Zum „Internationalen Tages gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit“ hat am Mittwoch in Köln eine Kundgebung stattgefunden.
IDAHOBIT-Kundgebung am Kölner Hauptbahnhof„Jeden Tag werden in Deutschland drei bis vier Übergriffe auf queere Menschen registriert“
Mehrere Hundert Menschen haben sich am frühen Mittwochabend anlässlich des „Internationalen Tages gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit“ (IDAHOBIT) auf dem Vorplatz des Kölner Hauptbahnhofs versammelt. Sie demonstrierten für mehr Respekt und Akzeptanz in der Gesellschaft gegenüber Menschen aus der queeren Gemeinschaft.
Bei Abendsonne und vor der Kulisse des Doms schwenkten die Menschen Fahnen zahlreicher Verbände, Gruppen und Parteien. Darunter waren aber auch Schilder und Spruchtafeln, die Forderungen zu Gesetzesänderungen und Schutz vor Gewalt und Ausgrenzung von Menschen anmahnen, die sich selbst einem anderen als bei der Geburt zugeschriebenen (transident) oder gar keinem spezifischen Geschlecht (nonbinär) einordnen – im weitesten Sinne unter dem Begriff „queer“ zusammengefasst.
Prominente Gäste auf der Bühne der Veranstaltung waren der Queer-Beauftrage der Bundesregierung und Kölner Bundestagsabgeordnete Sven Lehmann (Grüne) sowie Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker. „Wir haben schon viel in Sachen Sichtbarkeit und Sensibilisierung für unsere Anliegen erreicht, aber es ist noch viel zu tun“, rief Lehmann der Menge zu. Denn: „Jeden Tag werden in Deutschland drei bis vier Übergriffe auf queere Menschen registriert“, und das seien nur die offiziell bekannten Fälle.
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Aktuell befänden sich mehrere Entwürfe für Gesetzesänderungen in der Vorbereitung, die die Ampelkoalition zügig umsetzen will, kündigte Lehmann an. Etwa das „Selbstbestimmungsgesetz“ sowie ein Vorhaben, das die Rechte sogenannter Regenbogenfamilien stärkt und eine Verfassungsänderung, die plant, queere Menschen explizit im Grundgesetz besser vor Diskriminierung zu schützen.
„Jeder Übergriff ist einer zu viel“, hob auch die Oberbürgermeisterin hervor und wies auf die Notwendigkeit hin, das Engagement für und aus der Gemeinschaft heraus zu stärken und zu fördern. „Ich bin glücklich und stolz darauf, dass Köln einen guten Ruf hat und für viele andere Städte und Kommunen ein Vorbild darstellt, was den respektvollen Umgang miteinander betrifft“, so Reker. Dennoch dürfe man nicht nachlassen im Einsatz für Toleranz und solle sich einmischen, wenn andere Menschen diskriminiert würden.
Bereits am Dienstag wurde im Ministerium für Schule und Bildung Nordrhein-Westfalen die NRW-Kooperation zu „Schule der Vielfalt“ um weitere fünf Jahre verlängert. Dieses sowie weitere Beispiele sind auf dem Bahnhofsvorplatz in Köln ausdrücklich gelobt worden. „Das Programm ‚Schule der Vielfalt‘ leistet äußerst wertvolle Arbeit in den Schulen und ist ein wichtiger Baustein für die Anerkennung und Akzeptanz der Vielfalt von sexuellen und geschlechtlichen Identitäten im Schulalltag“, teilte Schulministerin Dorothee Feller dazu mit.
Die Sachmittel für „Schule der Vielfalt“ werden demnach von 24.500 Euro auf 36.000 Euro pro Jahr bei einer Laufzeit von fünf Jahren erhöht. Auch die Personalressourcen werden aufgestockt. Die Kooperationsvereinbarung hat eine Laufzeit von fünf Jahren.
Plakatkampagne für queere Sichtbarkeit in Köln
Anlässlich des IDAHOBITA waren in Köln am Mittwoch vor dem Historischen Rathaus am Alter Markt, am Stadthaus Deutz und an mehreren Bezirksrathäusern Regenbogenfahnen gehisst worden, um Flagge für die Akzeptanz von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt zu zeigen. In Kooperation mit „SOFRA – Queer Migrants e.V.“ wurden für eine Plakatkampagne sechs Motive entworfen, die bis Ende Mai im Stadtgebiet und im Internet zu sehen sind.
Unter dem Claim „Meine Stadt!“ und dem Hashtag „#richtighier“ zeigen queere Migrantinnen und Migranten, die in Köln ihr Zuhause gefunden haben, ihr Gesicht für die Akzeptanz von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Die Kampagne setzt ein Zeichen gegen die Diskriminierung von queeren Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte, die oft Mehrfachdiskriminierung in Form von Rassismus sowie Homo- und Transfeindlichkeit erfahren müssen.
Noch bis zum 2. Juni 2023 zeigt die Stadt Köln darüber hinaus im Stadthaus Deutz eine Fotoausstellung des internationalen „Rainbow Cities Network“ zum Thema „Intersektionalität“. Die Ausstellung kann in der Magistrale des Westgebäudes des Stadthauses Deutz (Willy-Brandt-Platz 2, Haltestelle „Bf Deutz/LANXESS Arena“) besichtigt werden. Das Gebäude ist montags, mittwochs und donnerstags von 8 bis 16 Uhr, dienstags von 8 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 14 Uhr geöffnet.