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Kommentar

Satirischer Wochenrückblick
Kölner Karneval wird teurer? Dann kürze ich beim Gürzenich

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Lesezeit 2 Minuten
Proklamation des Kölner Dreigestirns, 05.01.2024, Bild: Herbert Bucco

Proklamation des Kölner Dreigestirns im Januar. 2025 werden viele Ehrengäste keine Freikarten mehr bekommen.

Weil die Kosten im Karneval aus dem Ruder laufen, kann das Festkomitee mit den Freikarten für die Prinzen-Proklamation nicht mehr um sich werfen.

Verehrte Ehrengäste der Prinzen-Proklamation! Bedauerlicherweise ist es dem Festkomitee Kölner Karneval nicht mehr möglich, Ihnen die Ehrenkarten für den Gürzenich für Helau zur Verfügung zu stellen. Im Fastelovend ist halt alles so schrecklich teuer geworden, vor allem die Dixi-Klos und die Absperrgitter, weshalb der Festkomitee-Präsident aus blanker Not das Motto „Dann kürze ich beim Gürzenich“ ausgegeben hat.

Bitte haben Sie Verständnis und ersparen Sie Christoph Kuckelkorn die Peinlichkeit, bei dem gesellschaftlichen Ereignis des Jahres mit dem Klingelbeutel durch die Reihen zu ziehen, um ein paar Nüsele zu kötten. Die Klüngelköpp haben dankend abgelehnt, sich selbst zu persiflieren und als Klingelköpp aus Beutelzug zu gehen.

Wie sähe das denn aus? Vor TV-Zuschauern aus aller Welt? Gut. Vergangenes Jahr waren das 380.000, die allermeisten davon aus dem Rheinland. Und natürlich könnte der WDR könnte versuchen, den köttenden Kuckelkorn wie alle Schwachstellen des Programms herauszuschneiden, bevor die Konserve auf den Bildschirmen serviert wird. Doch was bleibt denn dann übrig?

Denken wir lieber konstruktiv. Welche Sparmöglichkeiten hat der Ehrengast jetzt? Aufs Kölsch verzichten? Auf keinen Fall. Woran außer an der Kölsch-Stange soll er sich im Foyer denn festhalten, nachdem er vor dem Programm die Flucht aus dem Saal ergriffen hat? Er könnte aufs Essen verzichten, das ein hochrangiges Mitglied einer Traditionsgesellschaft als „Tellergericht in Kantinen-Atmosphäre“ beschrieben hat. Hastig runtergewürgt unter Begleitung von zwei Kölsch und einem Eis am Stiel.

Ein Käfig voller Narren

Zumal es eine Alternative gibt. Im vergangenen Jahr hat der WDR im Saal dem Publikum ohne Vorwarnung einen Tonbrei serviert, dass die Ehrengäste sich am Programm schon sattgehört hatten, bevor es richtig losging. Trotz der hohen Hörgerätedichte in den ersten Reihen.

Dabei wollte der Sender nur auf Nummer sicher gehen, hat sich den Originalton aus dem Gürzenich geschnappt, in den Übertragungswagen geschickt, um wenigstens die Konserve mit etwas Stimmung anzureichern.

In den Saal floss ein dumpfer und zäher Tonbrei zurück, sodass jeder Jeck mithilfe der Verbraucherzentrale sein Eintrittsgeld zurückverlangt hätte. Wenn er bezahlt hätte. So musste er sich klaglos in sein Ehrenkarten-Schicksal fügen und konnte noch von Glück reden, dass die Saaltüren nicht abgeschlossen waren.

Jetzt bangt das Festkomitee, wer sich überhaupt noch in diesen Käfig voller Narren begeben wird, wenn die Edeljecken für den Kartenpreis das Wochenende auch auf einer Ayurveda-Farm verbringen könnten. Ein hochrangiger SPD-Politiker zieht schon in Erwägung, den Abend bei einer Parallelveranstaltung in Porz zu verbringen. Das nennt man wohl eine Prinzen-Provokation.