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Kampf für Gleichberechtigung„Die Unbeugsamen 2“ lief beim Kölner Film Festival

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Protagonistinnen aus ‚Die Unbeugsamen 2‘ mit Filmproduzent, Regisseur und Producerin im Filmpalast.Im Bild v.l.n.r. Gabriele Stötzer, Renate Hellwig, Amrei Bauer, Leopold Hoesch, Thorsten Körner, Franziska Rempe, Marina Grasse, Tina Powileit und Solveig Leo.

Protagonistinnen aus „Die Unbeugsamen 2“ mit Filmproduzent, Regisseur und Producerin im Filmpalast. Im Bild v.l.n.r. Gabriele Stötzer, Renate Hellwig, Amrei Bauer, Leopold Hoesch, Thorsten Körner, Franziska Rempe, Marina Grasse, Tina Powileit und Solveig Leo.

In der DDR war Gleichberechtigung im Gesetz festgeschrieben. Trotzdem kämpften viele Frauen gegen patriarchale Strukturen. Der Film „Die Unbeugsamen 2“ zeigt ihren Weg.

Jedes Jahr am 8. März saßen Frauen in der DDR vor einem Stück Torte, ließen sich von ihren Betriebsdirektoren Kaffee einschenken und hörten sich an, wie gleichberechtigt sie im Gegensatz zu ihren westdeutschen „Schwestern“ seien. Und jedes Jahr träumten diese ostdeutschen Frauen dann davon, einmal selber eine Rede über die Defizite ihrer Gleichberechtigung zu halten. So erzählt es die Friedensaktivistin Ulrike Poppe im Film „Die Unbeugsamen 2 – Guten Morgen, ihr Schönen!“ vom Kölner Produzenten Leopold Hoesch, der am 21. Oktober beim Kölner Filmfestival lief.

Auch den ersten Teil „Die Unbeugsamen“ über Politikerinnen der Bonner Republik hatte Hoesch in Köln gezeigt. Inspiration für den zweiten Teil war eines der erfolgreichsten Bücher aus der DDR, „Guten Morgen, du Schöne“ von Maxie Wander über die Wünsche und Erlebnisse von Frauen. Der an die Recherchetechnik Wanders angelehnte Film widmet sich ganz der Geschichte ostdeutscher Frauen und ihrem Kampf für Gleichberechtigung.

Der politischen Ebene gefährlich werden

Die war nämlich nicht so ausgeprägt wie es die DDR versprach. Zwar gingen Frauen arbeiten, um den Arbeitskräftemangel auszugleichen, und sie waren dadurch finanziell unabhängig von Männern. Sie hatten auch die Möglichkeit zur sexuellen Selbstbestimmung, nachdem Abtreibung 1972 legalisiert wurde. Eine der Protagonistinnen, Annette Leo, bezeichnet die Emanzipation der Frau im Film als „das beste Erbe der DDR“. Doch zusätzlich zur Arbeit mussten Frauen nach wie vor den Haushalt und oft auch die Kindererziehung übernehmen. Und in Positionen, wo sie „der politischen Ebene gefährlich werden konnten“, so sagt es die Protagonistin Barbara Mädler im Film, waren sie nicht mehr erwünscht.

Den Cast für den Film zu finden war also schwieriger als beim ersten Teil. Ehemalige DDR-Politikerinnen gab es kaum. Also suchte das Filmteam nach Frauen, die auf andere Art und Weise die Öffentlichkeit mitgestalten wollten, wie es Hoesch nach der Filmvorführung beschrieb. Fündig wurde das Team vor allem in der Kunst: Zu den Protagonistinnen zählen eine Malerin, eine Musikerin, Frauen aus der Filmbranche und eine Schriftstellerin.

Nicht das El Dorado der Gleichberechtigung

Zur Filmvorführung waren einige von ihnen in den Filmpalast in Köln gekommen. Zum Beispiel die Schlagzeugerin Tina Powileit. „Ich habe einfach immer mein Ding gemacht – zumindest , nachdem ich meinen ersten Mann verlassen hatte“, sagte sie nach dem Film im Kinosaal. „Meistens hatte ich Erfolg damit. Und wenn nicht, hab ich es trotzdem gemacht.“ Powileit sei „begeistert und erstaunt“ gewesen, dass ein Mann, „und dann auch noch einer aus dem Westen“, solch einen authentischen Film über ostdeutsche Frauen gedreht hatte. Über den Regisseur Torsten Körner sagte sie: „Ich glaube, er ist einer der wenigen Männer, die sich so in Frauen hineinversetzen können.“

Auch die anderen Protagonistinnen, die zur Filmvorführung gekommen waren, zeigten sich sichtlich zufrieden. Ulrike Poppe sagte, der Film verdeutliche, dass die DDR „nicht das El Dorado der Gleichberechtigung“ war. Aber er demonstriere auch, dass sie trotzdem „durchaus bunt und kreativ war“, weil die Protagonistinnen alle einen „Eigensinn“ zeigten. So wie Tina Powileit, die gegen den Wunsch ihrer Eltern und ihres Ex-Mannes eine erfolgreiche Schlagzeugerin wurde – und es bis heute ist.