Das Thema Pferde im Rosenmontagszug erhitzt seit Jahren viele Gemüter. Jetzt haben Tierschützer einen Brief an Henriette Reker geschrieben.
Tierschützer fordernPferde im Kölner Rosenmontagszug sollen verboten werden – Festkomitee kontert
Einmal mehr kritisieren Tierschützer den Einsatz von Pferden im Kölner Rosenmontagszug. Dazu hat ein Bündnis aus verschiedenen Tierschutzorganisationen einen offenen Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker geschrieben. In dem Schreiben, das unter anderem auch an Kölner Ratsfraktionen und Landesumweltminister Oliver Krischer adressiert ist, wird erneut ein Verbot von Pferden an Rosenmontag gefordert.
Es könne „mit dem Geist des Karnevals nicht vereinbar sein, der doch Spaß und Heiterkeit bringen soll“, dass Pferde „in diesem Zug inmitten von Lärm, Menschenmassen, fliegenden Gegenständen und engen Gassen“ mitlaufen müssen, heißt es in dem Brief des „Netzwerk für Tiere Köln“, dem unter anderem der Deutsche Tierschutzbund, die Tierrechtsorganisation Peta und das Tierheim Dellbrück angehören.
Pferde im Kölner Rosenmontagszug: Für Tierschützer ein Sicherheitsrisiko
„Leid und Schmerz der Tiere wird dabei ignoriert, ebenso wie das immense und nicht behebbare Sicherheitsrisiko für alle Beteiligten und Umstehenden“, monieren die Absender. Die 2022 überarbeiteten „Leitlinien zum Umgang mit Pferden beim Einsatz in Karnevalsumzügen“ seien nur ein Feigenblatt und änderten nichts an den Problemen.
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Dass etwa allen Pferden nach einer Teilnahmezeit von vier Stunden eine mindestens halbstündige Pause ermöglicht werden soll und nach längstens acht Stunden die Tiere ganz aus dem Zug zu nehmen seien, werde nicht eingehalten, heißt es in dem Brief. Unbeachtet blieben dazu die langen Aufstell- und Wartezeiten sowie die An- und Abreise. Zudem erinnern die Tierschützer daran, dass der gesamte Zug in diesem Jahr mehr als elf Stunden dauerte.
Festkomitee Kölner Karneval reagiert auf Brief der Tierschützer
Das Festkomitee Kölner Karneval kontert: „Die gesamte Dauer eines Rosenmontagszuges spiegelt logischerweise nicht die Durchlaufzeit der einzelnen Gruppen wider. Für 2024 planen wir für den Zugleiterwagen, der erfahrungsgemäß am längsten auf der Strecke ist, eine Durchlaufzeit von drei Stunden und 50 Minuten“, teilt Sprecherin Tanja Holthaus auf Anfrage mit. Die Pferde würden vor und nach dem Zug getränkt und gefüttert. Zudem habe jeder Reiter ein Minimum an Verpflegung auch auf der Zugstrecke dabei.
Der Behauptung der Tierschützer in dem Brief, dass es wegen der Absperrungen und Zuschauermengen an keiner Stelle möglich sei, ein gestresstes Pferd aus dem Zug herauszuführen, widerspricht das Festkomitee: Es gebe entlang der gesamten Zugstrecke entsprechende Auslassstellen, um Pferde gegebenenfalls aus dem Zug zu nehmen. Dies sei gelebte Praxis. Holthaus: „Wir stellen unsere Richtlinien in jedem Jahr erneut auf den Prüfstand und arbeiten kontinuierlich an der Optimierung.“
In dem offenen Brief wird unter anderen an den schweren Unfall im Rosenmontagszug 2018 erinnert, als die Pferde einer Kutsche durchgegangen waren. „Nur durch großes Glück kam es zu keinem Todesfall“, heißt es in dem Schreiben.
Das Festkomitee weist darauf hin, dass seitdem viel für die sichere Reiterei und das Tierwohl getan worden sei. Unter anderem sei mit Veterinären der Stadt und der tierärztlichen Hochschule Hannover der Maßnahmenkatalog erarbeitet worden, der heute als Grundlage für die NRW-weit gültige Richtlinie zur Mitnahme von Pferden bei Brauchtumsveranstaltungen diene.
Holthaus: „Das Festkomitee Kölner Karneval hat diese Richtlinie nicht nur entwickelt, sondern auch bereits 2020 umgesetzt, bevor sie landesweite Gültigkeit erreichte.“ Sanktionen und Verstöße würden konsequent geahndet. Der Tierschutz habe im Zug oberste Priorität. Experten des Festkomitees, der Reiterlichen Vereinigung und des Veterinäramtes der Stadt Köln überprüften die Tiere vor, während und nach dem Zug.
Ginge es nach den Tierschützern, so war der Zug 2019 vorbildlich, als wegen des Sturms keine Tiere mitlaufen durften. Dafür hätten die Jecken viel Kreativität mit „brillanten Einfällen“ gezeigt. Viele Reiter hatten damals aufs Holz- oder Steckenpferd umgesattelt. „Eine entsprechende Anpassung der Tradition bedeutet keinesfalls das Ende des Brauchtums“, so die Unterzeichner des Briefs. Man werde auch den kommenden Zug genau dokumentieren.