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„Untragbare Belastung“Kölner Stadtdechant kritisiert katholische Kirche und Woelki scharf

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Abraham Lehrer, Anne Henk-Hollstein, Gregor Stiels, Henriette Reker, Robert Kleine, Falk Schnabel und Bernhard Seiger (von links nach rechts)

Abraham Lehrer, Anne Henk-Hollstein, Gregor Stiels, Henriette Reker, Msgr. Robert Kleine, Falk Schnabel und Dr. Bernhard Seiger (v.l.n.r.) beim Dreikönigsempfang im Erzbischöflichen Berufskolleg.

Das Stadtdekanat und der Katholikenausschuss laden zum Dreikönigsempfang ein. Robert Kleine findet klare Worte zur aktuellen Lage der Kirche.

Die durch das Erzbistum gehenden „tiefen Risse“, von denen Kardinal Rainer Woelki in seinem Fastenhirtenbrief von 2021 sprach, sieht Stadtdechant Robert Kleine nicht geschlossen, ganz im Gegenteil. „Ich erlebe weiterhin starke und sich ausweitende Risse“, sagte er am Montag beim Dreikönigsempfang, den das Stadtdekanat und der Kölner Katholikenausschuss im Erzbischöflichen Berufskolleg gaben.

Das Erzbistum sei im vorigen Jahr auf einen neuen Rekord bei den Kirchenaustritten zugesteuert. Hauptgrund dafür sind aus Kleines Sicht „die enorme Glaubwürdigkeitskrise und der immense Vertrauensverlust, den die Kirche durch die Verbrechen an Kindern und Jugendlichen und den Umgang mit den Tätern nicht erlitten, sondern selbst verschuldet hat“.

Menschen, die sich seit langem in der Kirche engagieren, würden sich aus dem inneren Kreis der Gemeinden resigniert zurückziehen oder sogar austreten. Dass Papst Franziskus „seit zehn Monaten nicht über den angebotenen Rücktritt von Kardinal Woelki entscheidet“, sei „in erster Linie für den Erzbischof selbst, aber auch für die Menschen in unserem Erzbistum eine Zumutung“, kritisierte der Stadtdechant.

Missbrauchsgutachten: Keine Konsequenzen für Verantwortliche

Monatlich würden Missbrauchsgutachten in unterschiedlichen Bistümern veröffentlicht, doch „keiner der darin benannten Verantwortlichen“ gestehe die Fehler klar ein und ziehe die „persönlichen Konsequenzen“. Vorschläge zur Verhinderung des Missbrauchs, die der „Synodaler Weg“ genannte Reformprozess aufgegriffen habe, würden nicht von allen Beteiligten, „schon gar nicht von allen Bischöfen als sinnvoll, notwendig und heilsam anerkannt und deshalb abgelehnt“.

Bitteres Fazit: „War schon Corona ein tiefer Einschnitt in das Leben unserer Gemeinden, so wirkt die anhaltende Glaubwürdigkeitskrise geradezu toxisch.“ Auch Gregor Stiels, Vorsitzender des Katholikenausschusses, konstatierte, „wesentliche positive Veränderungen“ seien seit der Rückkehr Woelkis aus seiner Auszeit Anfang März 2021 „nicht zu verzeichnen“.

Statt die Probleme anzugehen, die aktuell vielen Menschen zu schaffen machen, „müssen wir uns immer und immer wieder mit uns selbst beschäftigen, mit einem Kardinal, der Vertrauen und Glaubwürdigkeit nachhaltig verloren hat und mit eidesstattlichen Erklärungen versucht, Glaubwürdigkeit wiederherzustellen“. Zunehmend sei Woelki bei Veranstaltungen nicht mehr erwünscht, wie zuletzt bei der ökumenischen Vesper zu Beginn des neuen Kirchenjahres und bei der Prinzenproklamation.

Keine „wesentlichen positiven Veränderungen“ seit Woelkis Rückkehr

Es werde „immer mehr zu einer untragbaren Belastung, dass der Vatikan über die Zukunft des Kardinals im Erzbistum Köln nicht entscheiden kann oder nicht entscheiden möchte“. Ein „trauriges Beispiel“ für die Stagnation sei Woelkis Verhalten beim Synodalen Weg. Viele Gläubige wünschten sich Veränderungen – ob es nun um den Zugang von Frauen zu Ämtern oder die Sexualmoral geht –, doch der Kardinal sperre sich aus „dogmatischen Gründen“ gegen Reformen.

Bis heute nehme er von dessen Seite „keinen konstruktiven Diskurs und keinen offenen und ehrlichen Dialog wahr – und auch kein Verstehen anderer Positionen und Überdenken der eigenen“, sagte der Vorsitzende des Laiengremiums. Oberbürgermeistern Henriette Reker, die vor Stiels sprach, dankt Kleine für „die klaren Worte“. Sie vertraue darauf, „dass es zu einer Lösung kommt, die für unser Erzbistum einen Neuanfang ermöglicht“.

Kurz sprach sie den Dom an, der seit einiger Zeit nachts nicht mehr angestrahlt wird, um Energie zu sparen. Zurzeit werden die Halogenlampen gegen LED-Leuchtmittel ausgetauscht. Reker stellte in Aussicht, zu Ostern könne der Dom wieder nachts angeleuchtet werden.