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„Unglaublich kreativ“Kölner Dreigestirn, Kirsch und Kuckelkorn resümieren Session

Lesezeit 4 Minuten

Sessionsabschluss mit Jungfrau Gerdemie (v.l.), Holger Kirsch, Prinz Sven I., Christoph Kuckelkorn und Bauer Gereon

Köln – Es war eine ganz besondere Session mit ganz besonderen Momenten, die historisch, aber auch einmalig bleiben soll. In der Einschätzung waren sich Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn, Zugleiter Holger Kirsch und das Dreigestirn einig, als man zu fünft am Dienstagmittag in der Hofburg eine Bilanz des kölschen Fastelovends in Corona-Zeiten zog.

„Das war nicht der Karneval, den wir uns wünschen, aber es war das, was die Menschen brauchten“, sagte Kuckelkorn im Rückblick auf die zurückliegenden Wochen, in denen der digitale Karneval erfunden wurde, die Proklamation des Dreigestirns fernsehtauglich als Spielfilm inszeniert wurde und der Rosenmontagszug in einer Miniatur-Variante als Hänneschen-Puppenspiel daherkam.

Den Fastelovendsoberen war von Anfang an klar, dass man zwar Veranstaltungen absagen konnte, aber nicht den Karneval. Kuckelkorn: „Unsere Strategie ist aufgegangen – es war eine unglaublich kreative Session.“

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Konzentrierter und bewusster konsumiert

Die Karnevalsgesellschaften und die Künstler, aber auch zahlreiche Privatleute, hätten zuvor ungeahnte Ideen entwickelt – von närrischen Care-Paketen und digitalen Sitzungen bis zum jeckem Homeschooling, Auto-Kino-Formaten und gebastelten Motivwagen, die durch die Wohnzimmer rollten. Vieles sei mit mehr Tiefe und Hintergrundinformationen dargeboten worden – und alles sei von den Jecken konzentrierter und bewusster konsumiert worden. Man hofft, sich davon so einiges in die Zukunft mitnehmen zu können.

Dabei soll so manches Ereignis schon ganz bewusst etwas Einmaliges und Einzigartiges bleiben. So der Puppenzug, für den des bundesweit ein riesiges und fast ausnahmslos positives Echo gab. „Das hätte ich mir vorher nicht erträumt, dass ich einmal Dialoge für Hänneschen und Bärbelchen aufs Papier bringe und ein Drehbuch für einen Puppen-Umzug schreibe“, verriet Zugleiter Kirsch, dem die Freude über den geglückten Zoch im Hänneschen-Format deutlich anzusehen war.

Liebe zum Detail

„In den acht Wochen Vorbereitung ging es ja für alle Beteiligten an die Grenzen der Belastbarkeit.“ Auch wenn sich das viel Jecke, die Kirsch und das Festkomitee per E-Mail, Whatsapp oder Facebook beglückwünschten, spontan wünschten – solch einen Hänneschen-Umzug mit viel Liebe zum Detail wird es zusätzlich zu einem „normalen“ Rosenmontagszug nicht geben. „Jedes Jahr zweigleisig zu fahren ist vom Aufwand her einfach unmöglich.“ Doch den Wunsch vieler TV-Zuschauer, die Knollendorfer Sippschaft künftig wieder auf dem Bildschirm zu sehen, sollten die Fernsehmacher schon überdenken.

Und auch wenn Kirsch im Puppenzug noch von Hauptwachtmeister Schnäuzerkowsky an der Fahrt mit seinen Festwagen über die Deutzer Brücke gehindert wurde, bleibe ein „Rosenmontagszug, der beide Rheinseiten der Stadt verbindet“, weiter sein großer Traum. „Vielleicht bietet sich diese Gelegenheit in zwei Jahren, wenn das Festkomitee ein großes Jubiläum feiert, sein 200-jähriges Bestehen.“

„Fastelovend ist auch Herz und Gefühl“

Ein weiteres Highlight aus dem Puppenzug wird sich in der Realität allerdings wohl nicht umsetzen lassen: Prinz, Bauer und Jungfrau gemeinsam auf einem Prunkwagen. „Das war schön anzusehen, aber die Trennung der Figuren im Zoch hat ja ein Historie. Für mich ist das in Ordnung, so wie es ist“, sagte Jungfrau Gerdemie. Schließlich sei man ja zuvor bei allen Auftritten zu dritt unterwegs. Und das habe man in den vergangen Wochen auch genossen.

„Es war eine spannend Reise“, resümierte Prinz Sven I. „Wir haben die soziale Verantwortung des Karnevals und die Strahlkraft unserer Ornate erlebt, hatten tolle Momente und Erinnerungen. Der Fastelovend ist doch viel mehr als Prunk und Glanz – er ist auch Herz und Gefühl.“ Und Bauer Gereon verwies auf „unfassbar viele positive Rückmeldungen. Selbst von denen, die zunächst skeptisch waren. Die Leute sehnen sich spürbar nach dem nächsten Jahr“.

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Mit Zuversicht, Hoffnung und Vorfreude blicken die drei Tollitäten auf ihre nächste Session unter dem neuen Motto „Alles hät sing Zick“. Und dann wollen sie auch ihren Traum, ein Dreigestirn zum Anfassen zu sein, nachholen. Denn „der Kontakt zu den Jecken und die Nähe zu den Menschen“, das habe, so Jungfrau Gerdemie, „diesmal schon sehr gefehlt.“ Doch wenn in der Nacht zum Aschermittwoch der Nubbel auf dem Dach der Hofburg, dem Dorint-Hotel am Heumarkt, verbrannt wird, sei ihre „Zick eröm“.

Und das sei auch gut und richtig so. Bauer Gereon: „Dann kehren wir in die Reihen der Altstädter zurück. Allerdings auch schon als designiertes Dreigestirn der Session 2022.“ Dennoch – bis auf eine kurze Andacht im Dom in der Mittagszeit – in den privaten und beruflichen Alltag mit Büroarbeiten, Telefon und Video-Konferenzen. „Ich werde endlich wieder im realen Maßstab bauen“, sagt Architekt Kirsch und lacht. „Und mich auf das Strategie-Wochenende des Festkomitees vorbereiten.“ Denn: Nach der Session ist vor der Session.