210 Wagen und 12.000 Menschen sind im Kölner Rosenmontagszug durch die Straßen gezogen.
Es war ein eindrucksvoller Zoch mit toller Stimmung, politischer Satire und Ausgelassenheit der Menschen am Straßenrand.
Das war gut, das war nicht so gut – unsere Kritik des Kölner Rosenmontagszugs.
Köln – Nein, dat Sönnche hat nicht geschienen. Und geregnet hat es auch zwei Stunden lang. Und? Egal. So hat es der kölsche Jeck entschieden, und dann läuft das. Denn ja, es war ein wirklich eindrucksvoller Rosenmontagszug – von der Größe, von der Stimmung, von der politischen Satire her, von der Ausgelassenheit der Menschen am Straßenrand wie von denen im Zug.
Zoch in Zahlen
Aus 210 Wagen und rund 12.000 Menschen bildete sich der närrische Lindwurm des Kölner Rosenmontagszugs 2020, der an 90 Tribünen und 80 Lkw-Tribünen vorbei durch die Stadt zog. Rund dreieinhalb Stunden benötigte man für die 7,5 Kilometer lange Strecke. Der Zoch startete um zehn Uhr und dauerte fast fünf Stunden, der Prinz kam gegen 19 Uhr an der Mohrenstraße an.
Ein Drittel der Teilnehmer waren Helfer wie Kamellejunge oder Wagenengel, etwa 2600 die Musiker der 78 Kapellen. Den Jecken am Zugweg wurden rund 300 Tonnen Süßigkeiten zugeworfen, davon etwa 700.000 Schokoladentafeln, sowie 300.000 Strüssjer. Hinzu kamen tausende Stoffpuppen. Allein für den Bau der 26 Persiflagewagen sowie der Großfiguren wurden rund vier Kilometer Dachlatten verwendet.
Bei sechs Grad und grauem Himmel startete der Zug pünktlich um 10 Uhr an der Severinstorburg, und fast gleichzeitig begann es zu regnen – ein kräftiger Niesel weichte die Jecken durch, der Stimmung tat das aber keinen Abbruch.
Ab Mittag blieb es trocken, die Temperaturen stiegen bei Windstille auf zwölf Grad. Die angekündigten Windböen kamen erst mit der Dämmerung.
Die Wagen
Eine Überraschung gleich zu Beginn des Zuges hatte Zugleiter Holger Kirsch bei seiner Premiere parat: mit einem quasi über Nacht gebauten weinenden Dom mit Kerze an der Spitze des Zuges gedachte er den Opfern des ausländerfeindlichen Anschlags von Hanau. Auch sonst waren die oft sehr schön und detailreich gestalteten Wagen politischer als in den Vorjahren, die Politiker aus Pappmaché fast durchweg sehr gut erkennbar.
Neben den Wagen, die deutlich Position bezogen gegen rechten Populismus, Ausländerfeindlichkeit, Neonazis und Rassismus, standen der Klimawandel und die deutsche Politik im Blickpunkt der Persiflagewagen. „Wie sull dat nur wiggerjon?“ fragte der schöne Wagen mit den größten Pappnasen der Welt, von Putin über Johnson bis Trump, die am Globus zündelten.
Die Jugend ging auf die Straße, um zu verhindern, dass der Dom absäuft, und Grünen-Politiker Habeck surfte erfolgreich auf der Greta-Welle. Und „CSU-Andi“ Scheuer fiel über die Maut „op de Nas“ – Mautsch!
Dass alle Persiflagewagen in Reihe den Text des Veedelsliedes der Bläck Fööss abbilden, hat vielleicht am Straßenrand nicht jeder verstanden, es bildete dennoch einen schönen roten Faden.
Höhepunkt
Stimmungsvoller Höhepunkt war, nicht jeder wird es mögen, zweifellos die Ankunft des roten 1.FC Köln-Doppeldeckerbusses: Da ging ein Raunen durch die Südkurve, äh, besser Südstadt, die FC-Hymne wurde angestimmt, und wer den schwäbischen Trainer Markus Gisdol und seine Mannschaft glückselig oben tanzen sah, wusste: die Junge sind in Kölle anjekumme! Ähnlich gefeiert wurden nur noch die Bläck Fööss.
Musik
Eine der Attraktionen des Zochs sind die fast 80 Kapellen und Spielmannszüge, die sich wetterunabhängig in die Herzen der Jecken spielten: Wo Musik ist, ist auch Stimmung. Ergänzt wurde das durch die beiden Musikwagen mit Miljöh und Lupo sowie mit King Loui.
Pferde
Ein Zoch mit Pferden ist einfach schöner. Punkt.
Veedelsgruppen
Es war nur ein kleiner Trost für die ausgefallenen Scholl- und Veedelszöch. Aber die drei Gruppen, die mitlaufen durften, ließen erahnen, was man am Sonntag verpasst hat.