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Gymnasium Kreuzgasse in KölnStadt bedauert Amok-Fehlalarme – Notfallpläne nicht allen Lehrern bekannt

Lesezeit 4 Minuten
Streifenwagen der Polizei stehen hintereinander geparkt auf einer Straße.

Eine Amokwarnung an einer Schule löst bei der Polizei automatisch einen Großeinsatz aus.

Bezirksregierung erläutert, warum Amokalarme an Schulen nicht geübt werden sollen.

Gleich vier Amok-Fehlalarme am Gymnasium Kreuzgasse ließen verunsicherte Schüler, Eltern und Lehrer zurück. Der Vorfall wirft grundsätzlich Fragen auf, wie Kölner Schulen auf Amoklagen vorbereitet sind – und wie gut.

Wie beurteilt das Schuldezernat der Stadt Köln die Abläufe am Gymnasium Kreuzgasse vorigen Freitag? Was lief gut? Was nicht?

Konkret antwortet das Schuldezernat auf diese Anfrage nicht, lässt nur allgemein ausrichten: „Die Stadt Köln bedauert, dass es einen Fehlalarm gab, der dazu geführt hat, dass Schüler, Schülerinnen, Lehrer und Lehrerinnen besorgt oder sogar verängstigt waren. Die Stadt Köln als Schulträgerin unternimmt ihrerseits alles, dass Schülerinnen und Schüler in einem sicheren und möglichst störungsfreien Umfeld lernen können“. Unbeantwortet blieben auch die Fragen des „Kölner Stadt-Anzeiger“, ob der Vorfall stadtintern nachbereitet wird und ob er Anlass gibt, das Vorgehen bei Amokalarmen an Schulen noch einmal grundsätzlich auf den Prüfstand zu stellen. Die Stadt teilte dazu nur mit, sie gehe davon aus, dass die Schulen die bekannten Leitfäden befolgten.

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An allen Kölner Schulen gibt es für Krisenfälle einen so genannten Notfallordner, auf den nur das Schulpersonal Zugriff hat. Was steht da drin?

Der Notfallordner wird vom NRW-Schulministerium und von der Unfallkasse NRW bereitgestellt und besteht aus zwei Teilen: einem „Krisenpräventionsteil“ und einem „Interventionsteil“ mit konkreten Handlungsempfehlungen und Hinweisen auf Hilfen in einer akuten Krisensituation – zum Beispiel bei einem Feuer, einem Gebäudeeinsturz, einem Todesfall oder einer Amoktat an der Schule. Geregelt ist zum Beispiel genau, wer welche Aufgaben übernimmt.

Warum sind diese Informationen nicht für die Öffentlichkeit bestimmt?

Damit zum Beispiel potenzielle Amoktäter die vorgesehenen Schutzmaßnahmen nicht umgehen können. Neu ist dagegen das „Handbuch Krisenprävention“ des Schulministeriums, das im Internet für jedermann einsehbar ist. Es ist eine Art abgespeckte Variante des Notfallordners und enthält zum Beispiel allgemeine Hinweise für Lehrkräfte, wie mit der Klasse angemessen über den Tod eines Schülers gesprochen werden sollte oder wie mit Fällen von Mobbing, Stalking oder sexueller Gewalt umzugehen ist.

Kennen alle Lehrkräfte den Notfallordner? Wie ist sichergestellt, dass jeder und jede weiß, was etwa in einem Amokfall zu tun ist?

Laut Bezirksregierung muss die jeweilige Schulleitung sicherstellen, „dass alle an der Schule Tätigen über den Notfallordner informiert sind“. Der Inhalt sei zudem regelmäßig zu aktualisieren. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ sprach mit zwei Lehrern aus Köln, die nach eigener Auskunft zwar „mal einen Blick“ in den Ordner geworfen, aber keine dezidierten Kenntnisse vom Inhalt haben. Einer gab an, das Klingelsignal für einen Amokfall an der eigenen Schule gar nicht zu kennen beziehungsweise noch nie gehört zu haben.

Warum wird an Schulen das Verhalten im Brandfall geübt, ein Amokalarm aber nicht?

„Amokübungen mit Schülerinnen und Schülern können zu Verunsicherungen führen“, sagt ein Sprecher der Bezirksregierung Köln. Eher böte sich die „Lernmethode des Planspiels“ an, bei der eine bestimmte Situation simuliert werde, die Schüler aber von vornherein wüssten, dass es keine Gefahrenlage gebe. Verpflichtend sind solche Übungen oder Planspiele allerdings nicht. Eine Entscheidung darüber obliegt der jeweiligen Schulleitung.

Wie erfährt die Polizei von einem Amokalarm an einer Schule?

Einige Kölner Schulen sind technisch bei einer Notrufleitstelle der Gebäudewirtschaft aufgeschaltet – wie viele das sind, will die Stadtverwaltung „aus sicherheitsrelevanten Gründen“ nicht verraten. Drückt jemand in einer aufgeschalteten Schule den „Amoktaster“ (einen Knopf, der an verschiedenen Orten im Gebäude platziert sein kann), erhält die städtische Leitstelle automatisch eine Meldung und informiert die Polizei. In Schulen, die nicht aufgeschaltet sind – zum Beispiel das Gymnasium Kreuzgasse – müssen Lehrer, Schulleiterinnen oder Sekretariate selbst die Polizei anrufen.

Wie und von wem werden die Eltern über einen Notfall an der Schule informiert?

Dies sei Aufgabe der Schule, da diese über die Kontaktdaten der Eltern verfüge, teilt die Stadt Köln mit. In der Regel geschieht das per E-Mail.