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Neue Attraktion in Köln-KalkRollstuhlgerechter Skatepark begeistert Nutzer

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Eine Anlage für alle: Rollstuhl-, Roller-, BMX-Fahrer und Skateboarder

Höhenberg – Wie das alles angefangen hat, weiß Aik gar nicht mehr so genau: „Ich war ja damals noch klein“, sagt der 13-Jährige. 2018 oder etwas früher war das wohl, Aik hatte gerade das Skateboard für sich entdeckt und ärgerte sich, weil es in seinem Veedel Merheim keine Anlage für den Trendsport gab. „Meine Mutter hat mir gesagt, dass ich dann eben Unterschriften dafür sammeln soll.“ Rund 1000 hatte der Junge damals zusammenbekommen. Jetzt konnte der neue Skatepark schon eingeweiht werden – wenn auch im benachbarten Höhenberg.

Erste rollstuhlgerechte Skater-Anlage

„Eine tolle Anlage, nicht nur für den Stadtteil oder den Bezirk, sondern für ganz Köln“, freute sich Bezirksbürgermeisterin Claudia Greven-Thürmer. Die neue Freizeitattraktion ist etwas ganz Besonderes: Am Günter Kuxdorf-Weg steht nun die erste rollstuhlgerechte Skater-Anlage Deutschlands. Ebenfalls ein Verdienst von Aik, denn als seine Mutter 2018 eine Veranstaltung zur Zukunft der Hallen Kalk besuchte, war der Sohn solange zum Skaten in die Abenteuerhalle nebenan gegangen und hatte dort Timon Luu, Mitglied von „Wheelchair Skating Köln“, kennengelernt.

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Luu hatte mit Aik über die Probleme gesprochen, die Rollstuhlfahrer bei der Nutzung herkömmlicher Skateboard-Anlagen haben: „Oft ist es so, dass wir nicht ohne fremde Hilfe auf die Obstacles, also die Hindernisse wie Rampen zum Beispiel kommen“, erzählte der 39-Jährige, der seit fünf Jahren auf den Rollstuhl angewiesen ist und 2019 schon Weltmeister im Wheelchair Motocross (WCMX) in der Klasse für fortgeschrittene Fahrer wurde. Im Grunde seien für die Barrierefreiheit nur kleinere, wenig kostspielige Eingriffe nötig, hier und da müssten Stufen durch Rampen ersetzt werden. „Außerdem sind die Passagen zwischen den Hindernissen nicht immer barrierefrei, da gibt es Kanten, über die man nicht ohne weiteres mit dem Rollstuhl fahren kann“, ergänzte Patrick Krause, Vorsitzender des Reha-Sportclubs Rheinland.

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Der neue Skatepark in Kalk

„Wichtig ist aber vor allem, dass sich für die übrigen Nutzer des Skateparks dadurch nichts ändert, die Obstacles bleiben gleich“, betont Timon Luu, der über den Reha-Sportclub derzeit an Planungen zur barrierefreien Umgestaltung der Abenteuerhallen Kalk beteiligt ist. Wann die Pläne umgesetzt werden, stehe allerdings noch in den Sternen. Aik, der Luus Anregungen gerne aufnahm, musste jedenfalls nicht lange warten, für Kölner Verhältnisse. Allerdings wurden seine Wünsche etwas modifiziert: „Wir hatten uns schon ein freies Gelände unter der A4 in Merheim ausgeguckt“, erklärte seine Mutter Jenny Matzerath. „Aber hier ging es einfach schneller. Es gab ja schon eine alte Skateranlage, die aber kaum genutzt wurde, weil sie unattraktiv war.“

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Henriette Reker und Robert Voigtsberger, Beigeordneter für Bildung, Jugend und Sport, kamen zur Eröffnung. 

Matzerath hatte sich an Bezirksbürgermeisterin Greven-Thürmer gewandt, die ebenfalls in Merheim lebt und die Verwaltung direkt ansprach. „Sie haben dann Pläne vorgestellt, denen wir in der Bezirksvertretung ohne Probleme zustimmen konnten“, sagte die SPD-Politikerin. Auch die Buslinien 151 und 152 hätten ja Haltestellen in der Nähe und seien barrierefrei, zu den Bahnsteigen der Haltestelle „Höhenberg, Frankfurter Straße“ der Linie 1 führten lange Rampen.

Skatepark wird The Wave genannt

Die Anlage wurde auf Anregung der Verwaltung um 260 auf nun 870 Quadratmeter vergrößert und zur sanft auf- und abwogenden Betonlandschaft für den guten „Flow“ optimiert. „The Wave“ – die Welle – nennen Insider den neuen Skater-Park angeblich schon. „Das hat insgesamt rund 650 000 Euro gekostet“, sagte Petra Heinemannbvom Amt für Kinder- und Jugendinteressen. „Davon erhalten wir etwa 432 000 Euro an Zuschüssen vom Land.“

Auch das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen hatte rasch die nötigen Erweiterungsflächen zur Verfügung gestellt. „Großartig, dass hier alle so gut zusammengearbeitet haben“, lobte Oberbürgermeisterin Henriette Reker das Projekt und seine Umsetzung: „Unter Beteiligung von Bürgern entstanden, barrierefrei, schnell umgesetzt – so stelle ich mir das vor.“ Ein Schmuckstück unter den 18 Kölner Skateparks, ganz sicher. Doch Jenny Matzerath meint, eine 19. Anlage könne nicht schaden: „Den Standort in Merheim haben wir immer noch im Auge.“