Mit Regenbogenfahnen ausgestattet haben am Sonntag rund 2000 Teilnehmer einer Fahrraddemo gegen die Ausgrenzung von Lesben und Schwulen demonstriert.
Nach einer Sternfahrt durch die Stadt hatten sich die radelnden Demonstranten auf einem Platz am Rhein zu einer Kundgebung versammelt.
In der Corona-Pandemie war dies ein Alternativprogramm für die ausgefallene traditionelle Parade zum Christopher Street im Juli.
Köln – Ist es nötig, in Zeiten, in denen sich die Corona-Krise wieder zuspitzt, eine große Demonstration für die Rechte von Schwulen, Lesben- Bi- und Transsexuellen zu veranstalten? Am Sonntag haben mehr als 2000 Menschen eine klare Antwort darauf gegeben. Sie beteiligten sich an der Fahrrad-Sternfahrt, die der Kölner Lesben- und Schwulentag (Klust) organisiert hatte als Ersatz für die Parade zum Christopher Street Day im Juli, die wegen der Pandemie ausfallen musste.
Von vier Orten aus starteten die Teilnehmer auf Rädern und wurden von jeweils einem Lastwagen, Ordnern und der Polizei zur Deutzer Werft geleitet, wo die Abschlusskundgebung statfand. Bewusst hatte der Klust zuvor die Streckenführung nicht bekannt gegeben, damit sich keine Zuschauermengen am Straßenrand bildeten. Man habe ein ausgeklügeltes Konzept erarbeitet, um das Risiko auf ein Minimum zu beschränken, sagte Klust-Sprecher Hugo Winkels. So wurden die Demonstrationszüge auf der Deutzer Werft in Sektionen geführt; jede Gruppe war einem der vier Laster zugeordnet, die abwechselnd bespielt wurden; akustisch war das Programm in allen Sektionen zu verfolgen.
Start am Theodor-Heuss-Ring
Ein Startpunkt war der Theodor-Heuss-Ring. Dort stellten sich unter anderem mehr als 50 Radfahrer des Karnevalsvereins StattGarde Colonia Ahoj auf, die seit Jahren an der Parade teilnimmt. „Wir sind keine Schönwetter-Demonstranten“, betonte Präsident André Schulze Isfort. Das das ganze Jahr über sei es wichtig, für die Rechte von Homo-, Bi- und Transsexuellen einzutreten. Auch unter schwierigen Bedingungen gelte es, „sichtbar zu bleiben“, sagte ein paar Meter weiter Susanne Kalka, die gerade ein Buch mit dem Titel „Lesbisch - Feministisch - Sichtbar“ veröffentlicht hat; darin stellt sie 40 Frauen aus dem deutschsprachigen Raum vor, die, so der Untertitel, als „Role Model“ dienen können.
Mit Geklingel ging es los. An der Hinterseite der führenden Lastwagens war ein Transparent angebracht, das nicht nur das CSD-Motto „Für Menschenrechte“ zeigte, sondern auch mahnte: „Masken tragen! Abstand halten!“ Überall waren Regenbogenfarben zu sehen, auf Fahnen, Luftballons, Kunstblumenketten – und auf Mund-Nase-Masken.
Von der Notwendigkeit, „sichtbar“ zu bleiben, sprach bei der Kundgebung, bei der das Trio „Abends mit Beleuchtung“ musikalisch unterhielt, auch Jens Pielhau vom Klust-Vorstand. „Unsere Gegner schlafen nicht.“ Zu den Forderungen des Klust gehört, dass das Diskriminierungsverbot in Artikel 3 des Grundgesetzes um die Merkmale sexuelle und geschlechtlich Identität ergänzt wird und sich die Bundesregierung international für die Einhaltung der Rechte entsprechender Minderheiten einsetzt. „Die Bilder von heutigen Tag werden um die Welt gehen und Menschen in anderen Ländern Mut machen“, sagte Pielhau.
Andere Redner und Rednerinnen forderte dazu auf, Teile der Community nicht zu vernachlässigen, etwa schwule Senioren, Lesben der "Dyke March"-Demonstrationen und Flüchtlinge. Bürgermeister Andreas Wolter kam auf die internationale Perspektive zurück. Es sei ein „Skandal“, dass in vielen Partnerstädten Kölns sexuelle Minderheiten unterdrückt würden. Dafür stand die kleine Delegation aus Kattowitz, die auf Einladung der Stadt zum CSD gekommen war. Wie schon in der „Pride Show“ ging Aleksandra Kossak vom Verein Tęczówka (Regebogenhaut) auf die staatliche Unterdrückung in Polen ein. „Eure Unterstützung wird uns helfen“, sagte sie, "lasst uns zusammenstehen.“