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Immobilien nicht dauerhaft zu haltenWeniger Kirchensteuern – Überschuss im Erzbistum Köln 2023 eingebrochen

Lesezeit 4 Minuten
Durch ein Geländer sind die Spitzen des Kölner Doms zu sehen. Im Erzbistum Köln sind die Finanzüberschüsse 2023 eingebrochen.

Im Erzbistum Köln sind die Finanzüberschüsse 2023 eingebrochen.

Ohne massives Gegensteuern drohen dem Erzbistum Köln riesige Finanzierungslücken.

Das Erzbistum Köln hat im Wirtschaftsjahr 2023 einen Einbruch bei den Überschüssen hinnehmen müssen. Grund für den Rückgang um fast 80 Prozent sind vor allem die gesunkenen Erträge aus der Kirchensteuer. Die nach wie vor wichtigste Geldquelle der Kirche macht fast drei Viertel der Einnahmen aus. Sie ist, wie Bistumsökonom (Finanzchef) Gordon Sobbeck in einem Pressegespräch zur Vorlage des Finanzberichts erläuterte, „Dreh- und Angelpunkt“ der Finanzierung kirchlicher Arbeit.

Der Jahresüberschuss betrug 2023 nur noch fünf Millionen Euro – nach mehr als 30 Millionen im Vorjahr. Die Einnahmen aus der Kirchensteuer gingen um fünf Prozent von 689 auf 655 Millionen Euro zurück, „schon ein außerordentlicher Effekt“, wie Sobbeck sagte. Gegenläufig zu dieser Entwicklung stiegen die Ausgaben um knapp ein Prozent von 933 auf 941,5 Millionen. Die größten Posten machen die direkten Personalkosten (388 Millionen) sowie Zuweisungen und Zuschüsse an die Gemeinden, Bildungseinrichtungen und die Caritas (375 Millionen) aus.

Bilanzsumme erhöht sich auf 4,3 Milliarden Euro

Wie sich die fast 41.000 Kirchenaustritte des vergangenen Jahres konkret auf die Haushaltslage auswirken, konnte Sobbeck unter Hinweis auf das Steuergeheimnis nicht sagen. Rein rechnerisch tragen die 1,68 Millionen Katholiken im noch mitgliederstärksten deutschen Bistum pro Kopf 383 Euro an Kirchensteuer bei. Dieser Durchschnittswert ist allerdings wenig aussagekräftig, weil längst nicht alle Kirchenmitglieder auch Steuern zahlen.

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Die Bilanzsumme wuchs 2023 um 1,4 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. Den größten Anteil der Aktiva machen Finanzanlagen (Wertpapiere, Aktien, Fonds) in Höhe von 3,38 Milliarden Euro aus. Hinzu kommen die kirchlichen Gebäude mit 733 Millionen Euro.

Sobbeck betonte, dass all dies kein frei verfügbares Vermögen ist. So summieren sich Rückstellungen und Rücklagen insbesondere für die Altersversorgung von Geistlichen und Lehrkräften an kirchlichen Schulen sowie für Baumaßnahmen auf einen Betrag von mehr als drei Milliarden Euro. Das Ergebnis der Bilanz, die nach den Regeln des Handelsgesetzbuchs (HGB) für große Kapitalgesellschaften erstellt wurde, bezeichnete Sobbeck als Folge einer jahrzehntelangen Vorsorgepolitik. Sie biete „Solidität heute und Entlastung für die Zukunft“.

Erzbistum: Immobilienbestand auf Dauer nicht zu halten

In der Prognose für die nächsten Jahre erwartet das Erzbistum, dass die Schere zwischen Erträgen und Aufwendungen stark auseinandergeht. Während die Einnahmen bestenfalls stagnierten, kämen die allgemeinen Kostensteigerungen bei Löhnen und Gehältern oder beim Gebäude-Unterhalt auf das Erzbistum zu. „Ohne Gegenmaßnahmen muss bis zum Jahr 2030 eine finanzielle Lücke von mehr als 100 Millionen Euro erwartet werden“, so Sobbeck.

Auf Dauer werde insbesondere der Bestand an derzeit 5000 Gebäuden im Besitz des Erzbistums und der Gemeinden nicht zu finanzieren sein – auch mit Blick auf notwendige Investitionen in die ökologische und energetische Ertüchtigung. Hier bestehe „großer Handlungsbedarf“.

Wie in den Vorjahren war der Finanzchef bemüht, den großen Beitrag des Erzbistums in den Bereichen Erziehung, Bildung, Wissenschaft, Kultur und Caritas herauszustellen. Die Gesellschaft brauche „eine sichtbare, verlässliche, starke Kirche“. Das Geld habe hier „dienende Funktion für ein reiches und vielfältiges Leben im Erzbistum Köln“.

Ziel für 2025 ein „allenfalls moderates Defizit“

Was davon angesichts von Sparzwängen erhalten oder aber zurückgefahren und womöglich ganz aufgegeben werden muss, ließ Sobbeck offen. Über Inhalte habe er nicht zu entscheiden. Er verwies stattdessen auf einen laufenden Prozess „pastoraler Schwerpunktsetzungen“ anhand mehrerer, von Kardinal Rainer Woelki vorgegebener strategischer Ziele. Generell, so Sobbeck weiter, könne er den Grundgedanken nachvollziehen, den künftigen Mitteleinsatz nach Effizienzkriterien zu bewerten.

Mit einer konsequenten Sparpolitik glaubt Sobbeck, statt eines für 2024 berechneten Minus von 20 Millionen Euro auch das laufende Jahr mit einem positiven Ergebnis abschließen zu können. Für das nächste Jahr sei sein Ziel ein „allenfalls ganz moderates Defizit“.

Aus der Fülle der Posten zur Mittelverwendung griff Sobbeck unter anderem eine Rückstellung in Höhe von 8,8 Millionen Euro für finanzielle Leistungen an Missbrauchsopfer heraus. Die für fünf Jahre berechnete Summe sei kein Budget im strengen Sinne, sondern ein Richtwert – und stelle auch keine Obergrenze dar. Für die Zahlungen würden keine Kirchensteuern verwendet, versicherte Sobbeck. Das benötigte Geld komme vielmehr aus dem Verkauf von Immobilien.

Die umstrittene Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT), ein Lieblings- und Prestigeprojekt des Kardinals, steht mit 2,2 Millionen Euro aus Kirchensteuern in den Bistumsbüchern. Die Summe soll nach der Idee eines mittelfristigen „Businessplans“ für die KHKT bis 2029 „abschmelzen“.