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Mieten gegen Sex, SchwangerschaftstestWas Kölnerinnen bei der Wohnungssuche erleben

Lesezeit 4 Minuten
dpa Wohnungssuche 240417

Die Wohnungssuche ist für viele Kölnerinnen und Kölner schwierig. (Symbolbild)

Köln – Als Martha H. (Name geändert) die Antwort auf ihre Wohnungsanfrage in Köln-Deutz liest, kann sie nicht glauben, was dort steht. „Die Wohnung ist in einem noch für ein Jahr vorgesehenen kinderfreien Mietshaus. Daher erfolgt die Vermietung nur an Mieterinnen und Mieter, die keine Kinder haben und aktuell nicht schwanger sind. Für diesen Nachweis bitten wir Sie, Frau Dr. K. zu kontaktieren“, heißt es in der Mail des Anbieterin.

Martha H. war gemeinsam mit einer Freundin auf der Suche nach einer WG-geeigneten Wohnung. Ein schwieriges Unterfangen für zwei junge Frauen in Köln, denn das Angebot ist gering, die Nachfrage hoch – dennoch ließen sich die beiden nicht auf das dubiose Angebot der vorgeblichen Maklerin ein.

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Screenshot der Antwort der Anbieterin, in welcher die Durchführung des Schwangerschaftstests bei einer Ärztin verlangt wird.

„Mir und meiner Freundin war das zu blöd und deshalb haben wir uns nicht mehr auf diese Mail gemeldet“, schildert sie dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. In diesem Artikel möchte sie anonym bleiben, aus Angst vor Nachteilen bei der Wohnungssuche. Screenshots der entsprechenden Inserate sowie die Forderung nach einem Schwangerschaftstest liegen der Redaktion vor.

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Mehrere Frauen berichteten „catcallsofcologne“ von geforderten Schwangerschaftstests

Anfang des Jahres berichtete eine Handvoll Frauen von derartigen Wohnungsanzeigen auf einschlägigen Immobilienportalen. Gemeldet hatten sie sich auf einen Aufruf der 28-jährigen Studentin Maresa, die den Instagram-Kanal „catcallsofcologne“ führt. Auf diesem protokolliert sie den täglichen Sexismus, den Frauen und auch Männer in Köln erfahren. Mit Kreide malen sie und ihre Unterstützerinnen und Unterstützer die Sprüche an den Orten auf die Straße, an dem die Opfer die Belästigung erfahren haben. „Ich bin auf das Problem aufmerksam geworden, weil einer Freundin bei der Wohnungssuche in Hamburg das Gleiche passiert ist“, erzählt Maresa. „Dann habe ich auf meinem Kanal gefragt, ob das auch schon Frauen in Köln erlebt haben. Daraufhin haben sich vier bis fünf Frauen bei mir gemeldet und mir entsprechende Screenshots geschickt.“

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Maresa kreidet auf ihrem Instagram-Account Catcalls of Cologne verbale sexuelle Belästigung in Köln an.

Maresa, die aus Selbstschutz nur bei ihrem Vornamen genannt werden möchte, machte sich selbst auf die Suche nach den genannten Frauenärztinnen, die die Schwangerschaftstests durchführen sollten. „Bei den Mailadressen kamen aber sofort Fehlermeldungen zurück, das waren Fakes. Da verstecken sich Leute hinter anonymen Profilen und wir haben keinen Anhaltspunkt, wer dahinter steckt“, sagt sie. Sie glaube, dass es „im Endeffekt darum ging, Daten abzugreifen – oder jemand darüber an junge Frauen rankommen wollte“. Doch ob diese Vermutung wirklich stimmt, ist unklar.

„Frauen sollten davon die Finger lassen“

Rechtliche Konsequenzen haben die Anbieter nicht zu fürchten – weil es keinen Schaden gibt, wie ein Sprecher der Kölner Polizei erklärt. „Es fehlt hierbei der Straftatbestand. Es kann auch sein, dass sich jemand einfach einen schlechten Scherz erlaubt.“ Für Wohnungssuchende können derart persönliche Fragen jedoch nicht nur zu Unwohlsein führen, sondern die besondere Drucksituation auf dem Kölner Immobilienmarkt am Ende dazu verleiten, mehr von sich preiszugeben, als man eigentlich muss. „Hier in Köln eine Wohnung zu finden, das ist die Nadel im Heuhaufen“, sagt Hans Jörg Depel vom Mieterverein Köln.

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Screenshot einer der Wohnungsanzeigen im Internet, auf welche sich die Betroffenen meldeten.

Tatsächlich ist aber nicht nur die Frage nach einer Schwangerschaft, sondern schon die nach der Kinderplanung an potenzielle Mieterinnen und Mieter nicht zulässig. „Frauen sollten davon die Finger lassen“, so der Experte. „Das Ganze ist total unseriös.“ Ihm seien auch Fälle bekannt, in denen Vermieter Wohnungen nur anboten, wenn die Mietinteressentin zum Sex bereit war. „Mittlerweile wird der Mietmarkt auf diese Art und Weise für absolute Idioten zur Besetzungscouch“, sagt Depel.

Frauen dürfen auf Frage nach Schwangerschaft lügen

Aus eigener Erfahrung und der ihrer Followerinnen weiß auch Maresa, dass gerade junge Frauen bei der Wohnungssuche teilweise mit unmoralischen Angeboten zu kämpfen haben. „Ich finde es deshalb total wichtig, darauf aufmerksam zu machen, dass solche Fragen, wie die nach der Schwangerschaft, nicht okay sind“, sagt Maresa. Hans Jörg Depel stellt klar, dass man darauf nicht wahrheitsgemäß antworten muss. „Sollte man lügen und kurze Zeit später schwanger werden, wäre das kein Kündigungsgrund. Man muss also keine Angst haben, die Wohnung deswegen wieder zu verlieren.“ Während Mietinteressenten Fragen nach den finanziellen Möglichkeiten beantworten müssen, gibt es Fragen, die mit dem Mietverhältnis nichts zu tun haben und deshalb nicht zulässig sind. „Das Ausleseverfahren ist nur dann berechtigt, wenn es sich um Fragen handelt, die für den Vermieter von maßgeblichem Interesse sind“, so Depel.

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Diese Dinge darf ein Vermieter nicht fragen

Die Grenzen bei der sogenannten Mieterselbstauskunft sind durch den Datenschutz enger gesteckt, als viele annehmen. Alles, was den höchstpersönlichen Lebensbereich betrifft, darf nicht abgefragt werden. Dazu gehört neben der Kinderplanung auch die ethnische Herkunft, die Religionszugehörigkeit, die Sexualität, politische Orientierung, Gesundheitsdaten und sogar Fragen zu Hobbies wie dem Spielen von Musikinstrumenten oder dem Rauchen. Für Mieterinnen und Mieter in Köln ist es daher wichtig, die eigenen Rechte zu kennen. In der Realität sehe der Kampf um eine Wohnung jedoch oft anders aus, weiß auch Hans Jörg Depel. Wenn der Interessent verweigere, die Informationen herauszugeben „bekommt er die Wohnung eben nicht.“