Köln – Herr Knittler, Sie werden am 15. September mit Ihrem Format „(P)op Kölsch“ zum ersten Mal auf der Tanzbrunnen-Bühne stehen…
Ja, das ist für uns eine wahnsinnig tolle Sache und wir freuen uns riesig darauf. In den acht Jahren im Gloria ist „(P)op Kölsch“ immer größer geworden, so dass wir in den letzten Jahren immer noch ein Zusatzkonzert spielen durften. So kam die Idee auf, das Ganze mal eine Nummer größer zu machen. Das ist sicher mutig, aber wir sind überzeugt, dass das auch im großen Tanzbrunnen, eine der tollsten Bühnen Kölns, gut funktionieren wird.
Na ja, Sie sind es ja auch schon gewohnt, vor großem Publikum zu spielen. Etwa bei „Loss mer Weihnachtsleeder singe“ in den letzten beiden Jahren vor 44 000 Menschen…
Das waren definitiv mit die aufregendsten und ergreifendsten Momente meiner bisherigen Musikerlaufbahn. Trotzdem ist der Auftritt am Tanzbrunnen für uns etwas Besonderes. Vor allem die Vorbereitung eines solch großen Konzertes ist schon sehr aufregend.
Verraten Sie uns, was Sie vorhaben?
Wir werden mit einer hervorragenden Band mit 14 tollen Musikern auf der Bühne stehen und eine bunte Mischung eingekölschter Hits präsentieren. Darunter wird eine neue Version von Ed Sheerans „Castle on the hill“ sein, dessen Geschehen wir kurzerhand in die Südstadt verlegt haben. Das Lied werden wir zusammen mit der ehemaligen DSDS-Siegerin Elli Erl und ihrer Duo-Partnerin Tina von Wickeren aufführen. Weitere prominente Gäste sind Linus, Frank Reudenbach von den Klüngelköpp, Micky Brühl und Björn Heuser sein. Eigens für den Abend werden wir fünf, sechs neue Hits mit einem kölschen Text versehen. Und vielleicht sogar eine Premiere: Ich würde gerne für das Tanzbrunnen-Konzert zum ersten Mal auch einen hochdeutsches Lied ins Kölsche übertragen: Udo Lindenbergs „Bis ans Ende der Welt“ – für mich einer der schönsten deutschen Liebessongs.
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Wie sind Sie eigentlich dazu gekommen, Popsongs einzukölschen? Gefallen Ihnen die Originaltexte nicht?
Nein, nein. Die Idee zu „(P)op Kölsch“ hatte ich vor etwa zehn Jahren eher zufällig. Mir war irgendwann mal aufgefallen, wie viele englische Lieder man mitsingt, ohne genau zu verstehen, was man da eigentlich singt. Und dann habe ich eines Tages bei einer Autofahrt im Radio „Purple Rain“ von Prince gehört – und unbewusst habe ich das Lied mit einem einen kölschen Text mitgesungen.
Wie viele Popsongs haben Sie seitdem ins Kölsche übersetzt?
Die exakte Zahl kenne ich gar nicht genau. Ich glaube, es sind so um die 130.
Wie nah sind Ihre kölschen Texte am Original?
Im Gegensatz zu anderen Interpreten versuche ich immer möglichst nah dran zu bleiben und die Lieder wirklich zu übersetzen. Das gelingt nicht immer 100-prozentig, manchmal muss man den Text ein klein bisschen umstellen, um die Seele des Liedes zu erhalten.
Nimmt eine Übersetzung in eine andere Sprache manchem Lied aber nicht gerade seine Seele, seine ganz eigene Faszination?
Das mag der ein oder andere vielleicht so empfinden. Bei mir ist das definitiv nicht so. Im Gegenteil: Ich empfinde die Übersetzungen oft als eine persönliche Bereicherung, weil sich darüber oft erst die Dimension der Poesie eines Textes erschließen lässt. Mir ging das zum Beispiel bei „Hallelujah“ so. Der Text, der auf einer Geschichte aus dem Alten Testament beruht, ist auf den ersten Blick wirr und wird erst klar, wenn man sich näher damit beschäftigt. Das ist wirklich ein ergreifendes und imposantes Lied.
Gibt es Liedtexte, die sich nicht ins Kölsche übersetzen lassen?
Ja, die gibt es. Da wünschte ich mir manchmal, ich hätte gar nicht erst mit dem Übersetzen begonnen. „Hollywood Hills“ von Sunrise Avenue ist so ein Lied. Der kölsche Text war ganz furchtbar. Auch viele der Michael-Jackson-Titel klingen auf Kölsch einfach profan und albern. Deshalb singe sich sie auch nicht. Auch Lieder aus dem Spanischen lassen sich nur sehr schwer übertragen. Die Spanier haben zu viele Worte in einem Satz. Da kommt man im Kölschen mit der Geschwindigkeit einfach nicht mit.
Gibt’s in Ihrem Repertoire ein Lieblingslied?
Na ja, eigentlich soll man sich ja nicht für eines seiner Kinder entscheiden. Aber „Hallelujah“ spiele ich immer wieder gerne, auch „Hotel California“ von den Eagles und auch die kölsche Version von „I’m going home“ aus der Rocky Horror Picture Show – das ist immer das Schlusslied unseres Konzerts. Bei dem Lied fällt die ganze Anspannung eines Konzertabends von uns ab.
Stefan Knittler (51) startete seine Musikerkarriere als Schlagzeuger bei den Bagdad Babies und trommelte auch für Rolly Brings. Als IT-Berater fand er über die Initiative „Loss mer singe“ wieder zum Gesang. Knittler ist verheiratet und hat zwei Kinder. (NR)