Kalk – Gut ein Jahr nach dem Abschluss des „Werkstattverfahren Hallen Kalk“, an dem sich neben Kommunalpolitikern, Architekten und Stadtplanern auch einige hundert Bürger beteiligt hatten, ist auf dem Gelände des früheren Industriebetriebs Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) noch kaum ein Fortschritt zu beobachten. Doch hinter den Kulissen scheinen die ersten Entscheidungen gefallen. So haben die städtischen Bühnen inzwischen kein Interesse mehr daran, die alten Industriegemäuer als Werkstätten oder Lagerflächen zu nutzen.
Schule ist vom Tisch
Pläne für neue Schule Auch der von vielen Bürgern und von Stadtkonservator Thomas Werner durchaus als möglich erachtete Vorschlag, in die leerstehenden Hallen eine Schule einzubauen, ist inzwischen ganz vom Tisch. Die Stadt war weder in der Lage so ein Projekt zu planen, noch es dann zu finanzieren.
„Diese Unfähigkeit der Stadt ist schon ein richtiges Armutszeugnis. Als Notlösung hat man sich eine Privatschule hinzu geholt“, sagte Heinz Peter Fischer von den Linken, als jetzt in der Kalker Bezirksvertretung über die Pläne und das Konzept des Erzbistums diskutiert wurde. Das Bistum will auf dem Gelände zwischen Dillenburger Straße, Christian-Sünner-Straße und Heinrich-Bützler-Straße einen Bildungscampus errichten – Grund- und Gesamtschule mit einer zweizügigen Oberstufe. Diese Variante hatte das Architektenteam Trint und Kreuder um Kay Trint schon im Werkstattverfahren vorgeschlagen. Auf deren Pläne soll nun zurückgegriffen werden.
„So soll pragmatisch eine Lücke geschlossen werden, da die Stadt nicht in der Lage ist, die Schule zu bauen. Das ist doch das eigentliche Problem“, sagte Marcel Hagedorn (SPD). Während Daniel Bauer-Dahm von den Grünen die Baupläne und das pädagogische Konzept des Erzbistums kritisch sah („Die Schule passt nicht nach Kalk. 80 Prozent der Kinder hier haben einen Migrationshintergrund“), stimmten die Bezirksvertreter mehrheitlich für die Verwaltungsvorlage zum Bildungscampus. Diese Vorlage soll am heutigen Donnerstag, 28. Juni, auch im Stadtentwicklungsausschuss diskutiert und beschlossen werden.
Schulbau-Notstand bleibt Thema
SPD-Vertreter Christian Robbyns verwies auf den Schul-Notstand und den Schulbau-Notstand. „Das System Bildungscampus hat sich in anderen Städten doch schon bewährt.“
Das sah Michael Lange (CDU) ähnlich: „Wir brauchen ja nicht nur eine, sondern viel Schulen im Stadtbezirk Kalk. Und mit dem Bistum hat man einen Partner gefunden, der auch bauen will.“ Manuela Grube (Grüne) hofft, dass es keine katholische Konfessionsschule mit Restplätzen für Andersgläubige wird, sondern eine, „die für alle Kinder geöffnet ist“. Zudem wünschte sie sich für die späteren Schüler anstelle des geplanten Caterings „täglich ein frisch gekochtes Essen“.
Bestand oder Umzug Durch diese Schulplanungen fallen die bisherigen Nutzungen auf dem Grundstück weg. So ein zweistöckiger Parkplatz, der vor allem von Betreibern und Besuchern des angrenzenden Handwerkerhofes genutzt wird, sowie ein bereits teilweise leerstehender Büroriegel an Christian-Sünner- und Dillenburger Straße. Auch die Tage des Außengeländes der Abenteuerhalle mit einem BMX-Parcours inmitten vieler alter Bäume scheinen gezählt.
Während die Mitarbeiter der Abenteuerhalle noch hoffen, das ihr Areal in den Schulhof integriert werden könnte, hat sich die Verwaltung schon auf einen Umzug in den Innenhof zwischen den Hallen 70 und 59 festgelegt. Schließlich war der Erhalt des Außen-Parcours Bestandteil des Werkstattverfahrens.
Demnach sollen auch die Drogenhilfe- und Beratungsstelle von Vision e.V. und die Pflanzstelle von der Neuerburgstraße aus verlagert werden, da dort Büros und Wohnungen geplant sind. Doch für die Zukunft dieser beiden Einrichtungen gibt es bislang noch keine Ideen.
Halle Kalk und Hallen 70/71 Die früher von Schauspiel und Museum Ludwig genutzten Hallen am Ottmar-Pohl-Platz sowie die nach der Insolvenz des Industrieunternehmens MBE Cologne leerstehenden Hallen 70 und 71 wurden im Werkstattverfahren als „stadträumlich prägend“ eingeschätzt, weshalb der Rückbau ausgeschlossen wurde.
Diese Einschätzung ist für die Verwaltung nach wie vor bindend. Durch den Wegfall einer möglichen Schulnutzung stehen die Hallen 70 und 71 wieder zur Disposition. Die Bezirksvertreter fordern in einem gemeinsamen Antrag von SPD, CDU, Linken und Grünen nun, diese Hallen für Start-up-Firmen zu öffnen. Die gegenüberliegenden Gebäude am Ottmar-Pohl-Platz sollten nach der Sanierung wieder vom Museum Ludwig und vom Schauspiel Köln genutzt werden. Bezirksbürgermeister Marco Pagano: „Ich wünsche mir, dass das Schauspiel dort wieder spielt.“
So geht es weiter Mit dem Werkstattverfahren wurde das Areal einer breiteren Öffentlichkeit bekannt und die Chancen einer Entwicklung entdeckt. Aktuell bemühen sich unterschiedliche Interessengruppen mit verschiedenen konzeptionellen Ansätzen um Nutzungsmöglichkeiten, heißt es auf einige Anfragen in der Bezirksvertretung. Derzeit überarbeitet die Verwaltung für den gesamten Bereich ihr städtebauliches Konzept, das anschließend – teilweise noch im Herbst – Bürgern und Politikern vorgestellt werden soll.