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Eine Frau als Kölner Karnevals-„Prinz“?FK-Präsident Kuckelkorn bezieht Stellung

Lesezeit 6 Minuten
Kuckelkorn

Christoph Kuckelkorn

Köln – Sollen Frauen Prinz werden oder das Kölner Dreigestirn stellen können? Eine Frage, die sich jedes Jahr aufs Neue stellt. In einem Interview mit der „Bild“-Zeitung hat jetzt der Präsident des Festkomitees Kölner Karneval (FK), Christoph Kuckelkorn, gesagt: „Eine Frau als Prinz ist möglich, wenn sie von einer unserer Mitgliedsgesellschaften ins Rennen geschickt wird.“ Inhaltlich nichts Neues, allerdings hat auch noch kein FK-Präsident das so direkt gesagt. Auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ steht Kuckelkorn zu seiner Aussage, relativiert aber.

„Für den Kölner Karneval ist die Auswahl des Dreigestirns klar geregelt: Unsere 75 ordentlichen Mitgliedsgesellschaften haben ein Vorschlagsrecht. Sie können drei ihrer Mitglieder als Team ins Rennen schicken. In einem mehrstufigen Bewerbungsprozess wird dann das beste Trio ausgewählt, um das Kölner Dreigestirn der kommenden Session zu bilden. Das ist ein seit Jahrzehnten gelebter Ablauf, der alles andere als neu ist.“ Es gäbe keine Beschränkungen bezüglich Geschlecht, sexueller Orientierung oder Herkunft. „Warum auch?“ fragt der FK-Präsident weiter. „Wir haben ja auch rein weibliche und gemischte Karnevalsgesellschaften und gefeiert wird sowieso zusammen.“ Die einzige Bedingung: Die Drei müssen mit einem klaren Konzept antreten und sich bei den Bewerbungsrunden als die drei Besten herausstellen.

Kuckelkorn: „Wir brauchen mehr Frauen in Führungspositionen“

Was Kuckelkorn sich persönlich allerdings nicht vorstellen kann, ist „eine weibliche Jungfrau neben zwei Männern – das erinnert mich zu sehr an die Nazi-Zeit, als ein Mann in Frauenkleidern als unmännlich galt.“ Grundsätzlich will er aktive Frauen im Karneval fördern: „Wir brauchen mehr Frauen in Führungspositionen in den Vereinen. Das unterstützen wir sehr und ich bin froh, dass es inzwischen auch einige weibliche Präsidentinnen an der Spitze unserer Gesellschaften gibt.”

Alles zum Thema Carolin Kebekus

Eines ist jedenfalls sicher: In der kommenden Session zieht das selbe Dreigestirn durch die Säle, dass sich dieses Jahr von Videostream zu Videostream hangeln musste. So die Pandemie das zulässt. Und 2023, wenn Festkomitee, Rote Funken und die Große KG von 1823 ihren 200. Geburtstag feiern, kann man sich kaum vorstellen, dass es zu größeren Traditionsbrüchen kommen wird. Die nächste Bewerbung wäre dann zwischen Aschermittwoch und Ostern 2023 möglich – für die Session 2024. Bis dahin hat mit einiger Wahrscheinlichkeit der FC vier Trainer verschlissen und die CDU drei Vorsitzende. Egal, rechtzeitig über etwas nachzudenken hat noch selten geschadet.

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Von der Aussage des FK-Präsidenten überrascht zeigt sich Uschi Brauckmann, die Präsidentin der Damen-KG Colombina Colonia: „Wir stehen in den Startlöchern. Der Kuckelkorn braucht mich nur anzurufen. Wir haben drei Kandidatinnen – und die sind auch verfügbar. Und deren Ehemänner stehen zu 100 Prozent dahinter.“ Es handele sich dabei um dieselben drei Damen, die die Colombinen 2016 ins Rennen geschickt hatten, das Motto damals: „Mer stelle alles op d'r Kopp“. Doch sie waren vom FK damals abgelehnt worden. Der damalige Festkomitee-Präsident Markus Ritterbach hatte wiederholt gesagt: „Ich habe nicht grundsätzlich etwas gegen ein weibliches Dreigestirn. Aber erst nach meiner Amtszeit."

Später hatte er verraten, dass man wegen des Mottos durchaus bereit gewesen wäre, ein Frauen-Trifolium zu nehmen. Aber die oberste Maxime bei der Auswahl des Trifoliums sei, stets die Besten zu nehmen. Prinz, Bauer und Jungfrau wurden in der Session dann drei Mitglieder der Prinzen-Garde, an die man sich heute kaum noch erinnert. Ein weibliches Dreigestirn wäre in Köln – und sicher auch weit darüber hinaus – länger im Gedächtnis geblieben. Auch deshalb gibt Uschi Brauckmann sich kämpferisch: „Aber jeder und jede hat doch eine zweite Chance verdient.“ Auch wenn sie ein komplett weibliches Trifolium favorisieren würde, sei sie auch mit einer Frau in der Prinzenrolle oder als Bäuerin zufrieden. „Das wäre doch schon mal ein erster Schritt. Aber dennoch sollte diese ganz traditionell weiter Prinz und Bauer heißen. Prinzessin oder so geht doch gar nicht.“

Diskussionen über ein weibliches Dreigestirn kommen immer wieder auf: So hatte die nicht repräsentative Jeck-Check-Umfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger" vor etwa einem Jahr ergeben, das rund zwei Drittel der etwa 8000 Teilnehmer wollen, dass das Dreigestirn als Tradition im Karneval unbedingt erhalten bleibt. Allerdings meinten 49 Prozent - in der Altersgruppe der 21-bis 35-Jährigen sogar 57 Prozent - auch, dass der Prinz durchaus mal von einer Frau dargestellt werden solle. Auf einem Persiflagewagen im Rosenmontagszug 2020 tauchten drei Frauen in den Ornaten von Prinz, Bauer und Jungfrau auf.

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Ursula von der Leyen, Annegret Kramp-Karrenbauer und Angela Merkel fahren im Kölner Rosenmontagszug mit.

Zum Motto „Do stonn die Männer an d'r Thek" hatten sie die Gesichter der CDU-Politikerinnen Angela Merkel, Annegret Kramp-Karrenbauer und Ursula von der Leyen. Dazu schrieb die Zugleitung: „Die Frau ist der neue Mann. Die letzten Männerbastionen fallen. In Politik, Wirtschaft und auch im Karneval." Tatsächlich? Über die Persiflage ist man beim Dreigestirn bislang eher nicht hinausgekommen. Gut, es gibt inzwischen mehrere reine Damen-Gesellschaften, bei denen logischerweise alle Führungspositionen von Frauen besetzt sind. Auch bei einigen traditionellen Vereinen haben es schon Frauen in den Vorstand oder gar auf den Präsidentenstuhl geschafft. Und beim Festkomitee? Da sitzen seit Jahren Frauen mit am Vorstandstisch, Christine Flock ist sogar Vize-Präsidenten. Aber Frauen im Dreigestirn kennt man aus der Vergangenheit nur vereinzelt vom Stadtrand. In Köln hat es das nie gegeben – bis auf die durch die Nationalsozialisten angeordneten Ausnahmen einer weiblichen Jungfrau in den Jahren 1938 und 1939 sowie inoffiziell 1940.

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Mit dem Thema weibliches Dreigestirn tut man sich im offiziellen Karneval spürbar schwer. Dabei haben die Frauen prominente Fürsprecher. „Eine Tradition, die lebendig bleiben soll, braucht auch Veränderungen. Und wenn Frauen Spaß an diesem Amt haben, sollen sie es auch machen können“, sagte etwa Biggi Wanninger, die Präsidentin der Stunksitzung. Ähnlich sieht dies Kölns bekannteste Comedy-Frau Carolin Kebekus, seit Jahren auch als Präsidentin bei „Deine Sitzung" im Einsatz.

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Kebekus ist auch im Karneval sehr aktiv. Hier mit ihrer Band Beer Bitches.

Da singt sie mit dem Frauen-Trio Beer Bitches, dass man als Frau „niemols ne Champion am Rhing" wird. „Et nütz nit, zu kriesche/ se weed nor Marieche/ - he am Rhing." Ein Zustand, der sich ändern sollte, wenn es nach Kebekus ginge: "Ich bin sehr dafür, auch Frauen ins Dreigestirn zu integrieren! Kann doch nicht sein, dass der Karneval so eine verbohrte Instanz wie die katholische Kirche bleibt. Es muss ja auch nicht unbedingt eine Jungfrau sein - die kann ruhig männlich bleiben. Aber so eine Prinzin fänd ich toll!"