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„Ich bin fast umgefallen“Das bedeuten die Corona-Regeln für Kölner Fitnessstudios

Lesezeit 3 Minuten

Etwa die Hälfte aller Crosstrainer und Laufbänder im Neptunbad bleibt außer Betrieb.

  1. Seit Montag dürfen die Fitnessstudios in Köln wieder öffnen – unter Einhaltung bestimmter Regeln.
  2. Dabei sieht das Hygienekonzept der Landesregierung teilweise anders aus, als es sich manche in der Branche vorgestellt haben.
  3. „Ich bin fast umgefallen“, sagt etwa Michael Küpper, Prokurist des Ehrenfelder Neptunbades. Ein Überblick.

Köln – Lange hat das Team um Michael Küpper, Prokurist des Ehrenfelder Neptunbades, am Wochenende auf die Nachrichten aus Düsseldorf gewartet. Denn Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet hatte schon am Donnerstag vergangener Woche verkündet, dass die Fitnessstudios in dieser Woche wieder öffnen können.

Doch wie die Hygienekonzepte in den Kraft- und Ausdauerstudios gewährleistet werden sollen, dazu kam zunächst nichts aus der Landeshauptstadt. Erst am Samstagnachmittag lag das Konzept vor – und sah teilweise anders aus, als es sich manche in der Branche vorgestellt hatten. „Ich bin fast umgefallen“, sagt Küpper.

Nur ein Besucher auf sieben Quadratmeter Fläche

Das Land hatte unter anderem beschlossen, dass die Trainingsgeräte drei Meter weit auseinanderstehen müssen sowie, dass auf sieben Quadratmetern Fläche nur ein Besucher kommen darf. Saunen dürfen nach wie vor nicht in Betrieb genommen werden, ebenfalls keine Duschen, Pools oder Solarien. Sportarten mit Körperkontakt sind untersagt, Trainingsgeräte müssen schnell desinfiziert werden. Manche Geräte wie Therabänder, die schwer zu säubern sind, dürfen nicht an die Kunden ausgegeben werden. Handtücher und Matten sollen diese mitbringen. Kundenkontaktdaten werden dokumentiert.

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Im Neptunbad haben die Mitarbeiter bis zum Montagmorgen alle Geräte auseinandergeschoben, wohl die Hälfte aller Crosstrainer und Laufbänder müssen außer Betrieb bleiben. Fitness-Bereich und Gastronomie können nun wieder öffnen. Küpper rechnet damit, dass zunächst drei bis vier von zehn Kunden nicht in das Center kommen werden.

Eingeschränkte Öffnung auch wirtschaftlich wichtig

Dennoch freut er sich, dass es wieder losgeht. „Für alle, die viel Sport treiben, ist es ein Befreiungsschlag. Die Mitglieder sind glücklich, dass wir wieder aufhaben.“ Küpper räumt freilich auch ein, dass die eingeschränkte Öffnung auch wirtschaftlich wichtig sei. „Wir müssen aufhaben, um Geld zu verdienen.“ Feste Mitarbeiter habe man in Kurzarbeit geschickt, Studenten und Minijobber aber weiterbezahlt und manche Sanierungsarbeit in der Corona-Pause durchgeführt.

Auch das Mülheimer Studio „Kraft-Station“ hat seit Montag geöffnet. „Die Resonanz hält sich noch in Grenzen“, sagt Wolfgang Braun, Inhaber des Familienbetriebs, dass an der Heidelberger Straße liegt. Derzeit kämen nur die Sportbegeisterten. Die Bestimmungen der Landesregierung seien zwar plötzlich gekommen, man habe sich aber vorstellen können, was auf die Studios zukommt. So seien ein Teil der Geräte und die Duschen gesperrt sowie Desinfektionsflaschen aufgestellt worden. „Wir sind bloß froh, dass wir wieder aufmachen können“, so Braun.

Kritik an fragwürdiger PR-Aktion von McFit

Im Sportstudio von McFit in Kalk hat das Team erst gar nicht den Montagmorgen abgewartet, sondern schon eine Minute nach Mitternacht die Türen geöffnet (hier lesen Sie mehr). Und um noch mehr Kunden anzulocken, wurde unter den ersten 100 Besuchern eine Reise in die USA verlost. Schnell kam Kritik an der Aktion auf: „Ich finde diese PR-Aktion von McFit sehr fragwürdig. Sie setzt ganz klar das falsche Signal“, sagte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach der Nachrichtenagentur dpa.

Es entstehe der Eindruck, die Pandemie sei bereits überwunden – und das bei einer jungen Zielgruppe. „Wir brauchen aber die Vorsicht und die Zurückhaltung und die Abstandseinhaltung genau dieser Generation, die hier angesprochen wird.“