Die frühere Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner und CDU-Politiker Armin Laschet plauderten bei Joachim Frank aus dem Nähkästchen.
Talkrunde „frank & frei“Kölner Hilfe bei Notre-Dame-Wiederaufbau willkommen – aber keine deutschen Eichen
Der Großbrand der Pariser Kathedrale Notre-Dame und der Kölner Anteil am Wiederaufbau des französischen Wahrzeichens waren am Sonntagabend das Thema der Talkreihe „frank & frei“ in der Karl-Rahner-Akademie. Moderator Joachim Frank, Chefkorrespondent „Kölner Stadt-Anzeiger“, begrüßte CDU-Politiker Armin Laschet und die ehemalige Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner.
Armin Laschet ist Kommandeur der französischen Ehrenlegion
Aufgrund seiner Verdienste für den Wiederaufbau sei Laschet von Frankreich-Präsident Emmanuel Macron zum Kommandeur im Nationalen Orden der französischen Ehrenlegion ernannt worden. „Frau Schock-Werner hat es immerhin zum Oberstleutnant der Kölner Ehrengarde geschafft“, sagte Moderator Frank und sorgte damit für den ersten Lacher des Abends.
Als damaliger Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen war Laschet zum Zeitpunkt der Katastrophe am 15. April 2019 auch Bevollmächtigter für die deutsch-französischen kulturellen Beziehungen und initiierte eine Spendenaktion. Die mündete in Zusammenarbeit mit Schock-Werner als Koordinatorin in der Restaurierung von vier Kirchenfenstern in der Kölner Dombauhütte.
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Ärger über Umgang mit Großbrand im deutschen Fernsehen
„Immer wenn so große Kultureinrichtungen brennen und Geschichte und Kultur zerstört wird, dann tut mir das einfach weh“, sagte die Kunsthistorikerin Schock-Werner auf Nachfrage von Moderator Frank, der auch den aktuellen Großbrand der historischen Börse von Kopenhagen angesprochen hatte. „Der Brand von Notre-Dame hatte etwas Surreales, man konnte das kaum glauben“, sagte Schock-Werner.
„Sie haben sich an dem Abend ja sehr übers deutsche Fernsehen geärgert“, so Moderator Frank zum früheren Kanzlerkandidaten. „Das stimmt, da war ein Beitrag in der Tagesschau und danach wurden in der ARD Tierfilme gezeigt“, echauffierte sich Laschet, als wäre so ein Ereignis nicht wichtig genug. Er habe daher nicht gezögert, für Deutschland mit einer großen Spendenaktion Solidarität zu zeigen.
Kölner Dombauhütte restaurierte vier Notre-Dame-Fenster
Das Inferno hatte den Vierungsturm von Notre-Dame zum Einsturz gebracht, das Gebäude an sich war aber intakt geblieben. Der Turm bestand aus 500 Tonnen mit Blei verkleideten Eichenholzbalken. Mit giftigem Bleistaub kontaminiert wurden auch die Fenster der Pariser Kathedrale, teils geschaffen vom Grafiker und Kupferstecher Jacques Le Chevallier im Jahr 1965.
Rund 700.000 Euro hatten die Spendenaktionen Laschets und des Zentral-Dombau-Vereins eingebracht. Das Geld habe man nicht einfach überweisen, sondern praktisch helfen wollen, sagte Schock-Werner. Aufgrund der besonderen deutschen Expertise in Glasrestaurationen sei sie auf die Idee gekommen, vier der beschädigten Notre-Dame-Fenster in der Kölner Dombauhütte restaurieren zu lassen.
Laschet spricht von Vertrauensbeweis der Franzosen
„Das war ein großer Vertrauensbeweis der Franzosen, die Fenster außer Landes zu geben“, sagte Laschet. Eichenholz von deutschen Waldbesitzern wollten die Franzosen für den Wiederaufbau des Vierungsturms allerdings nicht annehmen. „Da kam dann die Antwort, französische Eichen halten besser“, erklärte Schock-Werner und sorgte damit abermals für Heiterkeit im Publikum.
Laschet und Schock-Werner haben jüngst im Greven-Verlag ein Buch zum deutschen Anteil am Wiederaufbau von Notre-Dame herausgegeben („Zurück im Herzen Europas“, 22 Euro). Fotos zeigen die Restaurierung und die wieder eingesetzten Fenster, umgeben vom nunmehr deutlich helleren Mauerwerk. „Wenn Sie reinkommen, sind es gleich die ersten vier Fenster oben rechts“, gab Schock-Werner künftigen Besuchern noch eine leicht zu merkende Beschreibung mit auf den Weg. Interessierte müssen sich aber noch etwas gedulden. Die offizielle Wiedereröffnung der Kathedrale ist aktuell für den 8. Dezember geplant.