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„Sauberkeit ist Gemeinschaftsaufgabe“Instagram Account „Köln.Trash“ zeigt Verwahrlosung der Stadt auf

Lesezeit 3 Minuten
Eine verdreckte Ecke an der Hohestraße.

Mit Videos und Fotos aus den dreckigen Ecken der Stadt erreicht der Kanal mittlerweile 10.000 Menschen. (Symbolbild)

Mit Videos und Fotos aus den dreckigen Ecken der Stadt erreicht ein Instagram-Kanal mittlerweile 10.000 Menschen.

Angefangen hat alles mit einer Ecke neben den Rolltreppen am Hansaring, oder „dem öffentliche Pissior“ dort, wie es in dem Video, veröffentlicht auf dem Instagram-Profil von „Köln.Trash“, heißt. Es zeigt den für viele Kölnerinnen und Kölner täglichen Weg von der Bahn-Station Hansaring zur überirdischen S-Bahn-Haltestelle. Und die Urinlachen, die sich täglich neben der Rolltreppe bilden. Mit sarkastischem Unterton kommentiert ein Sprecher: „Sollen die Nasenhaare hier komplett flambiert werden?“ Und er fragt: „Warum gibt es so wenige öffentliche Toiletten in Köln? Ich verstehe es nicht.“

Das Kurzvideo vom 6. Januar erreichte innerhalb von zwei Tagen rund 300.000 Aufrufe. Offensichtlich stellen sich viele Kölnerinnen und Kölner ähnliche Fragen. „Nach dem Video hat der Kanal einen Riesenzuwachs bekommen“, erzählt der Betreiber von „Köln.Trash“. Mittlerweile hat der Account 10.000 Abonnenten. Bis zu 30 Einsendungen erreichen den 28-Jährigen hinter dem Kanal täglich.

Gemeinsame Aufräumaktionen geplant

Viele veröffentlicht er dann auf seiner Seite. Sie zeigen ähnliche Orte wie den Hansaring. Orte, die vermüllt sind, an denen Exkremente herumliegen oder die mit Graffiti beschmiert sind. Oder der 28-Jährige zieht selbst los zum Appellhofplatz oder zum Ebertplatz, um vermüllte Orte festzuhalten und sie süffisant zu kommentieren. „Der Account soll das Bewusstsein dafür schärfen, wie verdreckt Köln ist. Und im besten Fall stellt man sich dann die Frage: Was kann die Stadt, was können andere Institutionen, aber was kann auch ich tun, damit Köln wieder sauberer wird?“, erklärt er.

Alles zum Thema Kölner Ringe

Der 28-jährige, der hinter dem Profil steckt, möchte anonym bleiben. Er wolle nicht sich selbst, sondern das Problem, das sein Account thematisiert, in den Vordergrund stellen, sagt er. Und das Problem heißt Verwahrlosung. Immer stärker sei ihm aufgefallen, wie vermüllt Köln ist. Und immer stärker sei in ihm das Bedürfnis gewachsen, etwas dagegen zu tun. Im Sommer vergangenen Jahres eröffnete er dann seinen Instagram-Kanal. Zunächst unter dem Namen „Köln wird sauber“, später änderte er den Namen inspiriert von einem Kanal aus Frankfurt in „Köln.Trash“

Die vielen Abonnenten, die ihn mit immer mehr Videos, Fotos und Hinweisen belieferten, zeigen ihm: „Ich bin nicht allein mit dem Eindruck, dass etwas getan werden muss und dass auch junge Leute dieses eher unsexy Thema beschäftigt.“

Am häufigsten erreichen ihn Hinweise zum Hauptbahnhof und zum Neumarkt, erzählt er. „Dabei geht es sehr oft auch um die Drogenszene oder um Obdachlosigkeit.“ Ihm sei wichtig, keine Menschen vorzuführen. „Es geht mehr darum zu zeigen, wie schlimm dieses Problem ist. Und etwa darauf aufmerksam zu machen, dass wir viel mehr kostenlose öffentliche Toiletten brauchen.“ Künftig wollte er das Thema Obdachlosigkeit und Drogenabhängigkeit auch noch stärker in den Fokus seines Kanals rücken, etwa indem er mit ehemaligen Abhängigen darüber spricht, was ihnen aus der Sucht geholfen hat und wie man Verhältnisse wie die am Neumarkt wieder in den Griff bekommt. „Fest steht jedenfalls: Wenn wir das Problem nicht in den Griff bekommen, dann haben wir bald Zustände wie in den USA. Es ist auch eine Frage der Prioritätensetzung der Stadt, wie sie dieses Problem angeht.“

Er betont aber auch: „Beim Thema Verwahrlosung sollte man nicht nur der Stadt oder der AWB die Schuld in die Schuhe schieben.“ Er sei etwa im regelmäßigen Austausch mit Mitarbeitern der AWB. Viele würden seinen Kanal unterstützen. „Eine saubere Stadt ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Jeder Kölner ist in der Verantwortung, etwas dafür zu tun.“ Deswegen plane er auch gemeinsame Aufräumaktionen mit seiner Community. Wie genau die aussehen werden und wann sie starten, will er in den nächsten Wochen klären.