Köln – Bei ihren Ermittlungen nach den Ausschreitungen rund um das Conference-League-Spiel des 1. FC Köln in Nizza am 8. September geht die Polizei Köln inzwischen 300 Hinweisen auf mögliche Täter nach. Das berichtet Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn. Unterdessen trafen sich FC-Präsident Werner Wolf und Polizeipräsident Falk Schnabel am Montagmittag zu einem Austausch im Polizeipräsidium. Wolf habe ihm „weiterhin die volle Unterstützung bei den auf Hochtouren laufenden Ermittlungen“ rund um die Vorfälle in Nizza zugesagt, berichtete Schnabel im Anschluss. „Wir bleiben in dieser Sache im engen Austausch und setzen alles daran, dass sich solche Szenen nicht wiederholen.“
Die Ermittler werten derzeit 800 Videos und Fotos aus dem Stadion Allianz Riviera aus, die Zeugen der Polizei zur Verfügung gestellt haben. Dazu zählt auch öffentlich zugängliches Bild- und Filmmaterial zum Beispiel von Fotoagenturen und aus der journalistischen Berichterstattung. Manche Aufnahmen liefern sehr genaue Hinweise, bei anderen wiederum sei die Qualität zu schlecht, um Personen eindeutig identifizieren zu können, sagte ein Ermittler.
Polizei Köln schließt Hinweisportal im Internet
Ob es bereits gelungen ist, Straftäter zu identifizieren, will Willuhn auf Anfrage nicht mitteilen. Wie zu erfahren war, soll die Polizei zwar die Namen mehrerer Männer aus dem Ultra-Umfeld des 1. FC Köln kennen, die in Nizza vor Ort waren. Die Herausforderung sei aber nun nachzuweisen, ob und an welchen Straftaten sie konkret beteiligt waren – und wer noch alles dabei war.
Gewalt im Stadion bei Spiel des 1. FC Köln in Nizza
Dazu setzt die Polizei weiterhin auch auf Aussagen von Augenzeugen. Das Sonderhinweis-Portal im Internet, über das Videos und Fotos direkt an das Kriminalkommissariat 45 geschickt werden konnten, sei inzwischen geschlossen worden, sagte Willuhn. „Hinweise können aber selbstverständlich weiter über die allgemeinen Kanäle abgegeben werden.“
Ermittelt wird wegen Landfriedensbruchs, Körperverletzung und Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz. Gewalttäter aus Nizza hatten sich mit Gleichgesinnten aus Köln, Dortmund, Essen und Paris vor dem Anpfiff eine Schlacht auf den Tribünen geliefert, bei der unter anderem Pyrotechnik, Absperrpfosten und offenbar auch Messer eingesetzt wurden.
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Obwohl der Tatort der Randale in Frankreich liegt, kann die Kölner Polizei die Verfahren führen, sofern es sich bei Tätern oder Opfern um deutsche Staatsbürger handelt. Dazu bedarf es nur einer formalen Übereinkunft zwischen den beteiligten Staatsanwaltschaften in Nizza und Köln.
Wie aus Polizeikreisen verlautet, sollen die französischen Behörden „kein gesteigertes Interesses“ an einer Strafverfolgung der deutschen Gewalttäter haben. Mit hoher Wahrscheinlichkeit würden überführte Täter demnach auch in Köln angeklagt und gegebenenfalls hier vor Gericht gestellt werden.