Köln – Es waren die Erfahrungen ihrer eigenen Biografie, die die beiden Kölner Gründer Dustin Figge (31) und Christoph Kasper (35) auf ihre Geschäftsidee brachten. Beide haben job- oder studienbedingt im Ausland gelebt und entdeckten dabei eine Marktlücke. "Es gab keine umfassende digitale Plattform, auf der möblierte Apartments für Geschäftsreisende professionell angeboten wurden", sagt Figge.
Für Unternehmen, die ihre Mitarbeiter an einen anderen Ort schicken, ist ein längerer Aufenthalt im Hotel meist teurer als ein Apartment. Hotelbuchungsportale, die auch Wohnungen im Programm haben, böten oft nur eine Bleibe für maximal 30 Tage, so Figge. Zudem gebe es zwar in den Städten oft spezialisierte Makleragenturen, die ihre Angebote auch online stellen, "aber einen Überblick über das gesamte Angebot fehlte", sagt Kasper.
19.000 Apartments im Angebot
Diese Nische erkannten die beiden und gründeten Anfang 2014 Homelike. Heute vermittelt das Start-up-Unternehmen mit Sitz im Mediapark rund 19.000 Apartments in mehr als 50 Städten in Deutschland und im Ausland. "Der gesamte Buchungsprozess ist dabei digital", erklärt Kasper. Von der Wahl des Appartements über den Mietvertrag bis zur Bezahlung kann alles am Rechner erledigt werden. Rund zehn Prozent der Miete bekommt Homelike bei erfolgreicher Vermittlung.
Die beiden Gründer betonen, dass die Anbieter, die auf Homelike ihre Wohnungen anbieten, dies professionell tun - es gebe also keine Untervermietungen von Privatleuten wie etwa bei Airbnb.
Gegen das große US-Unternehmen gehen mittlerweile zahlreiche Städte vor - weil Wohnungen zwar als privat ausgegeben würden, aber dann doch geschäftsmäßig vermietet werden, was den Städten nicht nur Wohnraum entzieht, sondern dem Fiskus auch oftmals die Mehrwertsteuer. "Diese rechtlichen Grauzonen wollen unsere Kunden gerade nicht", sagt Figge.
Fester Kundenstamm
Große Dax-Konzerne und Unternehmen, deren Mitarbeiter außerhalb der Firmenzentralen unterwegs sind, gehören mittlerweile zum festen Kundenstamm des Start-ups. "Aber auch Piloten, Bundeswehrangehörige, Filmteams, Profifußballer oder Medizin-Touristen etwa aus dem arabischen Raum suchen über das Portal eine Bleibe", so Kasper.
Eine halbe Million gebuchte Nächte hat das Homelike-Team in der Zeit des Bestehens abgewickelt. Heute arbeiten knapp 40 Mitarbeiter aus acht Nationen in dem großen Büro ohne Trennwände mit bodentiefen Fenstern und Blick über den Mediapark. Es herrscht leises Stimmengewirr, meist englisch, denn das ist die offizielle Unternehmenssprache. "Mittlerweile läuft es sehr gut", sagt Figge. Dabei seien die Anfänge hart gewesen - auch in finanzieller Hinsicht.
Erfahrungen in den USA
Figge, der gebürtige Kölner, arbeitete nach seinem BWL-Studium an der Uni Köln unter anderem als Vorstandsassistent beim Bertelsmann-Konzern. Über das Gütersloher Unternehmen bekam er nach einem Aufenthalt in China schließlich ein Jobangebot in San Francisco, wo er im Silicon Valley erstmals mit der IT- und Gründerszene in den USA in Berührung kommt. Da hatte er allerdings seine eigene erste Unternehmensgründung schon hinter sich. Dabei lernte er auch Christoph Kasper kennen.
Der gebürtige Bayer wollte nach seinem Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität in München eigentlich Journalist werden, aber nach mehreren Stationen bei verschiedenen Verlagen habe er sich "immer mehr in die kaufmännische-wirtschaftliche Richtung entwickelt". Er war bereits in Köln Geschäftsführer eines digitalen Karrierenetzwerks, als auch in ihm die Idee reifte, selbst zu gründen.
Standort Köln bewusst ausgesucht
"Nachdem die Geschäftsidee stand und wir uns auch bewusst für den Standort Köln entschieden hatten - weil wir echte Köln-Patrioten sind und hier auch ein gutes Netzwerks haben - war das erste Jahr vor allem viel Arbeit", erzählt Kasper.
Die beiden mussten vor allem die Kosten runterschrauben. "Jeder Euro wurde genau geprüft, geschäftlich wie privat", so Figge. Wohnungsvermieter in Deutschland mussten kontaktiert werden und vor Ort wurden die Qualität und Seriosität überprüft. Heruntergekommene Wohnungen finde man deshalb nicht auf Homelike, so die Gründer. "Das würde den Ruf bei den uns buchenden Unternehmen auch schwer beschädigen", sagt Figge.
An den Start gingen sie mit 1000 Wohnungen in vier deutschen Großstädten. Das Netzwerk wuchs und schließlich stiegen auch erste Investoren ein, darunter unter anderem der Kölner Immobilienentwickler Bauwens mit den Adenauer-Enkeln Patrick Adenauer und Paul Bauwens-Adenauer.Kürzlich wurde Homelike zudem mit dem Preis der Digitalen Wirtschaft des Landes NRW ausgezeichnet.
Für die Zukunft wünschen sich die beiden Gründer, dass die Firma weiterwächst. "Irgendwann wollen wir dann vielleicht auch richtig Geld verdienen, aber im Moment freuen wir uns, dass wir den Job machen, für den wir brennen", so Figge.