Kinder fragen Basti von Kasalla„Vor Autos zu spielen, ist schon sehr komisch"
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Köln – Gleich zu Beginn ihrer Tätigkeit als Kinderreporterin für den Kölner Stadt-Anzeiger hatte Mila sich gewünscht, einmal Basti von Kasalla interviewen zu dürfen. Nun ist ihr Traum in Erfüllung gegangen. Unterstützung bekam die Zwölfjährige von unserem jecken Kinderreporter und Blauen Funken Moritz (13).Moritz: Wo wärst du in diesem Moment, wenn nicht Corona wäre?Basti (lacht): Ich würde auf irgendeiner Bühne im Rheinland stehen und hätte heute wahrscheinlich schon vier oder fünf Auftritte gehabt. Mila: Ihr musstet wegen Corona viele Konzerte absagen. Wie gehst du mit dieser Situation um?
Das tut schon weh. Und es ist natürlich nicht nur für Musiker und Künstler eine trostlose Situation, sondern für viele Menschen. Aber: Wir müssen da jetzt zusammen durch und jeder muss seinen Anteil leisten. Unserer ist halt, dass wir nicht richtig auftreten dürfen. Aber zum Glück konnten wir zumindest ein paar Auto-Konzerte spielen.
Mila: Ist das nicht komisch, wenn die Leute alle im Auto sitzen?
Ja, das ist sehr komisch. An vielen Orten ist es auch so, dass die Leute nicht hupen dürfen. Da weiß man gar nicht, wie die Stimmung ist. Aber es ist natürlich besser, als gar nicht spielen zu dürfen. Und für die Fans ist es besser, als gar keine Live-Musik hören zu können. Aber sobald Corona vorbei ist, will bestimmt niemand mehr zu einem Auto-Konzert gehen.
Moritz: Apropos Auftritt: Welcher Auftritt in deiner ganzen Karriere war für dich denn der Schönste?
Das war bei unserem fünften Geburtstag im Jahr 2016. Da haben wir zwei ausverkaufte Konzerte in der Lanxess-Arena gespielt. Da waren 14.000 Leute! Und bei einem Lied haben alle Schilder hochgehalten, auf denen stand „Alles Gute“. Die hatte unser Fanclub vorher an die Zuschauer verteilt. In dem Moment musste ich echt weinen. Das wird für immer in meinem Herzen bleiben.
Mila: Wie habt ihr Kasalla überhaupt gegründet?
Die Idee ist spät in der Nacht auf einer Party von Flo entstanden. Flo und ich saßen am Küchentisch und haben gesagt: Hey, wir müssten auch mal zusammen Musik machen. Er hatte nämlich schon eine Band und ich auch. Wir wollten Musik mit der Sprache aus unserer Stadt machen, die wir auch richtig cool finden. Dann kamen noch andere Leute, die wir schon kannten, dazu. Und dann standen wir irgendwann im Proberaum.
Moritz: Wie seid ihr auf den Namen Kasalla gekommen?
Flo und ich haben uns per Email Namensideen hin und her geschickt. Irgendwann kamen wir auf Kasalla. Wir fanden, das klingt gut und die Aussage hat uns auch gefallen. Kasalla bedeutet ja ein bisschen Ärger, ein bisschen Aufmischen, das fanden wir cool. Dann ist uns aber aufgefallen, dass es ein Album von der Band Brings gibt, das so heißt. Deswegen haben wir Brings gefragt, was die davon halten. Die fanden es gut – und seitdem heißen wir so.
Mila: Mochtest du als Kind auch schon Karneval?
Auf jeden Fall! Ich muss aber ehrlich sagen: Ich war nie auf einer Karnevalssitzung, bevor ich mit Kasalla dort aufgetreten bin. Ich hab den Zoch im Veedel geguckt und später als Jugendlicher draußen gefeiert. Wie es ist, im Karneval als Musiker unterwegs zu sein, hab ich aber zu Hause mitbekommen. Mein Vater hat bei den „Räubern“ gespielt, bevor er leider sehr früh gestorben ist.
Moritz: Wie schreibt ihr als Band neue Songs?
Das ist ganz unterschiedlich. Oft kommen die ersten Ideen von Flo. Der hat das Songschreiben gelernt und auch schon für andere Künstler Lieder geschrieben, zum Beispiel Maite Kelly oder die Bläck Fööss. Wir gehen dann mit der ganzen Band in den Proberaum und arbeiten gemeinsam an der Musik.
Moritz: Welchen Kasalla-Song magst du denn am liebsten?
Es sind zwei. „Der Fluss“, das ist ein Song über den Rhein, ohne dass das Wort Rhein je gesagt wird. Den liebe ich sehr. Das andere ist „Mir sinn uns widder“. Den Song spielen wir immer am Ende der Konzerte, da geht es darum, dass wir die Leute, die schon gegangen sind, irgendwann wiedersehen werden. Flo hatte die Idee zu dem Song, weil mein Vater ja sehr früh gestorben ist und ich mich nicht verabschieden konnte. Bei dem Lied muss ich immer an meinen Papa denken.
Mila: Ihr habt ja auch einen neuen Song rausgebracht: „Mitten im Sturm“. Wie habt ihr während Corona aufgenommen?
Wir waren sehr vorsichtig, aber irgendwann mussten wir uns treffen, um den Song aufzunehmen. Das war im Spätsommer, lange vor dem harten Lockdown. Man kann viel übers Internet oder Telefon machen, aber Musikmachen geht online noch nicht. Versucht mal, in einer Videokonferenz zusammen „Happy Birthday“ zu singen – da gibt es so viel Zeitverzögerung, das geht einfach nicht.
Moritz: Ja, das Problem mit dem Online Singen hatte ich zuletzt auch! Was sind denn eure Pläne für Karneval?
Wir spielen tatsächlich noch einige Auftritte vor Autos. Auch an Weiberfastnacht treten wir drei oder viermal auf. Eigentlich haben wir drei Mal so viele Auftritte an einem Tag. Aber es fühlt sich zumindest ein bisschen normal an.
Ich wünsche mir, dass wir im Laufe des Jahres aus Corona rauskommen, dass das mit dem Impfen irgendwann richtig klappt und dass diese Mutationen nicht alles noch schlimmer macht. Ich finde, wir haben das als Gesellschaft bisher ganz gut hinbekommen, und ich wünsche mir, dass wir weiter zusammenhalten. Und ich hoffe, dass wir an Weihnachten wieder mit zehn Leuten Fondue machen können und uns auch umarmen dürfen. Denn das fehlt mir schon sehr.