Das ehrenamtliche Tierheim Ostheim feiert am Sonntag, 25. August, Sommerfest. Drei Hunde und ihre Geschichte, wie sie ins Tierheim gekommen sind.
Besondere Hunde-SchicksaleTierheim Ostheim feiert Sommerfest – und stellt Marley, Blues und Lili vor
Wenn Silvia Schulisch zum Zaun kommt, läuft Marley aufgeregt zu ihr, schmiegt sich durch das Gitter an sie. Seine Zunge fällt leicht aus dem lächelnden Mund. Der Golden Retriever Mischling genießt die Streicheleinheit von Schulisch. Dass das möglich ist, hätte die Vorsitzende des Tierheims Ostheim vor drei Jahren wohl kaum gedacht.
„Als sein Besitzer Marley zu uns gebracht hat, hatte er einen Gipsarm, weil Marley ihn gebissen hat“, erinnert Schulisch sich, „er hat Angst vor seinem eigenen Hund gehabt und ihn deshalb abgegeben.“ Dass Marley aber auch schon drei andere Menschen gebissen hatte, habe der Besitzer verschwiegen.
Tierheim Ostheim feiert Sommerfest am 25. August
Kurz nach seinem Einzug ins Tierheim Ostheim habe der Hund dann eine Pflegerin gebissen. Es wurde klar, dass Marley ein starkes Aggressionsverhalten hat. „Er hat nicht nur gebissen, er hat richtig gekämpft“, erzählt Schulisch. Bei Untersuchungen sei der Vorschlag gefallen, ihn einschläfern zu lassen. Für Schulisch sei das nicht infrage gekommen. „Aggressionsverhalten ist kein Problemverhalten, es ist eine Art von Kommunikation“, ist sie überzeugt, „es ist noch lange kein Grund, den Hund gehen zu lassen.“
Also nahm die gelernte Hundetrainerin sich der Arbeit an. Fast täglich trainierte sie mit Marley. Nach und nach habe er sich immer mehr an sie gewöhnt. Hund und Trainerin seien zusammen gewachsen, erzählt Schulisch mit leuchtenden Augen. „Er gibt klare Warnungen, wenn er sich mit Situationen unwohl fühlt, man muss seine Sprache nur verstehen.“
Nach drei Jahren harter Arbeit würde Schulisch Marley nun sogar weitervermitteln. „Das Vertrauen, das er mir entgegenbringt, bringt er mittlerweile auch anderen Menschen entgegen“, erklärt sie stolz. Inzwischen würde er sich auch aus brenzlichen Situationen ziehen, anstatt mit Aggression zu reagieren. Für Schulisch ein gutes Zeichen, doch neue Besitzer müssen weiter hart mit Marley arbeiten.
Jemand Passenden zu finden, würde nicht einfach werden, aber bevor Tiere weitervermittelt werden, schaue sie so oder so immer, ob Tier und Mensch zusammen passen. „Es geht nicht immer darum, ob Leute schon Vorerfahrung haben“, sagt Schulisch, „wichtiger ist, dass sie motiviert sind, sich vernünftig informiert haben und sich der Verantwortung bewusst sind.“
Tierheim Ostheim ist rein ehrenamtlich
So ist bei dem Deutschen Schäferhund Blues beispielsweise klar, dass er noch viel trainieren muss. Er ist erst vor Kurzem ins Tierheim gekommen. Sein Besitzer musste Privatinsolvenz anmelden und konnte sich nicht mehr um Blues kümmern. Es sei kein Geld für Futter da gewesen. Blues kam also ganz dürr an. Nach nur wenigen Wochen hat er wieder zugelegt, ist zugewandt und nett, habe aber einen starken Schutztrieb. „Er hat eine Problematik an der Leine, das geht nur mit intensivem Training weg“, erklärt Schulisch, „aber für die richtigen Leute ist er ein toller Hund.“
Jedes Tier im Tierheim Ostheim ist anders, hat unterschiedliche Bedürfnisse, brauche unterschiedlich viel Training. So werde genau geschaut, was sie brauchen und wie sie sich im Tierheim am wohlsten fühlen, bis sie weiter vermittelt werden. Das bedeutet viel Arbeit mit viel Herz. Im Tierheim Ostheim wird das fast ausschließlich von Ehrenamtlichen gemacht. Das Heim ist auf Spenden angewiesen.
Tiere aus dem Ausland retten, braucht Verstand
Am 25. August lädt das Team um Silvia Schulisch deshalb zum Sommerfest ein. Es ginge vor allem darum, Aufmerksamkeit für das Heim und die Tiere zu schaffen. Deshalb gibt es neben Infoständen und Erste-Hilfe-Kursen für Hunde auch eine Tierheimführung. So können Interessierte sehen, wie das Team arbeitet und die Tiere kennenlernen. So zum Beispiel die Mischlingshündin Lili.
Lili ist sehr ruhig, zugänglich und schmust gerne. Sie kommt aus Rumänien. Viele Hunde von dort haben Schreckliches erlebt und sind deshalb häufig skeptisch Menschen gegenüber. Nicht aber Lili. Neugierig schnüffelt sie an einem, lässt Berührungen gerne zu. „Wir kriegen häufig Fragen, warum wir Tiere aus dem Ausland holen, wenn es doch so viele Tiere in Deutschland gibt“, sagt Schulisch. Diese Menschen könnten sich laut der Hundetrainerin nicht vorstellen, wie es vor Ort sei – unter welchen schrecklichen Verhältnissen Hunde dort leben.
Man könne natürlich nicht jeden Hund aus dem Ausland retten. Das müsse mit Verstand gemacht werden. Expertinnen und Experten würden genau einschätzen, ob ein Hund in Deutschland vermittelt werden könnte. „Und Lili ist ein super netter Hund, sie hat es verdient ein schönes Leben zu führen.“