„Es gibt diesmal keinen Elften im Elften“ – Das hat Oberbürgermeisterin Henriette Reker auf einer Pressekonferenz nochmal klargestellt.
Die Stadt Köln und das Festkomitee wollen die Bürgerinnen und Bürger gewissermaßen vor sich selbst schützen.
Um ein mögliches Superspreader-Event zu verhindern treten verschiedene Maßnahmen in Kraft. Unter anderem ein striktes Alkoholverbot.
Köln – Die Pressekonferenz in der Piazetta des historischen Kölner Rathauses hatte etwas von Beerdigung. Aus Gesichtern und Worten der Beteiligten sprach weitgehend Trübsal, und tatsächlich wurde am Montag etwas sozusagen zu Grabe getragen: Die Karnevalseröffnung am 11.11. in Köln. Denn die wird in diesem Jahr wegen der sich weiter verschärfenden Coronalage nicht stattfinden. „Wir sind tieftraurig“, sagte Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, „wir sind aber auch erleichtert, mit allen diesen Tag in aller Ruhe und Stille zu begehen“.
„Es gibt diesmal keinen Elften im Elften“, machte Oberbürgermeisterin Henriette Reker klar, „es ist ein Tag wie jeder andere“. Nun, das stimmt nicht ganz, denn die Stadtverwaltung unternimmt einiges, um die Kölner an diesem Tag vom Feiern abzuhalten und Jecke von außerhalb davon, überhaupt in die Stadt zu kommen. Kernmaßnahme ist ein striktes Verzehr- und Verkaufsverbot von Alkohol im öffentlichen Raum des gesamten Stadtgebiets.
Auch AWB-Mitarbeiter werden anderweitig eingesetzt
Nach Worten von Kölns Ordnungsamtsleiter Wolfgang Büscher gilt es von 0 Uhr am 11.11. bis voraussichtlich in die frühen Morgenstunden des Folgetags. „Der Ordnungsdienst wird Verstöße gegen die Bestimmung rigoros mit Bußgeldern und Zwangsmaßnahmen ahnden“, kündigte Büscher an. In der Altstadt und im Umfeld der Zülpicher Straße gilt ein Glasverbot, wie es auch sonst am 11.11. und anderen Karnevalstagen üblich war.
Absperrungen in diesen Bereichen und mobile Toiletten werde es hingegen nicht geben, sagte Büscher. Auch die Mitarbeiter der Abfallwirtschaftsbetriebe, für die der 11.11. sonst ein Großkampftag ist, „werden anderweitig eingesetzt“.
30 Prozent der Gastronomien will am 11.11. nicht öffnen
In den vergangenen Wochen hat das Ordnungsamt in der ganzen Stadt Kneipen, Restaurants und Kioske aufgesucht und auf die Situation aufmerksam gemacht. Etwa 30 Prozent der angesprochenen Gastronomen insgesamt und die meisten Wirte in Hotspots wie der Altstadt hätten zugesagt, keine Partys zu veranstalten oder am 11.11. erst gar nicht zu öffnen, berichtete Büscher. „Die Wirte sind sehr kooperativ“, lobte er. Wie auch aktuell schon, gilt auch am Tag der Nicht-Sessionseröffnung für Gastronomiebetriebe die Sperrstunde zwischen 23 und 6 Uhr.
Damit sich das jecke Treiben nicht in Privatwohnungen verlagert, appelliert OB Reker eindringlich, auf solche Partys zu verzichten: „Bleibt zu Hause, aber feiert nicht zu Hause.“ Büschers Mitarbeiter würden auch gegen verbotswidrige Veranstaltungen in Privaträumen vorgehen, wenn diese gemeldet würden, sagte er. Wie bislang gelte die Empfehlung, dass sich dort maximal zehn Menschen treffen sollen. „Ich setze auf den Zusammenhalt der Kölner, soziale Kontakte auf das absolut Notwendige zu beschränken“, sagte Reker.
Kurzfilme für soziale Netzwerke produziert
Der Elfte im Elften ist ein Hochtag des Tourismus. Von weit her reisen Menschen nach Köln, um Karneval zu feiern. Mit einer Kampagne will die Verwaltung auswärtige Jecke fernhalten. Unter dem Hashtag #diesmalnicht hängen in DB-Bahnhöfen etwa in Mainz und Koblenz, aber auch im Ruhrgebiet Plakate, in denen Wirte, Funkemariechen, städtische Mitarbeiter oder einige Prominente darauf aufmerksam machen, dass in Köln nicht geschunkelt wird.
Zudem hat die Verwaltung Kurzfilme für die Sozialen Netzwerke produziert. „Ich glaube aber, dass trotzdem Leute kommen werden“, vermutete Büscher. Die Poster sind natürlich auch in Kölner Straßen, Bussen und Bahnen zu sehen. Schauspielerin Janine Kunze ist etwa auf den Plakaten abgebildet. „Es tut weh“, nicht Karneval feiern zu können, sagt sie, „aber wir müssen in diesen sauren Apfel beißen“.
„Ich weiß, was es für die Gastronomie und die Kioske bedeutet“, die „wirtschaftlichen Einbußen sind mehr als spürbar“, sagte OB Reker. Sie habe vor der Kooperationsbereitschaft der Betriebe am 11.11. „großen Respekt“ und sei dafür „außerordentlich dankbar“. Auch dankte sie ausführlich den Kölner Karnevalisten. „Wir wollen eine Hochburg der Jecken sein, keine Hochburg der Infektionen“, mahnte Reker. Deshalb müsse es an diesem Elften im Elften in Köln, angelehnt an ein Lied der Bläck Fööss, heißen: „Drink doch keine met.“