Köln – Auf diesen ganz besonderen Rosenmontagszug können sich die Kölner richtig freuen – auch wenn man ihn sich diesmal nicht dicht gedrängt am Straßenrand, sondern nur zuhause im Fernsehen angucken kann. Die Herausforderung durch ständig wechselnden Beschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie haben Zugleiter Holger Kirsch und sein Team angenommen und toll umgesetzt.
Der Zoch im Hänneschen-Format und vor allem die Wagen mit teils klaren politischen Aussagen, kann sich wirklich sehen lassen.
Die Nachfrage ist schon jetzt bundesweit riesig. Pressevertreter, Agenturen und TV-Sender aus ganz Deutschland – so viele wie noch nie – waren am Donnerstag zum Richtfest in die Wagenbauhalle und die benachbarte Eventhalle gekommen, um sich einen ersten Eindruck des Puppen-Umzuges zu verschaffen. „Die Idee, die Persiflage-Wagen des Zochs als Modelle zu bauen, hatten das Kreativ-Team der Kritzelköpp und die Wagenbauer sogleich mit Freude und Engagement aufgegriffen“, erinnerte sich Kirsch. „Dann galt es nur noch, kleine Menschen zu finden – wie im Hänneschen.“
32 Meter statt 7,5 Kilometer Kölner Rosenmontagszug
Während Oberbürgermeisterin Henriette Reker den Vorschlag „ganz bezaubernd“ fand, hatte Puppenspiel-Intendantin Frauke Kemmerling auf die Anfrage Kirschs „einmal durchgeatmet und dann angefangen zu arbeiten.“ Spontane Begeisterung klingt anders. Allerdings war das Hänneschen-Ensemble gleich Feuer und Flamme. So kommt es nun zu einer bislang einmaligen Kooperation von städtischer Puppenbühne und Festkomitee. „Es ist ein Gesamtkunstwerk geworden“, schwärmt Kirsch.
Statt der sonst 7,5 Kilometer bewegt sich der Poppe-Zoch gerade mal über 32 Meter – die in der Eventhalle aufgebaute Bühne ist viermal so breit wie am Eisenmarkt. Und statt 12000 Teilnehmern ziehen 177 Stockpuppen sowie fünf Pferde und 30 Wagen – einige sind mehrfach im Einsatz – von links nach rechts an wunderschönen Kulissen von der Severinstorburg über die „Hüsjer bunt om Aldermaat“ bis zur Rathauslaube vorbei, die Ralf Bungarten und Christian Henn aus der Hänneschen-Werkstatt teils neu zusammengezimmert haben.
Auch wenn im Hänneschen-Theater mehr als 350 Köpfe und 4000 Kostüme in den Schränken lagern, mussten einige Figuren und Uniformen neu angefertigt werden. So hatten Bürgergarde Blau-Gold und Nippeser Bürgerwehr bislang noch keinen Auftritt in einer Puppensitzung. Kemmerling: „Für diese Produktion haben wir 105 Puppen neu zusammengestellt. Dreimal so viele wie in einem großen Abendstück. Schließlich hat das Hänneschen die einmalige Chance, weit über die Grenzen des rheinischen Sprachraums bekannt zu werden.“
Der Film des Zochs bietet mehr als eine reine Parade aus Traditionskorps, Festwagen, Tanzgruppen und Dreigestirn. Es wird eine Geschichte erzählt, bei der Hänneschen und Bärbelchen dem nicht stattfindenden Zoch in der Corona-Session nachtrauern und ihn dann in ihrer Traumwelt erleben. Das gibt Gelegenheit, auch kölsche Originale wie Willy Millowitsch und Trude Herr aus dem Himmel heraus zuzuschalten oder einige Gaststars einzubinden. So sind Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer, sowie die Original-Lok Emma als Leihgaben der Augsburger Puppenkiste dabei. Dazu heißt es: „Do kütt en Lock-Down.“ Herrlich.
Den Zoch 2021 zum Motto „Nur ze-samme sin mer Fastelovend“ überträgt der WDR an Rosenmontag (15. Februar) um 14 und um 22.30 Uhr.