheimer Brücke von den tatsächlichen Zahlen ab. Ging die Bauverwaltung anfangs noch von 39 Millionen Euro aus, so beträgt der derzeitigen Kostenstand 72 Millionen Euro – eine Steigerung von 86 Prozent.

Mit seiner Auflistung beantwortet Höing eine Anfrage der Linken im Stadtrat. Sie wollten wissen, wie sich die Kosten für Bauvorhaben mit einem Umfang von mehr als zehn Millionen Euro seit 2010 entwickelt haben. Die enorm hohen Ausgaben für die Mülheimer Brücke begründet der Dezernent so: „Im Zuge der weitergehenden Planung hat sich für alle Bauwerksbereiche und insbesondere für die rechtsrheinische Rampe eine deutliche Verschlechterung des Bauwerkszustandes gezeigt.“

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Deutzer Brücke wird günstiger

Die Sanierung der Severinsbrücke verteuert sich um mindestens elf Millionen auf annähernd 40 Millionen Euro. Rund 47 Millionen Euro werden für die Ertüchtigung der Zoobrücke fällig, gut neun Millionen Euro mehr als zunächst im Etat berücksichtigt. „Um Planungen von Großmaßnahmen beginnen zu können, wird vorab eine Veranschlagung für den Haushaltplan benötigt“, so Höing. „Diese erfolgt meist auf einer groben Kostenschätzung der Verwaltung, die aufgrund der in diesem frühen Stadium eben noch nicht vorliegenden Planungsunterlagen und Detailinformationen nicht sehr genau sein kann.“

Das Verfahren birgt das Risiko, dass die Politiker aufgrund ungenauer Zahlen über ein Bauvorhaben entscheiden. Freudige Überraschungen sind dabei nicht ganz ausgeschlossen: Die Sanierung der Deutzer Brücke etwa wird um rund drei Millionen Euro günstiger ausfallen als geschätzt.

Linken-Ratsherr Michael Weisen, der die Anfrage gestellt hatte, fordert die Wirtschaft auf, sich an den Kosten zu beteiligen. Die Arbeiten an den Brücken und Tunneln würden vor allem deshalb so teuer, weil die Bauwerke nicht für den Schwerlastverkehr ausgelegt sind, der erheblich zugenommen habe. „Industrie und Wirtschaft sind Hauptverursacher der Brückenschäden“, so Weisenstein.

Ob Archäologische Zone vor dem Rathaus, Neubau der Kalker Feuerwache, Generalsanierung der Stadtbücherei oder die Erweiterung von Schulen – tritt die Stadt als Bauherr auf, lassen nicht zuletzt Sonderwünsche der Nutzer die Kosten steigen. Hier eine Solaranlage auf dem Dach, dort ein zusätzlicher Fachraum und ein bisschen mehr Technik.

Mitunter zieht der Stadtrat die Notbremse: Die Planungen für die Neubau des Historischen Archivs am Eifelwall wurden durch eine Reduzierung des Räume so verändert, dass die Kosten um nahezu 14 Millionen Euro auf 76 Millionen Euro sinken werden – jedenfalls nach jetzigem Stand.